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-Rose's Sicht-
Der Tag ist heute ausnahmsweise mal nicht so stressig. Ich habe nicht viel zu tun, also schaue ich bei Mrs. Wilson vorbei. Mit einem Klopfen komme ich in ihr Zimmer. Ich zucke leicht zusammen. Meine Mutter sitzt bei ihr am Bett und unterhält sich mit der alten Frau. Als sie mich bemerken, schauen sie mich beide lächelnd an. "Sie kommen aber früh heute. Sonst kommen Sie immer nur abends." sagt Mrs. Wilson und winkt mich zu ihr her. Ich gehe mit langsamen Schritten auf das Bett zu und versuche dabei meiner Mutter nicht in die tiefschwarzen Augen zu sehen. "Ich habe heute nicht viel zu machen, deswegen wollte ich mal vorbei schauen ..." flüstere ich schon fast. "Sie kommen wie gerufen, mein Kind. Ich habe mich gerade ein wenig mit ihrer Mutter über die kleine Lady unterhalten." erzählt sie mir. Ich fahre noch mehr in mich zusammen. Meine Mutter ist doch schon genug sauer auf mich. Eigentlich dachte ich schon, sie würde mich enterben, so wütend war sie. Aber jetzt schaut sie nachdenklich auf den Boden. "Du Rose, ich war zu streng zu dir. Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist. Du bist jetzt schon eine erwachsene Frau. Es ist deine Entscheidung, wen du liebst und ich bin mir sicher, dass Lady das Beste ist, was du jemals im Leben bekommen wirst. Ich möchte, dass ihr glücklich seid. Du sollst das Traummädchen haben, welches ich auf tragische Weise verloren hatte." Ich sehe Tränen in ihren dunklen Augen aufblitzen. "Wirklich?" schluchze ich glücklich. Ich muss keine zwei Jahre warten, bis Lady endlich alt genug ist. Ich kann sie wieder küssen, sie so fest umarmen wie ich will und ich kann wieder mit ihr im Arm einschlafen. Niemand wird dagegen etwas sagen.

-Ladys Sicht-
Ich lege das Fotoalbum wieder zurück in meinen Nachttisch und wische mir die Tränen weg. Meine Mutter würde nicht wollen, dass ich wegen ihr noch unglücklicher bin. Automatisch laufe ich zu dem geliebten Bücherregal und nehme mir das Märchenbuch heraus. Damit setze ich mich zurück ins Wohnzimmer auf den Sessel und denke an die Zeit zurück, wie meine Mutter mir immer daraus vorgelesen hatte. Auch das Lesen hatte sie mir schon mit vier Jahren beigebracht. Ich weiß noch, wie stolz sie auf mich war, weil ich es so schnell begriffen hatte. Während ich in meinen Erinnerungen schwebe, lege ich meinen Kopf auf dem Buch ab und nicke ein.

Das Klingeln der Tür weckt mich. "Rose?.." murmele ich verschlafen. Ich schaue kurz auf die Uhr. Es ist erst Mittag, daher kann sie das nicht sein. Mit tapsigen Schritten gehe ich zur Tür und öffne sie. Ich muss hochschauen, um der Person ins Gesicht zu sehen. "Grace." Meine Stimme zittert. Ich spüre, wie mich die Panik von hinten packt und ein durch dringlicher Schmerz sich in meiner Magengegend breit macht. "Hallo, mein Püppchen." raunt sie mit einem widerlichen Grinsen im Gesicht. Sie schubst mich in die Wohnung und drückt mich an die Wand. "Ich war heute ein wenig alleine ohne dich. Den ganzen Tag. Das sollte nachgeholt werden, oder?" Ihre Arme sind viel stärker, als meine, sodass ich nicht entkommen kann. Ich schüttle den Kopf. Auf keinen Fall will ich irgendwas nachholen. Wer weiß, was sie diesmal vor hat. Ich merke schon, wie mir Tränen über die Wange fließen. "Bitte nicht ..." hauche ich heiser. Sie holt ein Tuch aus ihrer Jeanstasche und drückt es mir fest ins Gesicht. Es riecht seltsam wie Desinfektionsmittel oder dergleichen. Mir wird schwindelig und ich versuche die Luft anzuhalten. "Oh, doch." kichert sie und noch nie zuvor hatte ich schon mal ein so böses Lachen gehört. Nicht mal in Filmen. Juliet hat Grace's böse Absicht wohl bemerkt, denn sie kommt auf sie zu und faucht sie wütend an. Grace tritt sie einfach weg und ich höre Juliet schmerzhaft jaulen. Wie kann man nur so sein, wie sie?! Was ist das überhaupt für ein Zeug?! Ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten und rutsche deshalb an der Wand auf den Boden hinunter. Meine Augenlider werden schwer und mir wird schwarz vor Augen.

-Rose's Sicht-
Mit hastigen Schritten stürme ich die Treppe hoch. Man hört meine hohen Schuhe durchs ganze Treppenhaus hallen, doch das ist mir jetzt egal. Beim Aufschließen fällt mir vor Aufregung sogar der Schlüssel aus der Hand. Beim zweiten Versuch gelingt es mir und ich reiße die Tür auf, um darauf ins Appartement zu stolpern. "Lady! Lady ich-"  In der Wohnung ist es mucksmäuschenstill. Nicht mal ein Geräusch von einer eingeschlafenen Lady im Wohnzimmer. Juliet sitzt jammernd in ihrem Körbchen und schaut mich mit großen runden giftgrünen Augen an, als würde sie sagen "Tut mir leid, Rose.". Ich gehe durch jedes Zimmer, doch nirgendwo sehe ich ihre lila Haare oder ihren blassen Körper, der wie heute morgen noch in einem ihr zu großem T-Shirt gesteckt hatte. Wo ist sie hin? "Lady?" In meiner Stimme hört man die Panik. Man hört, wie sehr ich hoffe, dass sie sich nur im Jackenschrank versteckt, um mich zu erschrecken, aber auch da ist sie nicht. Sie ist weg.

Too young for you [GxG]Where stories live. Discover now