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-Rose's Sicht-
Ständig wiederholen sich Mrs. Wilson's Worte in meinem Kopf. "Danke, ich weiß. Ich werde mein Bestes geben." sage ich und zucke im gleichen Moment noch zusammen. Eine Krankenschwester kommt ins Zimmer. "Dr. Adams, ein Notfall. Eine Jugendliche mit Beinfraktur. Das sollte operiert werden." erzählt sie ein wenig aufgebracht. "Haben sie einem Chirurgen Bescheid gesagt?" frage ich ernst. "Ja, es ist alles bereit für eine Operation." Ich gehe mit der Krankenschwester hinaus zu den Operationssälen. Als ich ins Vorzimmer komme, stockt mir der Atem. Lady! Sie liegt leblos auf dem Krankenbett mit der Atemmaske im Gesicht. "Sie ist eingeschlafen, Sie können jetzt in den Operationssaal." fordert der Chirurg, den ich nur flüchtig kenne. "Alles in Ordnung, Dr. Adams?" fragt er mich und zieht sich eine Atemschutzmaske drüber, was mich an Ladys ausgedachte akute Bronchitis erinnert. "J-ja, es ist nur ... Ich kenne das Mädchen." stottere ich und nehme mir auch eine Maske. "Verstehe, dann sind Sie mir hoffentlich besonders vorsichtig." Zusammen gehen wir in den Operationssaal. Während der ganzen Operation über tut mein Herz weh. Sie da so leblos liegen zu sehen, mit offenem Bein, ist echt schlimm. Besonders wenn der Chirurg ständig mit scharfen Werkzeugen an ihr rumspielt. Ich muss mich echt beherrschen, mich nicht zu übergeben. Ich bin Ärztin geworden, eben weil ich viel aushalten kann. Wie oft habe ich schon das Innere eines lebenden Menschen gesehen? Oft genug. Aber bei Lady ist es vollkommen anders.

Nachdem die Operation endlich vorbei ist, bringen eine Krankenschwester und ich Lady in ein Zimmer, wo sie in Ruhe aufwachen kann. Ein braunhaariges Mädchen läuft uns hastig hinterher. Ist das nicht die Schwester von Lady? Auf der Party hatte ich sie nur kurz gesehen, denn ich war zu sehr von Lady abgelenkt und das letzte Mal, als ich ihre Stimme gehört hatte, saß ich im Schrank, um mich zu verstecken. "Ist alles gut gelaufen?" fragt sie die Krankenschwester besorgt, welche ihr lächelnd zunickt. Sie atmet erleichtert aus und kommt mit uns ins Zimmer, wo wir das Bett mit Lady abstellen. "Ich bleib hier." versichere ich der Krankenschwester. "Oh danke, Dr. Adams. Ich dachte schon, ich bekomme heute keine Pause mehr." seufzt sie erleichtert und geht dann aus dem Raum. Ladys Schwester mustert mich und schaut mich nachdenklich an. "Kenne ich Sie irgendwo her?" fragt sie mich neugierig, was mich sofort nervös macht. "I-Ich glaube nicht ..." murmele ich und setze mich neben Lady auf einen Hocker. "Was ist passiert?" will ich wissen. "Ich weiß nicht genau. Lady hatte wohl ein großes Problem mit einem alten Bekannten von mir ..." fiepst sie. Sie sieht total müde und erschöpft aus. Was mit Lady war, frage ich wohl lieber, wenn sie wieder ganz bei Sinnen ist, denn so mache ich mich nur verrückt. "Wie lange dauert es, bis sie aufwacht?" fragt mich ihre Schwester. "Naja, es wird wohl mehr als eine halbe Stunde dauern. Vielleicht sogar auch zwei Stunden. Das ist immer unterschiedlich." seufze ich. "Ach so ..." gibt sie leise von sich und schaut dann müde auf den Boden. "Du kannst ruhig schon nachhause gehen. Wenn etwas ist, melde ich mich bei dir, in Ordnung?" schlage ich ihr vor und sie schaut nachdenklich zur Seite. "Ich weiß nicht ..." murmelt sie und schaut dann besorgt zu Lady, deren kleiner Brustkorb sich langsam hebt und wieder senkt. "Mach dir keine Sorgen, ich pass schon auf sie auf." will ich sie beruhigen. Sie schaut mich mit großen Augen an. "Ok, ich vertraue Ihnen." sagt sie, was mich irgendwie freut und gibt mir die Telefonnummer, falls was ist. Dann tapst sie müde zur Tür, schaut nochmal kurz zu Lady, dann zu mir und schlendert darauf aus der Tür, die gleich danach wieder zufällt. Ich lege meine Hand an Ladys Wange. "Was hast du nur gemacht, Kleine?..." seufze ich und streiche über ihre weiche Haut.

-Ladys Sicht-
Mein Kopf tut so weh, mein Bein tut weh, mir tut alles weh. Meine Gedanken fahren Karussell, während ich schwer meine Augen öffne. Alls weiß, wie im Krankenhaus. Was war nochmal? Ach ja, ich musste operiert werden. Das ging mir alles zu schnell. Ich schaue mich verwirrt um. Keine Amber zu sehen, aber Rose! Das bilde ich mir nicht ein, oder? Hoffentlich nicht! "Rose?..." Meine Stimme ist fast weg. "Lady, du bist endlich wach! Wie fühlst du dich, Süße?" Es ist ein schönes Gefühl ihre Stimme wieder zu hören. Für sie waren es Stunden, doch für mich hat es sich angefühlt wie endlose Jahre, die wir uns nicht gesehen haben, besonders wegen der Narkose. Ich brauche einen Moment, um ihr zu antworten. "Mir tut alles weh, ich will kuscheln ..." hauche ich. Jetzt ist meine Stimme wohl komplett weg. "Ich komm gleich zu dir, ok? Ich hole dir nur eben eine Schmerztablette." Sie läuft hastig aus dem Raum und plötzlich fühle ich mich allein gelassen. Es ist schrecklich still hier drin und gruselig. Ich hasse Krankenhäuser in der Nacht. Es ist wie in einem Horrorfilm. Mir entwischt eine Träne, die über meine Wange kullert und dann auf der weißen Decke landet. Rose, komm zurück ... Genau im selben Moment kommt sie auch rein, mit einem Glas Wasser und einer dicken Tablette. "Schluck sie einfach schnell runter." sagt sie, setzt sich wieder neben mich und streicht mir über den Rücken. Ich mache es, wie sie es gesagt hat und trinke das Glas aus. Dann schaue ich wieder zu ihr. Meine Augen brennen wieder, schon wieder muss ich weinen. Das ging alles so schnell. Viel zu viel auf einmal. "Bitte umarm mich, Rose." schluchze ich und strecke meine Arme nach ihr aus. Sie beruhigt mich mit ihrem Lächeln, geht zur Tür, schließt ab und kommt dann zu mir unter die Decke. Ich kuschle mich fest an sie und fange bitterlich an zu weinen. "Das war alles Zuviel für mich, das ging alles zu schnell." weine ich in ihren weißen Kittel. Sie drückt mich an sich und streicht mir über meine Haare. "Pscht, es ist alles gut. Die Operation ist vorbei und hier in meinen Armen bist du sicher. Hier kommt niemand an dich ran, meine Kleine."

Too young for you [GxG]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt