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Mit einem brummenden Schädel und tränenden Augen wache ich auf. Ich liege auf dem harten Boden von Arthurs Schlafzimmer. Ich setze mich auf und atme erleichtert aus, als ich sehe, dass meine Kleidung noch dran ist. Arthurs Stimme hallt aus dem Flur. Er telefoniert aufgebracht mit jemanden ... Das ist meine Chance! Ich spähe aus der Tür, doch er ist zu nah, um zu fliehen. Scheiße! Was jetzt?! Ich schaue zum Fenster. Wir sind im ersten Stock und das Fenster führt auf das Garagendach. Ohne darüber weiter nachzudenken, öffne ich das Fenster und hüpfe auf das Dach der Garage. Arthur scheint mich gehört zu haben, denn er kommt wütend ins Schlafzimmer gestapft. "Was machst du da? Bist du verrückt?!" ruft er wütend und versucht sich durch das Fenster zu quetschen. Zum Glück ist er zu groß. Ich tapse mit vorsichtigen Schritten zum Rand des Dachs und schaue hinunter. Vor der Garage liegt ein großer Haufen Schnee ... Wenn ich springe, ist der Aufprall nicht zu hart ... "Lady, komm sofort zurück!" schreit Arthur nun hysterisch. Ich schaue nach hinten. Mit kaltem Blick begegnen sich unsere Augen. Seine Braunen und meine Blauen. "Du kannst mich mal!" zische ich böse und springe dann auf den Schneehaufen, mit der Hoffnung, dass es nicht wehtut. Doch der Schneehaufen ist nicht so weich, wie ich dachte. Ich höre ein Knacksen in meinem Bein und verspüre einen schlimmen Schmerz. Mir laufen warme Tränen das Gesicht herunter, aber ich renne einfach los. Dieser dreckige Sack soll bloß seine Pfoten von mir lassen! Niemand anderes als Rose darf mich berühren! Arthur wohnt nicht weit weg von uns und so komme ich bald an unsere Haustür. Ich klingele gefühlte hunderttausend Male, in der Hoffnung Arthur kommt nicht gleich wieder, um mich zu schnappen. Amber öffnet verschreckt die Tür und nimmt mich sofort in den Arm. "Wo warst du?!" fragt sie besorgt und zieht mich ins warme Haus. Mein Bein tut so sehr weh, dass ich mich einfach in ihre Arme fallen lasse. Sie hebt mich hoch und setzt mich auf die Couch. "Ich ... Arthur ... Drecksack ..." schluchze ich durcheinander. Sie schaut mich schockiert an. "Arthur?" Bei dem Namen fange ich wieder bitterlich an zu weinen. "Er ... Er wollte mich anfassen, Amber! Mit seinen ekelhaften großen Händen, womit er bestimmt schon jemanden erwürgt hat!" heule ich und versuche mit meinem Hemd die Tränen wegzuwischen, was aber nichts bringt, denn ständig kommen Neue. "Beruhig dich erstmal. Du erzählst mir morgen alles, ok? Es ist schon fast ein Uhr." beruhigt sie mich mit ihrer große Schwester Stimme. Ich nicke schluchzend und ziehe mir die Schuhe und Strümpfe aus. Bei dem Blick auf die Strümpfe, fällt mir wieder ein, dass Rose sie ja so toll gefallen haben. Ich wünschte, sie wäre jetzt auch hier. "Dein Bein ist ja ganz lila!" sagt meine Schwester plötzlich. Ich schaue nach unten. Unter meinem Knie ist ein fetter lila Fleck. "Ich glaub, ich hab mir was verstaucht ..." murmele ich unschuldig. "Verstaucht? Ich glaube, das ist sogar gebrochen!" meint sie aufgebracht. "Zieh die Strümpfe und Schuhe wieder an. Ich trage dich ins Krankenhaus." sagt meine Schwester entschlossen und zieht sich Jacke und Schuhe an. Ich fange wieder an zu weinen, aber nur weil sie so eine tolle Schwester ist. Sie ist immer für mich da. "Ich liebe dich, Schwesterherz." schluchze ich. "Ja, ich dich auch, aber mach jetzt!"

-Rose's Sicht-
Nach dem Besuch bei meiner Mutter fahre ich nochmal ins Krankenhaus. Heute habe ich Nachtschicht. Ein wenig gestresst stell ich meine Tasche im Büro ab und hole dann die Medikamente für Mrs. Wilson. Sie ist immer die erste, um die ich mich kümmere, doch ich glaube, sie mag mich nicht wirklich. "Guten Abend." seufze ich geschafft vom Kisten schleppen, aber trotzdem freundlich, als ich ins Krankenzimmer komme. "Haben sie heute Nachtschicht?" fragt sie verwundert. "Ja, leider. Keine Sorge, ich gehe Ihnen nicht lange auf den Keks. Ich überprüfe nur alles, gebe Ihnen Ihre Medikamente und dann verschwinde ich auch wieder." sage ich. Ich habe nichts gegen sie. Ich kann sie verstehen, dass sie von den meisten Ärzten hier genervt ist. "Keine Eile." lacht sie. Am Waschbecken schenke ich ihr ein Glas Wasser ein, damit sie die Tablette schlucken kann, und reiche es ihr, wobei mir mein Handy aus der Tasche fällt. Ich höre ein Knacksen, was wohl der Bildschirm war. "Och, nee!" nörgele ich, ignoriere das Handy und schaue nach Mrs. Wilson's Werten. "Ups, ich glaube, das ist hin." sagt sie und hebt mein Handy auf. Erst denke ich mir nichts dabei, bis mir einfällt, dass mein Sperrbildschirm ...

 "Was für ein süßes Mädchen! Ist das nicht die kleine Lady, die sich immer so lieb um mich kümmert? Ja, das sind ihre lila Haare

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"Was für ein süßes Mädchen! Ist das nicht die kleine Lady, die sich immer so lieb um mich kümmert? Ja, das sind ihre lila Haare. Kennen sie das Mädchen gut?" will sie wissen. Wenn ich sie nicht gut kennen würde, hätte ich sie wohl nicht als Hintergrundbild. "Ja, wir kennen uns sehr gut." pressen meine Lippen hervor. Oh Gott, bitte lass sie nichts ahnen! "Sehr liebes Mädchen ... Und so hübsch." murmelt sie vor sich hin. "Sehr lieb ..." füge ich hinzu und schaue dabei geistesabwesend aus dem Fenster in die Nacht hinein. Ob sie wohl gerade zuhause ist und wieder ein Buch liest? "Ihr Handy." holt mich Mrs. Wilson's Stimme aus meiner Gedankenwelt zurück. "Ach so, ja ..." Ich nehme dankend mein Handy, welches nun einen kleinen Sprung im Glas hat. "Hat Ihnen die Kleine den Kopf verdreht?" fragt sie mich lächelnd. "Was?" Ich bin immer noch ein wenig abwesend. Ich bekomme Lady nicht aus dem Kopf. Irgendwie habe ich ein seltsames Gefühl ... Ich wünschte, ich hätte sie nachhause gebracht ... "Ich weiß nicht wovon sie reden ..." gebe ich leise von mir. Niemand darf wissen, was zwischen mir und Lady ist. Ich würde meine Arbeit verlieren, würde vielleicht sogar im Gefängnis landen und das Schlimmste ... Ich würde sie verlieren ... "Erzählen Sie mir nichts. Ich sehe doch immer wie sehnsüchtig sie sich ansehen. Und Lady hat mich tatsächlich überzeugt, dass Sie doch nicht ganz so arrogant und egoistisch sind, wie Ihre Mutter." Ich brauche einen Moment um ihre Worte zu verarbeiten. "Bitte sagen Sie niemanden etwas!" sage ich panisch und schon mit Tränen in den Augen. Sie lächelt mich liebevoll an. "Ach was, so bin ich doch nicht! Das Mädchen hat Sie wirklich gern, das weiß ich. Nur lassen Sie sich eins durch den Kopf gehen, mit zerbrechlichen Dingen ist nicht zu spielen." Sie schaut kurz auf mein Handy und fährt dann fort. "Zerbrechliches ist meist wunderschön. Porzellan, Glasfiguren, ja auch lebendes wie Schmetterlinge oder Blumen. Und Lady. Ihre Mutter hat das leider zu spät gemerkt."

Too young for you [GxG]Where stories live. Discover now