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Als meine Schwester am nächsten Morgen noch schläft, begleite ich Rose nachhause. Sie wohnt in einem kleinen süßen Apartment am Rand der Stadt. "Möchtest du noch ein wenig bleiben? Ich muss zwar noch was für die Arbeit machen, weil ich ja gestern nicht dazu kam, aber du kannst es dir hier gerne gemütlich machen." schlägt mir Rose vor. Ihr Gesichtsausdruck sagt mir, dass sie unbedingt will, dass ich bleibe. Also bejahe ich und komme mit rein. Rose geht in ihr Büro, während ich mir ihre Wohnung anschaue. Auf der Couch im Wohnzimmer liegt eine dicke, flauschige und schwarze Katze mit leuchtend grünen Augen. Sie beobachtet mich, während ich mich zu ihr setze. Sie miaut einmal und steht dann auf, was mich zusammen zucken lässt. Das letzte Mal, als ich einer Katze begegnet bin, habe ich eine tiefe Narbe danach gehabt. Mit ihren flauschigen Pfoten klettert sie auf meinen Schoß und macht es sich dort gemütlich. Schön und gut, aber wie komm ich hier jetzt wieder weg? Sie von mir runterzuschubsen traue ich mich nicht. Also nehme ich sie vorsichtig auf den Arm und hoffe, dass sie mich nicht aufschlitzt. Dann laufe ich mit langsamen Schritten zu Rose ins Büro. "Was ist das denn für ein großer Tiger?" frage ich mit hoher Stimme. Rose hebt ihren Blick von den Akten, oder was auch immer da liegt, und schaut mit ihren dunklen Augen zu mir. "Ach so, das ist Juliet. Keine Sorge, die tut nichts." versichert sie mir. Ich lasse die dicke Katze wieder runter und tapse zu Rose hinter den Schreibtisch. Sie konzentriert sich wieder und scheint mich nicht mal zu bemerken. Ich bin mal wie Juliet. Also setze ich mich auf ihren Schoß. "Möchte da jemand beachtet werden?" fragt sie kichernd. "Arbeite ruhig weiter, ich kuschle hier nur." antworte ich und kuschle mich noch mehr in ihren Schoß. Wieder versenkt sie ihren Kopf in die Akten. Ab und zu fallen mir fast die Augen zu. Es ist einfach zu still. Man hört nur das Ticken der Uhr, die neben der Tür hängt. "Du, Rose?" breche ich die Stille. "Ja?" erwidert sie, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. "Wie geht das jetzt mit uns weiter?" frage ich. Sie seufzt. "Naja, ich denke, wir können erstmal nichts anderes tun, außer es jedem zu verheimlichen." antwortet sie mit einem traurigen Unterton. "Und wenn es doch jemand erfährt?" will ich wissen. "Dann haben wir ein Problem." sagt sie monoton. Ich kann sehen, wie sich ihre Hand, mit dem Kugelschreiber zwischen den Finger, verkrampft. "Ja ..."
Eine weitere Zeit Stille erfüllt das Büro, was mich schon fast verrückt macht, bis ich ein Grummeln höre. Ich fange an zu lachen. "Hast du Hunger?" frage ich Rose, die jetzt ein wenig rot geworden ist, und lache immer noch dabei. "Ein bisschen ..." murmelt sie. Ich stehe auf. "Ich mach dir was, lass dich überraschen." sage ich und hopse in die Küche. Ich liebe es Essen zu machen und für Rose mache ich es noch lieber. Ich schaue nach, was Rose alles an Zutaten da hat und mache dann Pfannkuchen. Zwei ganz dicke lege auf einen Teller und schmiere Nutella auf einen. Und da mir das noch nicht reicht, schneide ich auch noch eine Banane und lege die kleinen Scheiben auch darauf. Dann kommt der andere Pfannkuchen drauf und fertig. Juliet schaut mir dabei gespannt zu und stupst mich ein paar mal mit ihrer kalten Nase an, als würde sie auch etwas davon haben wollen. Mit dem Teller gehe ich zurück ins Büro und passe dabei auf, dass ich nicht stolpere, da Juliet die ganze Zeit zwischen meinen Beinen herum tapst. "Meine Dame, ihr Frühstück ist hiermit angerichtet." sage ich in einem geschwollenen Ton und Rose muss lachen. "Du hast dir ja Mühe gegeben!" sagt sie erstaunt, als würde sie sich morgens nur von einer Scheibe Brot ernähren. "Natürlich, ich hab es schließlich für dich gemacht." sage ich lächlend. "Du Schleimer." kichert sie, worauf ich eine Schnute ziehe. Sie nimmt ein Stück mit der Gabel und hält es mir vor den Mund. Ich schüttle den Kopf. "Das ist allein für dich. Ich esse morgens nie etwas." lehne ich ab. Ich mag es zwar Essen zu machen, aber essen tue ich ungern. Ich esse vielleicht einmal am Tag und wenn nur was kleines, weshalb ich vielleicht auch ein wenig mager geworden bin.
Nach einiger Zeit, wo Rose ihr Frühstück verputzt hat und ich es mir wieder auf ihrem Schoß gemütlich gemacht habe, klingelt es an der Tür. Mein Herz setzt für einen Moment aus und Rose fällt der Stift aus ihrer blassen Hand. "Wer ist das?" frage ich und schaue nervös zu Rose, die noch blasser ist als sonst schon. "Ich habe vergessen, dass meine Mutter heute kommen wollte." sagt sie mit zitternder Stimme. Ok, Lady, lass dir schnell was einfallen! Hier kann man sich nirgendwo gut verstecken also ... Ich nehme mir eine Atemschutzmaske aus einer Schublade von Rose's Schrank und ziehe sie mir an. "Wenn sie fragt, ich bin deine Patientin, die hier ist, um mit dir zu reden!" sage ich. Rose weiß genauso wie ich, dass das eigentlich total bescheuert ist, aber beim zweiten Klingeln akzeptiert sie es einfach und geht zur Tür, während ich mich im Wohnzimmer auf die Couch setze. Ich höre wie Rose ihre Mutter begrüßt und mit ihr ins Wohnzimmer läuft. Äußerlich zittere ich leicht aber innerlich flippe ich gerade komplett aus vor Nervosität. Rose's Mutter ist genauso wie sie, eine große schlanke Frau. Sie hat blondierte kurze Haare, die schon einen kleinen schwarzen Ansatz haben. Ihre Augen sind genauso schwarz, wie die von Rose, was mir mein Herz verkrampfen lässt. Warum sind diese dunkeln Augen so angsteinflößend aber trotzdem schön?! "Huch, wer ist denn die Kleine da?" fragt sie, als sie mich erblickt. Hat sie mich gerade ernsthaft Kleine genannt?! "Das ist eine Patientin von mir, die kurz vorbeischauen wollte, um sich Medikamente empfehlen zu lassen. Sie hat nämlich eh ..." Oh Gott, Rose, bitte denk nach! "Eine akute Bronchitis. Das arme Ding hustet ganz schlimm." fügt sie hinzu und schaut mich gespielt mitleidig an. Wenn ich jetzt nur wüsste, was genau das für eine Krankheit ist. Einfach husten. Also huste ich gespielt, was ziemlich echt rüber kommt. Das Rauchen hat sich doch gelohnt. "Och Mensch. Das wird wieder." versichert mir Rose's Mutter und schenkt mir ein Lächeln. Da sie durch die Atemschutzmaske nicht meinen Mund sehen kann, nicke ich einfach stumm. Bitte lass das hier schnell vorbeigehen!

Too young for you [GxG]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt