Kapitel 77

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Samstag, 2. September

Den Rest der Woche habe ich damit verbracht, Elif und Can zu hassen und mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ramazan hat mir die Notizen aus der ersten Biologie Stunde - die ich dank Can nicht miterleben konnte - gegeben, damit ich sie abschreiben kann. Gerade schreibe ich sie auf meinem Bett ab und schaue auf mein Handy, um zu gucken, ob mir Ramazan geantwortet hat.

'Nein, haben wir nicht.' Ich habe ihn gefragt, ob wir Hausaufgaben aufhaben.

Den letzten Satz schreibe ich zu Ende und mache mich unfreiwillig auf den Weg zu meinem Kleiderschrank, um mich für das Essen bei Cihan fertig zu machen. Demotiviert hole ich mir einen schlichten, dünnen, dunkelgrünen Pullover raus und ziehe dazu eine schwarze Hose an. Es ist nur seine Familie und kein Nobelrestaurant. Meine Haare stecke ich - nachdem ich Trockenshampoo auf meine Haare gesprüht habe - zu einem Dutt zusammen, da meine Locken momentan so aussehen, wie deformierte Nudeln. Noch ein bisschen viel Parfüm, bevor ich meine schwarze Lederjacke und Schuhe anziehe und ich bin fertig. "Mam? Gehen wir jetzt?", rufe ich aus meinem Zimmer. "Warte, bis dein Vater anruft!" Solange schmeiße ich mich zurück auf mein Bett und lege die Blätter zur Seite, bevor ich an mein Handy gehe.

'Du gehst also zu Cihan?', schreibt mich Can plötzlich an. Wie?

Ramazan kann es ihm nicht gesagt haben. Das würde er nicht tun. Aber wie hat er es sonst herausgefunden? Natürlich! Ich habe Ramazan gestern noch einmal geschrieben, dass er nichts sagen soll. Daraufhin hat er gefragt, was ich meine. Ich Dummkopf! Can hatte Ramazans Handy in diesem Moment in der Hand! Was liest er sich unsere Nachrichten durch?! Spinnt der Typ? Was liest er unsere Nachrichten? Das geht ihn einen Scheiß an!

'Geht dich nichts an', schreibe ich wütend über die Tatsache, dass Can es jetzt weiß.

'Stell dich jetzt nicht so an.' Was soll das jetzt heißen?

'Musst du dich nicht um irgendwelche Weiber kümmern?'

'Was mache ich denn grad?' Arschloch!

'Ich bin keins deiner Weiber, immer noch!' Dieser Typ macht mich immer wütender!

'Das glaubst du jedenfalls.'

'Nein, du glaubst jedenfalls, dass ich einer deiner Weiber bin', stelle ich seinen Satz um.

'Du bist einer meiner Weiber.' Dieser Satz lässt mich sehr wütend werden und da ich ihn nicht anschreien kann, da er nicht hier ist, fange ich an etwas zu zittern.

'Darauf kannst du lange warten, Can!' Ich will ihm jetzt unbedingt eine Scheuern!

'Du hast dich mir schon längst hingeben. Gib es doch zu, dass du etwas von mir willst.' Ich? Ich will etwas von ihm? Schwester, gibs ihm!

'Wer war derjenige, dessen sehnlichster Wunsch es war mich zu küssen? Meiner oder deiner?' Was fällt ihm ein so etwas zu schreiben?! Ich starre auf das Online-Zeichen und warte, bis es sich zu schreibt ändert, was jetzt gerade passiert.

'Guter Zug, Shana.' Er leugnet es nicht einmal.

'Das ist mir bewusst', schreibe ich. Danach ruft mich meine Mutter, damit wir runter laufen können.

Ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf, als ich mich in das Auto setze. Was wohl passieren wird? Vielleicht wird ja alles gut und Cihan hält seine Schnauze. Aber was, wenn nicht? Was, wenn er vor unseren Eltern etwas ausplappert? Ich habe aber doch etwas gegen ihn in der Hand, stimmt! Wenn er mit Lügen ankommt, dann komme ich mit der Wahrheit. "Shana? Frag mal Cihan, ob er uns heute herumfährt", kommt es von meiner kleinen Schwester. "Nein." "Mann, Mama!" Natürlich muss Hivi sofort anfangen zu petzen, wenn sie nicht das bekommt, was sie will. Wie ich das an ihr hasse! Sie wird zu sehr verwöhnt, da muss ich halt solche Maßnahmen ergreifen, damit sie auf dem Boden bleibt. "Was?", antwortet meine Mutter. "Sag Shana was!" Will das Kind mich verarschen?! "Ich werde Cihan nicht fragen, ob er Hivi irgendwo hinfährt. Ist er ihr Diener oder was?", keife ich und schlage ihr auf die Stirn. "Hivi, sei leise", sagt meine Mutter, was mich diabolisch lachen lässt. "Mama! Shana hat mich geschlagen!" Heult sie jetzt etwa? Verwöhntes Biest! "Shana, ich schlage dich gleich!", droht mir meine Mutter. "Hivi hat angefangen!", rechtfertige ich mich sofort. "Reicht jetzt!", sagt mein Vater streng, weswegen ich still bin. Im Radio läuft nur Müll, weswegen ich meine Ohrhörer an mein Handy anschließe und meine Musik höre. Währenddessen snappe ich Saliha und Ranja zurück.

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt