Kapitel 118

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Mittwoch, 5. Juni

Der nächste Tag beginnt natürlich wieder mit dem Frühstück, woraufhin wir wieder Zeit haben, um uns fertig zu machen, da wir das Aquarium Barcelonas besuchen werden. Am Nachmittag werden wir dann wieder zum Strand, wo auch ich die Schaumparty miterleben darf. "Ey, Shana. Was war das gestern?", fragt mich Viyan und schaut wütend und genervt zu gleich. "Frag nicht. Cihan ist so gestört, dass er einen Fake-Chat erstellen muss. Ich verstehe nicht, wieso er das die ganze Zeit macht. Wie oft muss Can ihn noch schlagen, damit er es versteht?" Ich laufe seufzend ins Bad zu Saliha und putze mir dort die Zähne. "Habe gesehen, wie ihr weggegangen seid. Was habt ihr gemacht?", fragt Saliha, die sich ihr Gesichtspeeling aufträgt. "Wir haben es erstmal ausdiskutiert und dann hat er mich, als Wiedergutmachung, zu einem Park gefahren. Leute, dieser Park wo so schön!", schwärme ich mit Zahnpastaschaum im Mund. "War nur der Park schön oder auch die Atmosphäre?", fragt Viyan, die bestimmt pervers grinst. Alles war wunderschön. "Es war wirklich schön", murmele ich verlegen und sehe, wie Saliha mit ihren Augenbrauen wackelt. "Was habt ihr am Strand gemacht?", wechsele ich das Thema und spüle mir den Mund aus. "Shana, da waren echt hübsche Jungs, aber es war nicht viel los", erzählt Viyan. "Ich habe aber gesehen, wie einige eingetroffen sind. Vielleicht wird es heute voller", kommt es von Saliha, die sich ihr Gesicht wäscht. "Und was haben Ramazan und Malik gemacht?" Ich laufe ins Zimmer, um mich dann vor meinen Koffer hinzuknien. "Die haben uns die ganze Zeit ins Wasser geschmissen. Mit fast allen haben wir dann Volleyball im Wasser gespielt. Es war lustig", antwortet Viyan. Ich entscheide mich heute für das weiße Kleid, welches Schnürungen vorne an der Brust hat, die ich wieder auf meinen weißen Chucks kombiniere und mir dann die Haare von Viyan glätten lasse. "Fatih hat mich gerade angeschrieben", sagt Saliha, die endlich aus dem Badezimmer raustritt. "Was meinte er?", frage ich. "Flaschendrehen, heute bei ihm. Sollen wir gehen?" Ich zucke mit meinen Schultern. "Wieso nicht?" Ich zucke zusammen, als Viyan die heiße, geglättete Strähne loslässt und sie an mein Ohr knallt. "Sorry", murmelt sie und macht konzentriert weiter. "Wann ist das Flaschendrehen denn?", frage ich wieder, woraufhin Saliha auf ihr Handy guckt. "Nach dem Strandbesuch."

"Wow! Guckt euch die Fische an!", kommt es fasziniert von Ramazan, der mit uns durch den unterwassertunnelartigen Gang läuft und die ganze Zeit auf die Glasdecke starrt, wo man die Fische sehen kann. "Ist das Nemo?", fragt er jetzt, woraufhin Malik lachend den Kopf schüttelt. "Das ist eine Koralle." Ich lache leise und höre, wie Ramazan enttäuscht seufzt. "Oha! Guckt euch mal diese Krake an!", sagt Viyan, woraufhin alle vier dahin rennen. Ich dagegen laufe seelenruhig und binde meine glatten Haare zu einem Zopf. "Ist das Kleid nicht zu kurz?" Ich drehe mich nach links zu Can, der auf meine Beine guckt. Ich lasse meine Hände fallen und schüttele verwirrt den Kopf. Wieso sollte es zu kurz sein? Er reicht mir fast zu den Knien. Damit Can nicht noch mehr starren kann, laufe ich schneller, nur um vorzubeugen, dass er mir in den Ausschnitt schauen kann. Das, was gestern passiert ist, hat mir schon gereicht. Wenn ich wieder an die Sitation im Aufzug denken muss, wird mir ganz flau im Magen. Wir kommen bei unseren Freunden an, die fasziniert die riesige Krake anschauen. Das Ding ist echt riesig - verdammt riesig. "Wenn Can unter Wasser leben würde, dann wäre er dieser Oktopus", sagt Ramazan forsch und nickt bekräftigend, woraufhin er von Can einen Klaps gegen die Schläfe kriegt und schmollt. "Lasst ein Foto vor dem Oktopus machen", schlägt Viyan vor, die ihren Selfiestick rausholt und ihr Handy in dem Stab befestigt. "Ist das keine Krake?", fragt Malik interessiert nach. "Das ist Thaddäus' Mutter, fertig", kommt es von Ramazan der sich zu Viyan stellt, was wir ihm nachmachen und in die Kamera lächeln. Nach mehreren Posen, Grimassen und dementsprechend mehreren Bildern, laufen wir weiter, bis wir bei den Haien ankommen, wo Viyan anfängt uns alle aufzunehmen. "Shana sag etwas", fordert sie mich, weswegen ich schmunzelnd meine Augenbrauen zusammenziehe. "Was soll ich sagen?" Sie zuckt mit ihren Schultern. "Was willst du deinem zukünftigen Ehemann sagen?" Sie sieht mich vielsagend an, weswegen ich belustigt die Augen verdrehe. "An meinen Zukünftigen: Frauen, außer mir sind für dich Tabu!" Ich lächele freundlich und schaue wieder zu den Haien, die über uns herumschwimmen. "Shana! Komm mal her!", ruft Ramazan mich zu sich und zeigt lachend auf den Hai, der die ganze Zeit Ramazans Finger folgt. "Der Idiot denkt, dass er mich essen könnte." Ich lache, als Ramazan dem Hai seinen Hintern hinhält und dann an der Scheibe klopft. Er dreht sich wieder zum jungen Hai um, der nach hinten schwimmt und mit voller Wucht gegen die Scheibe schwimmt, weswegen wir erschrocken aufschreien und schnell, aber lachend von der Scheibe flüchten. "Perla ist ja voll aggressiv", murmelt Ramazan und fährt sich ganz wie eine Diva durch seine braunen Haare. "Perla ist ein Wal, kein Hai", korrigiere ich ihn lachend und warte auf die anderen, die hinter uns sind. Wir laufen gemeinsam durch eine Tür, woraufhin wir in einem abgedunkelten Raum stehen und dann bewundernde Laute von uns geben, als wir die leuchtenden Quallen um uns herum schwimmen sehen. Man sieht sich selber kaum, aber dafür umso intensiver die pinken, blauen, gelb-weißen und sogar grünen Körper der Meerestiere. "Quallenfischen, quallenfischen", singt Ramazan, woraufhin man ein stumpfes Geräusch hört. "Halt's Maul und schau dir die Tiere an", meckert Malik, was mich lachen lässt. Ich laufe etwas weiter zum Fenster und knalle gegen eine Person, die ich anhand seines Geruches erkenne. Can dreht sich zu mir und hält mich an meinen Oberarmen fest, bevor er mich sanft gegen das kühle, dunkle Fenster drückt. Oh Gott. "Was machst-,", setze ich flüsternd an. "Psht", unterbricht er mich und fährt mir über meine Oberarme, was mich erschaudern lässt. Ich drücke ihn schluckend weg und spüre, wie er mich an meinem Unterarm zurück zieht. "Das Kleid ist zu freizügig", flüstert er und zieht an der Schnürung. Ich muss die Contenance halten. "Damit musst du wohl klar kommen", gebe ich schulterzuckend von mir, obwohl ich nicht einmal weiß, ob er es sieht. "Hätte ich es rechtzeitig gewusst, dann hätte ich es dir verboten." Meine Augenbrauen ziehen sich skeptisch zusammen. "Und wieso sollte ich auf dich hören?", flüstere ich und gehe auf Abstand. "Weil du meine Sklavin bist, schon vergessen?" Ich verdrehe meine Augen und laufe zu zurück zu den anderen. "Verdreh' deine Augen nicht." Ich schaue verblüfft und versuche meine Freunde zu finden. "Woher wusstest du das?" Ich taste mit meinen Händen die Luft ab, in der Hoffnung Ramazan, Malik oder höchstens Saliha spüren zu können. "Weil ich dich schon relativ gut kenne und du es gerade zugegeben hast." Wo er recht hat, hat er recht. "Malik?" Ich kriege keine Antwort, also müssen sie schon gegangen sein. Wieso habe ich nichts bemerkt? "Komm", sagt Can, der plötzlich neben mir steht und mich an meinem Handgelenk greift, weswegen ich erschrocken zusammenzucke. Wir laufen nach vorne, bis wir an der Tür ankommen, wo ich erst einmal meine Augenlider zusammenkneifen muss, um mich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen. Ich entziehe mein Handgelenk aus seinem Griff und laufe zu den anderen, die wieder Fotos machen "Wo wart ihr?", fragt Saliha mich und verkneift sich ihr Schmunzeln. "Ich habe nicht mitbekommen, dass ihr weiter gegangen seid", erkläre ich und schaue in die Kamera. "Oha, da ist Mister Krabs! Wo ist dein Geld, Kollege?" Ramazan lehnt sich an das Glas und schaut sich die Krabbe an, die hin und her läuft. "Ach, hat dir Plankton alles abgezogen? Warte ab, wenn ich ihn sehe, dann klaue ich seine Frau." Amüsiert schauen wir Ramazan zu, wie er mit der Krabbe kommuniziert. "Hast du was dagegen, wenn ich etwas mit deiner Tochter anfange?" Die Krabbe hebt ihre Scheren an und springt etwas näher, weswegen Ramazan abwehrend die Hände hebt. "Ganz ruhig, die ist eh zu groß für mich." Wir schauen uns weitere Tiere an, wo Ramazan in ihnen ganz Bikini Bottom sieht und fahren ins Hotel zurück, wo wir neue deutsche Gesichter sehen.

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt