Einundvierzigstes Kapitel - Partners

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„Was ist passiert Sally?", fragte er mich bereits zum zweiten Mal und noch immer starrte ich ihn an, als wolle er eine unmögliche Antwort von mir bekommen. Denn genau so war es auch.

Wie sollte ich jemandem der mir ohnehin nicht glaubte, etwas begreiflich machen, für das ich selbst keine Erklärung hatte? Zwar hatte ich in den letzten Monaten meine Definition von Unmöglich oft überarbeitet, aber dass, das war etwas vollkommen anderes. Das hier war absolut und unumstritten schlicht nicht machbar. Mason Keppler war und blieb tot. Genau wie meine Möglichkeit in sein Gehirn einzutauchen.

„Was soll passiert sein? Bloß weil eine unerfahrene Krankenschwester nach Ihnen schreit, heißt das nicht, dass etwas passiert ist. Nichts für ungut Schätzchen", erwiderte ich genervt und richtete den Rest in Richtung besagter Frau. Diese schnaubte empört und verließ den Raum.

Nicht, dass ich ihr das verdenken konnte. Im Grunde, war sie auch nur ein Opfer der Umstände. Denn hätte ich eine gute Antwort für den Arzt parat, hätte ich so was nicht sagen müssen.

„Würden Sie einfach meine Papiere unterschreiben, damit ich gehen kann? Es geht mir gut. Und ich muss endlich hier raus", forderte ich Masters auf und verschränkte dabei die Arme vor der Brust.

„Sally, ich kann dich nicht einfach ...", setzte er tatsächlich an.

„Fein. Dann entlasse ich mich eben selbst", unterbrach ich sofort, drehte mich von ihm weg auf die Seite, in dem festen Bestreben ihn zu ignorieren, bis er endlich verschwand.

„Wer wird dich abholen?"

„Das geht Sie nichts an", murrte ich und wollte schwer für ihn hoffen, dass er begriffen hatte, dass ich ihm noch immer übel nahm, das er mir nicht geglaubt hatte und es vermutlich nach wie vor nicht tat.

Jahre lang hatte ich angenommen, dass er als mein Arzt mich wenigstens unterstützen und an mich glauben würde, denn genau das hatte er mir weiß machen wollen, aber ich hatte mich in ihm geirrt. Und deshalb war ich nicht nur wütend auf ihn. Ich war sauer auf mich selbst, weil ich derartig naiv gewesen war. Schon wieder.

Es schien als wäre die Einzige Loyalität, der ich mir sicher war und sein konnte, die des Chiefs und Walkers.

Einer hatte lernen müssen mir zu vertrauen, einer tat es, weil er etwas wie mich bereits erlebt hatte. Aber ganz gleich warum sie handelten wie sie es taten, es kam mir vor, als würde sich daran nichts ändern. Zu mindest nicht in naher Zukunft.

Als ich mich am Mittag entlassen hatte und mit gepackten Taschen vor dem Krankenhaus stand um dort auf Walker zu warten, grübelte ich erneut über meinen Traum nach. Mason war tot und meine Verbindung zu ihm, müsste damit im Grunde definitiv gebrochen worden sein. Schließlich kann man nicht in die Gedanken von jemandem herumgraben, der nicht mehr existiert. Blieb nur die Frage, ob über die Zeit in der ich mit ihm verbunden gewesen war, etwas von ihm in mich übergegangen war. Und wenn ja, wie konnte ich darauf zugreifen und es für meine Zwecke benutzen?

Denn ich wusste schon seit einer Weile, dass die Ermittlungen bereits vor Tagen zum Erliegen gekommen waren. Ganz gleich wie sehr Walker auch versucht hatte das vor mir zu verbergen, ich kannte ihn und seine Gesichtszüge mittlerweile gut genug, um zu wissen, wenn er mich belog oder mir etwas verheimlichte.

Falls ich also wirklich mit einem Rest von Keppler gestraft worden war, konnte ich ebenso versuchen es für etwas Sinnvolles zu gebrauchen.

„Waters!", hörte ich eine Stimme nach mir brüllen.

Suchend blickte ich mich um und entdeckte Walker, welcher ungefähr 20 Meter von mir entfernt in seinem Wagen saß und ungeduldig auf mich wartete. Eilig griff ich nach meinen Sachen und ging auf ihn zu. Er stieg aus, öffnete den Kofferraum und half mir meine wenigen Habseligkeiten zu verstauen.

My Long Way To DeathOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz