Sechstes Kapitel - Scheune oder Todesfalle?

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Als ich wie üblich morgens um fünf aufwachte, konnte ich nicht glauben was ich drauf und dran war zu tun. So blöd konnte auch nur ich sein. Wer lief schon freiwillig mit nur einem Cop in eine Scheune (bei einer solchen Story Verstärkung anzufordern war da eher nicht drinnen), von der man wusste dass dort ein Killer sein Unwesen trieb? Allein die Tatsache, dass er sich auf mein Wort verließ, ließ mich daran zweifeln ob er noch ganz bei Trost war. Natürlich wollte ich dass er mir glaubt, er war der Erste Mensch in meinem ganzen Leben, der es auch nur in Erwägung zog, aber dass er es wirklich tat war noch abwegiger als meine Vision an sich. Irgendwie jagte es mir noch immer Angst ein. Und es schien nicht, als würde diese so bald wieder gehen. Eher, als würde sie sich in mir festsetzen. Wie ein Parasit oder eine Krankheit die womöglich unheilbar war.

Frustriert stand ich auf und wartete darauf, dass es endlich sieben Uhr wurde, um mich krank melden zu können. Kaum zu glauben, dass ich blau machen würde. Ich hatte hart gekämpft, um arbeiten zu können. Und jetzt benutzte ich meine Krankheit, die ich wie die Pest hasste, um einen Tag frei zu nehmen und einen Entführer zu suchen. Bei meinem Pech, würde ich bei der Aktion als Erste draufgehen.

„Hallo?", meldete sich meine Chefin am anderen Ende der Leitung und riss mich so aus meinen Gedanken. Hätte nicht jemand anderes dran gehen können? Diese Frau war einfach unerträglich. Ich liebte meine Kollegen und den Job, aber sie nicht. Dafür war sie zu anstrengend und rechthaberisch.

„Hey, hier ist Sally. Ich muss mich leider krank melden", log ich und fühlte mich dabei hundsmiserabel. Ob ich sie nun mochte oder nicht. Mein Pflichtgefühl war recht ausgeprägt. Und es redete gerade ziemlich stark auf mich ein.

„Oh. Das tut mir Leid. Was ist es denn? Die Hände?", erkundigte sie sich.

Ich fuhr mir durch die Haare und warf die Hand in die Luft. Verdammt, seit wann war sie so besorgt? Es interessierte sie doch sonst nie was mit mir los war und ausgerechnet jetzt musste sie Interesse heucheln.

„Ja und die Fußgelenke leider auch", erwiderte ich.

„Sag bescheid, wenn du wieder kommst. Gute Besserung", damit legte sie auf und ließ mich mit schlechtem Gewissen und dem toten Ende der Leitung zurück.

Dann war das wohl geklärt. Ich hatte frei und würde gefeuert werden, wenn mich jemand entdeckte, wie ich zum Revier ging. Herrlich. Wie könnte man seinen Tag besser starten, als mit der Aussicht auf Arbeitslosigkeit?

Nach einer heißen Dusche und einem sehr langsamen Frühstück, zog ich mir Drillichhosen, ein Top und Sneakers an. Wenn ich schon in die Höhle des Löwen gehen musste, dann wenigstens vorbereitet. Mehr oder minder. Denn wer konnte sich schon auf eine solche Erfahrung vorbereiten?

Ich horchte kurz um sicher zu gehen, dass meine Eltern noch schliefen, dann schnappte ich mir eins der Messer, mit denen ich gelernt hatte zu kämpfen aus der Kommodenschublade die voll mit solchen Sachen war. Die Beiden waren darüber nicht begeistert gewesen, als ich sie nach und nach immer weniger mit Klamotten und dafür mit Waffen gefüllt hatte, aber ein Teil von ihnen konnte dadurch besser schlafen. Eigentlich fühlte ich mich nicht wohl damit, ein Messer draußen mit mir herumzutragen, aber in diesem Fall hätte ich mich schlechter gefühlt, wenn es nicht so wäre. Also steckte ich es mir an der Hüfte in den Bund und zog das Shirt darüber, damit man es nicht sofort entdeckte. So gewappnet machte ich mich auf den Weg zum Polizeirevier, wobei ich mich immer wieder umsah, ob mich jemand sah den ich kannte. Zum Glück war dem nicht so. Sobald ich die Türen hereinspazierte, kam Detektiv Walker auf mich zu. Er schaute so grimmig wie eh und je. Meine Begeisterung über seinen Anblick, war so groß wie die seine über meinen. Ich verkniff es mir jedoch, ihm das mitzuteilen.

„Dann los", meinte er direkt ohne ein Wort es Grußes.

„Ihnen auch einen guten Morgen", gab ich sarkastisch zurück.

My Long Way To DeathWhere stories live. Discover now