Zwölftes Kapitel - Ein neuer Traum

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Ich hatte noch zwei weitere Stunden bei Amanda verbracht, in denen wir über alles möglich geredet hatten, außer über das was passiert war. Als ich ging, verließ ich sie mit dem Versprechen, dass ich wiederkommen würde. Auf dem Weg nach Hause, hörte ich mir mit Kopfhörern, noch einmal die Aufnahme von unserem Gespräch an. Es war nach wie vor grausam und beschwor Bilder in meinem Kopf herauf, doch ich bemühte mich dabei so viel wie möglich über den Täter herauszufinden und meine eigenen Bedürfnisse dabei außen vor zu lassen. Es tat weh erneut zu erleben, was mit Amanda geschehen war, aber dieses Mal war ich nicht für sie in eine Version getaucht. Dieses Mal ging es um ihn. Das Monster hinter der Maske.

Er entsprach nicht unbedingt der Norm, die man sich bei einer solchen Art von Mensch vorstellt: Er war trainiert, sah gut aus. Was mich am stutzigsten machte, war die Tatsache dass er Amanda scheinbar nur zum Reden gewollt hatte. Erst als sie sich weigerte, wurde er brutal. Als wollte er sie ursprünglich gar nicht verletzten. Vermutlich behielt er sie deshalb so lange. Zwischen zwei und vier Wochen hatten seine Opfer gelitten, ehe man sie tot aufgefunden hatte, wenn man sie überhaupt gefunden hatte. Irgendetwas stimmte mit dem Kerl ganz und gar nicht, abgesehen von der offensichtlichen Tatsache, dass er ein Psychopath war. Es war förmlich mit bloßen Händen zu greifen, dass mehr hinter all dem steckte als es auf den ersten Blick den Eindruck machte. Dieser Mann arbeitete nicht alleine. Niemals konnte eine einzige Person so viel Schaden anrichten, ohne dabei von irgendjemandem bemerkt zu werden.

Müder und resigniert schloss ich die Tür von meinem Zuhause auf und wurde von meinen besorgten Eltern empfangen:

„Wo warst du denn nur? Ich hab den ganzen Tag versucht dich zu erreichen", begann meine Mum sofort das Verhör.

Verdammt, musste das sein? Walker hatte mir für heute wirklich gereicht.

„Ich war ... bei einer Freundin. Es geht ihr nicht gut und ich wollte nach ihr sehen", erzählte ich etwas, das möglichst nah an der Wahrheit war.

Irgendwo hatte ich mal gehört, dass die beste Lüge die sei, welche nicht gänzlich erfunden war. Außerdem konnte mein Vater für Gewöhnlich eine Lüge auf hundert Meilen gegen den Wind riechen. Heute zum Glück nicht.

„Na schön. Aber sag uns das nächste Mal bescheid", tadelte er mich noch, bevor ich endlich in mein Zimmer gehen durfte. Ich war bald Mitte zwanzig und trotzdem behandelten sie mich wie ein kleines Kind. Kopfschüttelnd verschwand ich in meine eigenen vier Wände. Dort schaltete ich meinen PC an und brannte eine Kopie der Aufnahme auf eine CD, damit ich sie am nächsten Morgen auf dem Polizeirevier abgeben konnte. Vorzugsweise nicht direkt in Walkers Hände. In den letzten 72 Stunden hatte ich mehr von seinem Charme genossen, als für einen einzelnen Menschen gut war und ich konnte gut darauf verzichten, ihm erneut zu begegnen. Ganz gleich warum und wie kurz ein solches Treffen auch ausfallen mochte.

Müde. versuchte ich jegliche Gedanken an den Cop für den heutigen Abend zu verbannen. Meine Augen waren bereits am zufallen und meine Glieder zu müde um sie richtig zu bewegen, als ich endlich im Bett lag und einschlief.

Hüpfend spazierte sie die Straße entlang. Ihre blonden Zöpfe wippten auf und ab, während sie irgendein Lied vor sich her sang. Sie war glücklich, freute sich auf Zuhause und das Essen ihrer Mum.

„Hallo Kleine", sagte plötzlich eine Frau.

Sie wirkte freundlich und beugte sich zu dem Mädchen herunter, dass stoppte um herauszufinden, was die Dame von ihr wollte. Ihr Dad hatte ihr beigebracht, dass man nicht mit Fremden sprach, aber man musste höflich sein.

„Wo sind denn deine Eltern?", fragte die Brünette.

„Zu Hause. Sie warten auf mich", antwortete die Kleine geduldig, hoffte dass die Frau nicht allzu lange mit ihr Sprechen wollte.

My Long Way To DeathTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon