Vierundvierzigstes Kapitel - Wir sind nicht allein'

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Nachdem Walker und ich uns wieder gefangen hatten, war er leise gegangen und ich hatte die wenigen Dinge, welche ich mitgebracht hatte, verräumt. Kaum dass ich damit fertig war, zog ich mir bequemere Klamotten an, verschwand kurz ins Bad, welches ich selbst finden musste, da Walker versäumt hatte mir zu zeigen wo es war, und legte mich anschließend hin.

Eine Weile lag ich nur unter der dicken Decke und starrte das Windspiel an. Es tat gut an nichts zu denken und einfach nur zu sein. Nur leider endeten derartige Dinge immer sobald einem bewusst wurde, dass die Gedanken tatsächlich mal leer waren. Sehr unfair wenn man mich fragte.

Frustriert drehte ich mich auf den Rücken und gestattete mir zu Amanda zu driften. Ich fragte mich wie es ihr ging, ob ihre Wunden alle verheilt waren und sie es geschafft hatte eine Therapie anzufangen.

Wie sie reagiert hatte, als sie erfuhr, dass Keppler tot war und ich ihn umgebracht hatte. Ein Teil von mir befürchtete, dass sie mich verabscheute, weil ich einen Menschen getötet hatte, während der Andere glaubte, dass sie es vielleicht tolerieren würde. Nicht weil es richtig, sondern weil er es gewesen war. Das Monster unser beider Alpträume. Der Schänder unser Körper und Geister. Der Schatten, der sich für immer über unser beider Leben gelegt hatte.

Bemüht das Karussell in meinem Kopf zu beenden, wandte ich mich von Fenster und Zimmerdecke ab. Letzten Endes konnte ich nicht wissen, wie Amanda reagieren würde. Ich würde warten müssen, bis ich sie traf. Und bis dahin brachte es nichts mir Kopfzerbrechen zu bereiten.

„Oder ...", überlegte ich laut und setzte mich wieder auf.

Eilig stieg ich aus dem Bett und ging den Flur entlang um Walker zu finden. Er schien in keinem der Zimmer zu sein, an denen ich vorbei kam. Die Türen welche offen standen zeigten leere Räume und hinter den verschlossenen war kein Mucks zu hören. Als ich schließlich am anderen Ende und so bei der Küche angelangt war, entdeckte ich ihn schließlich. Barfuss stand er am Herd und hantierte mit einer Pfanne in der es laut brutzelte.

Speck und Eier', identifizierte mein lädiertes Hirn an dem leckeren Geruch.

Kaum zu glauben, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann ich das zum letzten Mal gegessen hatte. Was ich als nächstes registrierte überraschte mich wohl am Meisten: aus den Boxen der Musikanlage klang Rockmusik. Grinsend blieb ich im Türrahmen stehen, lehnte mich an und beobachtete wie Walker kopfwippend sein Essen zubereitete. Es war ein Bild für die Götter und so ungewöhnlich und fern jeglicher meiner Vorstellungen, dass ich beinah laut lachte, es mir jedoch verkniff und stattdessen zu ihm hinüber ging. Leise stellte ich mich direkt hinter ihn, hob mich auf die Zehnspitzen und sagte leise direkt neben seinem Ohr:

„Riecht ziemlich lecker."

Erschrocken zuckte Walker zusammen und ließ beinah die Pfanne fallen. Zu unser beider Glück stellte er sie jedoch ab, bevor es dazu kommen konnte, und drehte die Flamme herunter.

„Irgendwann bekomme ich noch mal einen Herzinfarkt", murmelte der breitschultrige Mann vor mir und stellte die Musik leiser, ehe er sich zu mir umdrehte.

Schnell trat ich einen Schritt zurück und verschränkte dabei die Hände hinter dem Rücken.

„Das will ich doch nicht hoffen. Mein letzter erster Hilfe Kurs ist schon eine Weile her", scherzte ich nervös, um die plötzlich aufgekommene Spannung zwischen uns ein wenig zu zerstören. Leider half es nicht wirklich. Langsam bekam ich eine Gänsehaut und mir stellten sich die Nackenhaare auf, als er mich aus braunen Augen anblickte, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.

„Das Risiko gehe ich ein", erwiderte er mit rauer Stimme und schloss den Abstand zwischen uns wieder, indem er den Schritt vortrat, den ich zuvor zurückgetreten war.

My Long Way To DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt