Sechzehntes Kapitel - Eine Beichte der anderen Art

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Mein Körper brannte und mein Schädel fühlte sich an, als wollte er im nächsten Augenblick zerspringen. Kraftlos fuhr ich mir über die Stirn und versuchte mich daran zu erinnern, was passiert war. Das Letzte, was mir in den Sinn kam, war wie ich vor Natalies Haus Ohnmächtig wurde. Ich musste wirklich damit aufhören, an dauernd das Bewusstsein zu verlieren. Wenn das so weiter ginge, hätte ich am Ende mehr blaue Flecken als intakte Haut übrig.

„Sally, sind Sie wach?", hörte ich eine dunkle, heisere Stimme welche mir zwar vertraut, aber vollkommen fehl am Platz vorkam, weshalb ich überrascht die Augen aufschlug und neben meinem Bett Walker entdeckte, welcher es sich mehr oder weniger in einem Stuhl bequem gemacht hatte und scheinbar selbst ein wenig geschlafen hatte. Er wusste also doch, dass man noch etwas anderes tun konnte als zu arbeiten. Was ein Bett war, schien ihm aber nach wie vor fremd zu sein. Hatte der Kerl denn kein Zuhause, oder warum war er hier im Krankenhaus statt in seinen eigenen vier Wänden? Überhaupt, was machte ich hier? Das Bewusstsein zu verlieren war schließlich kein Weltuntergang.

„Was machen Sie denn hier?", fragte ich.

Der Detektiv rieb sich die Augen und richtete sich etwas auf, dann antwortete er:

„Ich habe Sie hergebracht. Wir haben uns vorhin sogar kurz unterhalten. Erinnern Sie sich nicht mehr?"

Ich überlegte krampfhaft. Ganz dunkel war da eine Erinnerung an ihn, aber ich wusste nicht mehr, was genau passiert war.

„Worüber haben wir denn geredet?", fragte ich und drehte mich auf die Seite, um ihn besser ansehen zu können. Es war keine angenehme Bewegung, aber sich weiter den Hals zu verrenken, war nicht wirklich eine verlockende Aussicht.

Der Cop zuckte mit den Schultern und meinte dann:

„Ich schätze das lässt sich kurz in zwei Worten festhalten: Mein Verhalten."

Meine Mundwinkel zuckten kurz. Es wunderte mich gar nicht, dass ich ihn unter Einfluss der Medikamente danach gefragt hatte. Ich wurde dann immer etwas ... offen. Und ich wollte gar nicht wissen, mit was sie mich alles voll gepumpt hatten. Oder warum. Ich spürte noch, dass sie mir etwas gegeben hatten, weshalb blieb mir jedoch ein Rätsel.

„So so, und? Warum sind Sie zu mir, wie Sie es nun mal sind?"

Er legte den Kopf schief und schien zu überlegen, ob er es mir wirklich noch einmal sagen sollte und entschied sich schlussendlich wohl dafür:

„Weil ich es nicht glauben kann."

„Ah", sagte ich und fuhr mir durch die Haare, ehe ich einen Blick zum Fenster warf.

Draußen war es bereits dunkel. Vermutlich war es sogar schon mitten in der Nacht. Warum war Walker noch hier? Wollte er mich jetzt Verhören? Konnte das denn nicht warten, bis ich wieder aus diesem verdammten Bett raus war?

„Vielleicht sollte ich lieber einen Arzt holen", sagte er mit einemmal und erhob sich aus seinem Stuhl. Schnell griff ich nach seiner Hand, um ihn aufzuhalten.

„Bitte nicht."

Er erstarrte augenblicklich und blickte auf meine Hand, die seine schwach umschloss, dann in mein Gesicht.

„Aber ..."

„Bitte", flüsterte ich.

Er rang kurz mit sich, dann setzte er sich wieder, jedoch nicht auf den Stuhl, sondern zu mir aufs Bett. Meine Hand hielt noch immer seine, als er seine freie an mein Gesicht hob und die Stelle berührte, an der mein Kopf an den Tisch geschlagen war und in den nächsten Tagen mit Sicherheit in den schönsten Farben des Regenbogens schillern würde.

My Long Way To DeathWhere stories live. Discover now