Zehntes Kapitel - Jack Clark

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Während ein Teil von mir sich fragte, wie ich so ruhig hatte bleiben können, als Walker mich an die Wand gedrückt hatte, war der Andere einfach nur froh mit ihm fertig zu sein. Er würde mich nicht mehr brauchen und ich musste alleine mit meinen Problemen fertig werden. wie groß sie auch sein mochten. Bloß weil ich ihn nicht leiden konnte, hieß dass nicht das ich ihn in Gefahr bringen würde. Schon gar nicht auf Grund einer Vermutung. Und falls ich doch Recht hatte, konnte ich gar nicht allein genug sein. Amandas Entführer war immer noch da Draußen und so wie ich das sah, würde er nicht aufgeben. Er wollte sie und er wusste wer ich war. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, was er mit uns tun würde, wenn er uns fand.

Am Liebsten wäre ich einfach zur Arbeit gegangen, um alles was in den vergangenen 48 Stunden passiert war zu vergessen, aber das konnte ich nicht. Ich wusste dafür sorgen, dass Amanda Clark sicher war, weshalb ich nicht den Bus zur Arbeit, sondern in Richtung Krankenhaus nahm. Zwar hatte ich nicht den blassesten Schimmer was ich unternehmen wollte, sobald ich dort war, dennoch musste ich sie wenigstens sehen.

Eine halbe Stunde später, wollte ich gerade in ihr Zimmer gehen, als ich durch die Scheibe sah, dass ihre Familie bei ihr war. Ich stockte und beobachtete eine Weile das Gesehen. Ihre Mum hielt ihre Hand, ihr Dad strich über ihren Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, während ihr Bruder einfach nur dastand, unfähig etwas zu tun oder zu sagen. Und ihre Schwester ... sie saß am Fußende und weinte. Es war ihr zweiter Besuch und sie alle waren restlos überfordert mit der Situation. Und um ganz ehrlich zu sein, hätte ich in ihrer Haut gesteckt, ich wüsste genauso wenig was ich zu tun hätte, wie Familie Clark.

„Spricht sie wieder?", fragte ich die Schwester, welche sich zu mir gesellt hatte und ebenfalls interessiert beobachtete, was dort drinnen vor sich ging.

„Nein. Die Arme hat vermutlich noch immer nicht realisiert, dass es vorbei ist", meinte sie und seufzte.

Leider konnte ich ihr da nur zu Hälfte zustimmen. Ja, sie war nicht mehr in seiner Gewalt, aber vorbei war es noch lange nicht. Amanda hatte immer noch Angst und das nicht ohne Grund. Außerdem, so sehr sie ihre Familie liebte und vermisst hatte, wollte sie sie gerade nicht sehen. Ich fühlte ihr Unbehagen und den dringenden Wunsch allein zu sein. Sie schämte sich, auch wenn sie keinen Grund dazu hatte. Es war nicht logisch, aber eine natürliche Reaktion. Zumindest hatte ich das gehört. Selbst zu spüren wie sehr sie sich nach ein wenig Frieden sehnte, ließ mich beinah zu ihr gehen und ihre Familie fortschicken lassen, aber es war nicht mein Recht, also wand ich mich ab.

Ich wollte mich in den Wartebereich setzen, bis ihre Familie fort war, doch im Zimmer änderte sich mit einem Mal die Szene. Amanda begann unvermittelt um sich zu schlagen und zu schreien. Die Schwester und ich rannten hinein. Amandas Mum versuchte ihre Tochter zu beruhigen, fing sich dabei jedoch eine Ohrfeige ein. Erschrocken wich sie zurück. Ihr Mann zog sie und die Kleine Clark mit nach Draußen, während ich zu Amanda ging. Die Krankenschwester wollte ein Sedativum aufziehen, aber ich war schneller. Mit beiden Händen umfasste ich Amandas Gesicht und zwang sie mich anzusehen.

„Amanda, ich bin es. Es ist okay. Ich weiß du hast Angst, aber du bist hier im Krankenhaus und du bist nicht allein."

Aufmerksam lauschte sie meinen Worten und kam langsam zur Ruhe. Ich atmete einige Male tief ein und aus, während sie es mir nach tat. Ihr Puls wurde ruhiger, doch in ihrem Inneren tobte noch immer ihr Dämon, der nichts lieber wollte, als fortzulaufen und alle die sich ihr in den Weg stellten so zu verletzten, wie man sie verletzt hatte. Sir kämpfte gegen den Drang an, was ihr sichtlich schwer fiel, doch sie schaffte es. Ich strich ihr übers Haar und sagte leise:

„Ruh dich etwas aus. Ich verspreche da zu sein, wenn du wieder wach wirst."

Ich wusste nicht warum ich glaubte, dass sie das beruhigen würde, aber das tat es. Es war absurd, wir kannten uns nicht und dennoch schien sie mir zu vertrauen. Noch während ich mich aufrichtete, glitt sie in einen unruhigen Schlaf. Vollkommen durcheinander fuhr ich mir durch die Haare. Am Liebsten hätte ich mich in eine Ecke gesetzt und geweint. Das war einfach alles zu viel. Die Träume, Walker, Amanda, dieser Mann.

My Long Way To DeathWhere stories live. Discover now