Blood Dead [1] #Ortusaward2020

Kapitel 4 - Mordwaffe: Gabel

Ich starrte verträumt auf das Whiteboard vor mir. Bilder waren daran befestigt und die Daten und Notizen, die wir bis jetzt in Erfahrung bringen konnten, wurden überall feinsäuberlich notiert. Mit einem Stift spielte ich in meiner Hand, nur um mich irgendwie abzulenken.

Mein Notizblock war neben mir aufgeschlagen und zeigte mir eine leere Seite. Das einzige worauf ich jetzt noch hoffen kann war der Untersuchung Bericht von der Leiche. Aber eine Sache lies mich einfach nicht los.

Warum war kein Blut an dieser Stelle. Nicht einmal ein kleiner Tropfen. "Lexia.", riss mich eine Stimme aus meine Gedanken. Es war Logan mit einer Akte in der Hand. Bitte lass es die Untersuchungspapiere sein. "Ja?", sagte ich und schaute ihn neugierig an.

"Der unerfreuliche Untersuchungsbericht. So wie die Fachleute es gesagt haben.", sagte er und reichte mir die Akte. Seufzend lies ich es auf meiner Arbeitsfläche fallen und schlug die erste Seite auf. Doch anstatt in Tränen auszubrechen, weil es mir immer noch nicht den Kick in die richtige Richtung gibt, erstarrte ich eher.

"Was ist denn?", fragte Logan neben mir und lehnte sich an meinen Schreibtisch. Ich lese diese eine Zeile immer und immer wieder. Ich konnte es nicht so ganz Glauben. Ist das nicht vielleicht unmöglich. "Lexia!", fauchte Logan leise neben mir. Ich schüttelte meinen Kopf und deutete auf die Notiz die mich so geschockt hatte.

Logan schaute sich die Zeile so wie ich immer und immer wieder an. "Was? Leer?"

Ich schüttelte den Kopf. "Das geht gar nicht! Das muss ein Fehler sein.", sagte ich und stand auf. Ich schnappte mir die Akte und meine Jacke.

"Es hat keinen Sinn Lexia. Sie irren sich nicht. Das hat mir der Doktor höchst persönlich gesagt. Sonst hättest du den Bericht gestern schon gehabt."

"Es geht aber nicht, dass ein Mensch verdammt nochmal Blutleer ist. Auch wenn sie tot ist muss Blut in ihr sein, wenn es nicht gerade am Tatort ist.", erwiderte ich und sah ihn an.

"Wir müssen uns aber damit abfinden, dass wir keinerlei Informationen haben. Ja Lexia, wir haben nichts. Nicht einmal einen verdächtigen.", sagte Logan und rührte sich nicht von der Stelle. „Oder willst du aus lauter Frust einen unschuldigen hinter Gitter bringen nur damit du einen Fall abgeschlossen hast?"

Seufzend schaute ich meinen Freund und Kollegen an. „Du hast ja recht. Aber es gibt einfach keine Lücken, keine Informationen. Es gibt einfach gar nichts!"

Ich ging wieder zurück auf meinen Platz und lies meine Jacke über die Lehne fallen. Die Akte lies ich wieder vor mich auf den Schreibtisch klatschen. Meinen Kopf stützte ich auf meine Hand und meine Hand hatte wieder einmal den Stift gefunden mit dem ich mich wenigstens etwas beruhigen konnte. „Wie ist das Gespräch mit den Eltern gelaufen?"

„Negativ. Das was ich weiß steht an der Tafel. Sie haben selbst gesagt, dass Melinda sie nie auf einen unbekannten einlassen würde. Außerdem geht sie auch nicht gerne in Discos oder sonstiges. Sie ist einfach gerne alleine und liest lieber ein Buch alleine in ihrem Zimmer anstatt mit ihren Freunden etwas zu unternehmen."

Alle meine Theorien die ich hatte, alle meine Vermutungen einfach alles war weg. Was blieb einen da noch. Die Akte schließen? Den Adoptiveltern sagen, dass es schon nach zwei Tagen aussichtslos erscheint und dass man keinerlei Indizien auf einen Töter finden kann? „Ich wollte ja gerne einen Fall der mich mal wieder etwas fordert aber so etwas war damit eindeutig nicht gemeint!"

Logan neben mir lachte leicht. „Jetzt lass deine Schultern doch nicht so hängen. So kenne ich dich gar nicht. Wir werden eine Lösung finden. Irgendwie. Egal ob positiv oder negativ."

Ich fand es schon immer süß wie er versuchte mich aufzumuntern. Manchmal klappte es sogar wirklich. Aber heute war es leider nicht der Fall.

„Was würdest du davon halten, wenn wir noch einmal zu dem Tatort und dem kleinen Café fahren würden. Vielleicht muntert dich das ja wieder auf.", schlug er vor. „Da ist doch gar nichts mehr. Wenn dort DNA oder sonst irgendetwas wichtige war, ist es jetzt erst recht weg.", gab ich wieder und lies meinen Kopf auf die Arbeitsplatte fallen.

„Dann gehe ich eben zu dem Café und du grübelst eben weiter über deinen Unterlagen."

Als Zustimmung hebe ich meinen Daumen nach oben aber regte mich sonst keinen Zentimeter. Ich überlege und hoffe, dass vielleicht die Informationen die in der geschlossenen Akte vor mir lagen irgendetwas zu flüsterten.

Als ich merkte das Logan neben mir verschwunden war raffte ich mich dann doch einmal auf und öffnete die Akte noch ein letztes Mal. Das was mich am meisten interessierte hatte ich ja nicht einmal nachgeguckt. Nach kurzem Suchen hatte ich es letztendlich auch einmal gefunden. Die Todesart oder wiese. Je nach dem.

Neben dem Absatz war ein Bild daran geheftet. Es zeigte den Hals des Opfers. Kurz schaute ich an das Whiteboard doch dieses Bild hatte ich anscheinend noch gar nicht. Ich widmete mich wieder der Akte. Deren Vermutung sei eine Gabel. Wer ersticht denn eine Frau mit einer Gabel, lässt sie dann ausbluten und schafft sie dann zu dem Ort, wo wir sie Letzt endlich gefunden hatten. Das war dich wirklich schon sehr weit weggeholt.

Ich stand von meinem Stuhl auf und ging vor die Tafeln. Mit meinen Zitternden Händen befestigte ich das Bild neben den anderen. In meinem Kopf schwirrten die Informationen nur so hin und her aber sie fanden keine Ruhe. Wie denn auch? Alles zusammen ergab einfach keinen Sinn. Es war alles so surreal. Es wirkte eben wie in einem Comic oder Anime. So wie ein Kritiker ließ ich das Ganze auf mich wirken.

Melinda Smith.

Blonde Haare.

Blaue Augen.

Adoptivtochter.

Blutleer.

Mordwaffe: Gabel.

Lachend schüttelte ich meinen Kopf. Ich hoffe es ist alles nur ein schlechter Traum. Ein Traum aus dem ich jeden Moment wieder aufwachen würde. Ich richtete meinen Kopf auf den Monitor. Die Nachrichten hatten gerade wieder Angefangen. Nachrichten aus Korea und Deutschland kamen zu uns nach Amerika. Seufzend schaute ich mir alles an.

Es wäre einfacher einen Mord in Deutschland von Amerika aus zu lösen als das was gerade vor mir und Logan liegt.