Kapitel 49 - Netteste Bedienung

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Die kleine Glocke über uns macht ein unbeschreiblich hohes Geräusch als Damian und ich den Laden betraten. Die Aufmerksamkeit des ganzen Lokals war auf einmal bei uns. Komische Blicke wurden von dem ganzen Raum auf uns gerichtet. Einige tuschelten. Wahrscheinlich fragen sie sich was wir hier machen. Immerhin waren wir keine Stammgäste.

Damian war von uns beiden der erste der die Initiative ergriff und zu einem freien Platz ging. Wahrscheinlich hat er sich nur gewundert warum ich stehen bleibe oder so. Nichts Besonderes. Ich folgte ihm und war erleichtert mich endlich auf einen Stuhl zu setzen. Meine Füße waren mir genau so dankbar.

„Sicher, dass wir hier irgendwelche Hinweise finden werden?", fragte er und nahm sich die Speisekarte die auf dem Tisch lag. Ich sehe mich um. Einige schaute immer noch wie gebannt zu uns. Andere wiederrum haben anscheinend gemerkt das es nervig ist und widmen sich wieder ihren eigentlichen Beschäftigungen.

„So ganz bin ich mir noch nicht so sicher. Zumindest nicht einfach so.", gab ich leise als Antwort. Das Café war wirklich nicht auf dem neusten Stand aber dennoch sah es einladend aus. Aber trotzdem geht nichts über das Geschäft von Amber. Wenn ich so an sie denke bekomme ich gleich etwas Heimweh. Ich hätte vorher mit ihr reden sollen. Ihr alles erzählen müssen. Auch dieses komische Gefühl gegenüber Damian.

Von hinten kommt eine der Bedienungen. Eine junge Frau, jünger als ich und als Damian auf jeden Fall. Sie sah schon etwas fertig aus und ich konnte ihr ansehen, dass sie eigentlich nicht wirklich viel Lust hatte hier den Leuten alles an den Tisch zu bringen. „Willkommen, kann ich ihnen etwas bringen?2, fragte sie und schaute mich und danach Damian mit ihren müden Augen an.

„Zwei Kaffee bitte.", gab Damian als Antwort und nickte der Bedingung freundlich zu. Gelangweilt notierte sie es auf ihrem lock und ging dann wieder hinter den Tresen. Kurz lasse ich noch ein letztes Mal meinen Blick über die Menge in dem Raum schweifen und drehe mich dann wieder zu ihm um. „Das hier ist genauso eine Sackgasse wie alles andere was wir tun auch."

„Wenigstens können wir uns hier hinsetzen und etwas nachdenken. Besser als draußen durch die Straßen zu irren.", gab ich wieder und lege meine Tasche neben mir auf den Stuhl. „Denkst du ernsthaft wir haben eine Chance diesen Typen zu finden?", fragte er und spielt mit der Speisekarte in seiner Hand.

Ich zucke als Antwort nur mit meinen Schultern und fahre mit meiner Hand durch meine Haare. Ich schaue immer mal wieder zu der Tür von dem Café. Dort soll das Opfer gelegen haben. Aber müsste es dann nicht irgendjemand eher bemerken haben muss als der Besitzer dieses Cafés? Die ganze Straße ist voll mit Wohnungen. Es gibt doch bestimmt auch Leute die sehr früh zur Arbeit müssen. Bäcker zum Beispiel. Oder Ärzte. Vielleicht auch Schwestern in einem Hospiz oder Krankenpfleger. Die Chance ist zwar sehr klein aber sie besteht dennoch. Warum die nicht? Warum erst der Besitzer.

„Ihr Kaffee.", kam es gelangweilt von der Bedienung die nun neben mir stand. Unsanft stellte sie vor Damian und mir eine Tasse ab. Auf der Untertasse lag ein kleiner Keks der anscheinend immer daneben liegen muss. Ein Konzept also. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie wieder und ließ mich mit Damian und unseren Tassen alleine.

„Findest du es nicht auch so ungewöhnlich, dass der Besitzer dieses Cafés die Leiche gefunden hat und keiner der Bewohner in der Nähe?", fragte ich Damian leise während ich meinen Kaffee umrührte. „Nein nicht wirklich. Warum? Denkst du ernsthaft darüber nach warum er die Leiche gefunden hat? Es gibt bessere Fragen mit denen du dich beschäftigen solltest."

„Nenn mir eine."

„Welche Schuhe du dir als nächstes kaufst oder welches Oberteil am besten zu der neuen Hose passt die du dir gekauft hast. Halt so was Frauen ebenso denken."

Ich lächle und schüttelte einfach nur den Kopf. „Solche Fragen habe ich mir noch nie gestellt. Ich kaufe mir Hosen die mir passen und ich ziehe einfach irgendetwas darüber an. Am besten das worauf ich gerade Lust habe. Und Schuhe kaufen tue ich wirklich nur im äußersten Notfall. Meistens bestelle ich sie mir einfach. Dann muss ich nicht extra in die Stadt gehen. Aber da habe ich mir auch noch nie Gedanken drüber gemacht welche ich als nächstes kaufen werde."

Jetzt schaute mich Damian sprach los an. Bin ich so anders als einige andere Frauen in meinem Alter? Ich habe mich eigentlich immer für sehr normal und ungewöhnlich gehalten. Machen sich manche Menschen wirklich über solche Themen Gedanken? Ich mache mir öfters mal Gedanken darüber was ich essen will. Aber mein Auftreten ist mir noch nie so sehr bewusst gewesen, dass ich zu jedem Oberteil eine passende Hose haben muss oder so etwas in der Art.

„Du bist wirklich die erste die das so sieht."

„Ist das den Ernst oder willst du mich gerade nur verarschen?"

„Ich kenne nicht alle Frauen auf der Welt aber solch ein Verhalten ist wirklich selten."

Ich nehme einen kleinen Schluck von dem Kaffee und schaue Damian dabei zu wie er wild in der Luft herum gestikulierte. Ich habe das nie von dieser Sicht gesehen. Ich habe mich nie als etwas Besonderes gesehen. Eher als etwas Langweiliges. Die langweilige Nebendarstellerin in den Filmen die sofort nach den ersten Minuten stirbt.

„Sorry für die Störung. Ich soll ihnen das geben."

Die Bedingung kam, legte einen Zettel vor uns ab und ging wieder. Das ist die netteste Bedienung die ich je gesehen habe. Ich bin wirklich froh, wenn wir wieder aus diesem Laden raus sind. Zwar bedeutet das auch, dass ich wieder auf meinen Füßen stehen muss. Naja. Es ist wie mein ganzes Leben.

Damian nahm zögernd den Zettel der auf dem Tisch lag und faltete ihn auf. „Denkst du an wunder? Oder, dass sich Mörder freiwillig stellen?", fragte er leise zu mich und reichte mir den Zettel über den Tisch. Ich hatte Angst und stellte vorsichtig meine Tasse. Ab. „Eigentlich nicht. Aber das kann sich alles ändern.", sagte ich und öffnete den Zettel.

Das was ich las war erschreckend aber beruhigend zugleich. Ich habe Hoffnungen das alles bald ein Ende hat. Damian legte Geld auf den Tisch und steht auf. Ich konnte mein Glück noch nicht so ganz beschreiben. Es war ein absehbares Ende in Sicht.

Ich zeige mich.

Treffpunkt: Erste Kreuzung rechts.

Blood Dead [1] #Ortusaward2020Where stories live. Discover now