Kapitel 6 - Von Detektive zu Detektive

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Selbst das Gespräch mit Amanda hat mir heute einfach nichts gebracht. Schon des Öfteren habe ich einfach durch die Gespräche mit ihr den ein oder anderen Gedankenblitz bekommen. Manchmal auch den ein oder anderen Hinweis den ich zuvor immer übersehen habe.

Doch nur Logan weiß bis jetzt etwas davon, dass Amanda mir "hilft". Wenn es jemand anderes wissen würde wäre ich mir zu hundert Prozent sicher, dass ich gefeuert werde. Die Weitergabe von Informationen ist strengstens untersagt.

Logan kann ich wenigstens vertrauen. Bei den anderen an unserem Revier wäre ich mir da nicht so sicher.

Seufzend holte ich meinen Schlüsselbund aus meiner Jackentasche und schloss meine Wohnung im vierten Stockwerk auf. Ich knallte die Tür hinter mir zu und ließ meine Tasche neben der Tür fallen. Meine Jacke hang in an die Tür auf und schaute mich um.

Alles unverändert. Hoffe ich. Mein Handy klingelte und ich betete, dass es nicht Logan oder jemand anderes von dem Revier war. Aber nichts dergleichen. Es war meine Mutter.

Erleichtert ließ ich mich auf das Sofa fallen und nahm den Anruf an. "Ja?"

"Bist du gerade noch am Arbeiten?", fragte sie vorsichtig mit ihrer brüchigen Stimme. Lachend schüttelte ich den Kopf. "Nein ich bin Zuhause. Wieso? Was gibt es denn?", fragte ich und zog dabei meine Schuhe aus und ließ sie einfach auf den Boden fallen.

"Ach gar nichts. Alles ist wie immer. Bei dir auch?", fragte sie und ich hörte an den Hintergrund Geräuschen, dass sie die Küche betrat. "Naja. Es ist gestern ein schwieriger Fall hereingeschneit. Aber sonst ist alles okay."

"Hast du etwa schon wieder Überstunden gemacht?", fragte sie entsetzt.

"Mom. Nein! Nicht hierbei. Das ist mir doch wirklich etwas zu anstrengend.", sagte ich und versuchte sie zu beruhigen. Ich hoffe nicht vergeblich. "Kann ich dann mal mit Das reden? Ist er überhaupt zuhause?"

"Ach ja, ich verstehe. Da du nicht mit mir darüber reden kannst willst du mit deinem Vater drüber reden.", sagte sie und lachte. "Mom ich brauche diesmal wirklich Hilfe. Ich trete seit gestern auf derselben Stelle. Das ist wirklich nicht witzig.", versuchte ich es ihr zu erklären und musste dabei selber leicht schmunzeln.

"Ich gebe ihn dir. Er ist auch gerade eben erst gekommen. Einen Moment, Schatz.", sagte sie und legte das Telefon weg. Während ich wartete schaute ich verträumt an die Decke. Ich versuchte mir das Whiteboard vor zu stellen. Ich sollte mir so etwas für zuhause auch anschaffen.

"Chicago hier.", hörte ich die Stimme von meinem Vater. Ja, mein Vater ist auch Detektive aber nicht wie ich in New York, sondern etwas weiter weg. Chicago ist sein Gebiet. Aber das ist nur einer der Gründe warum ich umgezogen bin.

"Hey. New York ist auch hier!"

"Was macht der Präsident so?"

"Ich hoffe nichts. Habe ihn noch nicht zu Gesicht bekommen in der Zeit in der ich hier war."

"Na dann. Also Miss. Warum brauchen sie mein offenes Ohr oder eher gesagt meine Hilfe?", kam es von der anderen Seite. Ich stehe auf und gehe zu meiner Tasche. Ich hole die Akte heraus die ich mitgenommen hatte und ging wieder zum Sofa.

"Es geht um meinen Fall. Im Vorfeld noch etwas. Ich habe das was ich habe genau untersucht und es... na ja hör selbst."

"Gut."

Ich hörte wie er einen Stuhl zurückschob. Ich glaube er saß wieder in seinem Arbeitsraum und hatte Papier und Stift schon vor sich gelegt."

Mir der Akte auf meinem Schoß fing ich an ihm alles zu erklären. Ich ließ dabei kein Detail heraus. So fern ich Details hatte. Zum Schluss klappte ich die Akte zu und lies diese neben mich auf dem Sofa fallen.

"Das ist eine echt. Miserable und nicht so schöne Lage.", sagte er und seufzte. "Ich glaube ihr müsst einfach die Akte schließen. Mein Engel, es hat keinen Sinn. Auch so gerne du es versuchen willst aber es kann nur in eine neue Sackgasse führen und das willst du nicht glaub mir."

Leise seufze ich. Er hat ja verdammt noch einmal recht. Aber diese Frau kann doch nicht einfach so gestorben sein. Es muss einen Grund geben. Einen Grund den man herausfinden muss um diesen angeblichen „Gabelmörder" zu stoppen. Alleine wenn ich jetzt schon darüber nach denke diesen Fall zur Seite zu legen bekomme ich Kopfschmerzen und Alpträume. Ich habe noch nie eine Akte geschlossen ohne den Fall gelöst zu haben.

„Also nochmal zusammengefasst von meiner Seite.", riss mich mein Vater wieder aus meinen Gedanken. „Entweder schließt du die Akte, weil du genauso gut weißt wie ich, dass du es wahrscheinlich nicht schaffen wirst diesen Fall aufzulösen, oder du gräbst dich so tief in diese Informationen ein die du hast, dass dich niemand mehr herausholen kann. Beim letzteren wirst du deinen Chef ganz schön wütend machen und er wird die Akte schließen."

Ich seufze und halte meine Hand an meine Stirn. Ich versuche irgendwie eine Lösung gerade zu finden wie ich es schaffen soll mit Logan das alles aufzuklären. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und das merkt man bestimmt nicht nur an der Wärme die mein Kopf ausstrahlte, sondern auch an der rötlichen Tönung meiner Wangen.

„Von Detektive zu Detektive, Dad. Was würdest du machen. Ich weiß genau, dass du keines von den beiden Sachen machen würdest. Also sag mir, was dein dritter vorschlagen ist.", sagte ich und versuchte die Nervosität in meiner Stimme zu überdecken. „Schaff dir einen Ehemann an und Kinder.", sagte mein Vater und lachte.

Ich legte mich auf das Sofa und seufzte. „Ich meine es erst. Obwohl der gar nicht mal so schlecht war von dir.", gestand ich.

„Entscheide es selbst meine kleine. Ich muss jetzt auflegen. Wir sprechen uns bestimmt morgen noch einmal."

Und schon hatte er auch aufgelegt. Ich starrte an die Decke. Minuten vergingen wir Stunden oder Tage, aber es passierte nichts. Nur das leise Ticken der Uhr war zu hören. Was soll ich tun? Ich kann nicht einfach hier so tatenlos herumsitzen, während da draußen ein Mörder frei herumläuft.

Die stille um mich herum beruhigte mich und gab mir neue Energie über alles nachzudenken. Doch diese Energiequelle wurde durch meinen nervigen Klingelton gestört. Es war Logan. Ohne zu überlegen ging ich ran was ich sofort bereute. Verdammt nochmal Lexi!

„Es gab einen weiteren Mord."

Blood Dead [1] #Ortusaward2020Where stories live. Discover now