Kapitel 10 - Freundschaft, Tote und Realität

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"Sollen wir es jetzt machen oder nicht?"

"Ich weiß es doch verdammt noch einmal nicht, Logan."

"Aber was ist, wenn wir es machen?"

"Dann müssen wir alles aufschreiben, was wir je gehört haben und wissen. All unsere Thesen."

"Das ist mir allein schon zu viel Aufwand! Wir machen den Fall weiter!", sagte er und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

Amber stand vor uns beiden und schaute abwechselnd zwischen uns hin und her. Es war zwar kurz vor Ladenschluss aber für uns machte sie gerne auch noch einmal Überstunden, die keine Überstunden waren.

Alles war leise und leer um uns herum. Nur wir drei waren hier und die Lichter wurden auch schon gedimmt. Eine Kerze brennte vor uns und erhellte den kleinen Radius um sie herum.

"Was würde denn passieren, wenn noch so ein Mord passiert?", fragte sie und hängte ihre Schürze neben den anderen auf.

"Dann würden wir genau wie jetzt hier sitzen und darüber diskutieren ob wir die Akte schließen oder nicht.", meinte Logan und schaute mich an. Ich nickte nur zustimmend.

"Aber Lexi. Die Menschen -"

"Amber ich weiß. Ich finde das genauso bescheuert. Aber so gesehen haben wir keine andere Wahl. Früher oder später wird uns die Akte dann eh entzogen wegen mangelnder Beweise. Dann lieber jetzt als später."

"Ihr bekommt das schon hin! Schlaft eine Nacht drüber und entscheidet dann was ihr machen wollt.", meinte Amber und fing an die Tassen zu spülen die noch wild auf der Arbeitsfläche herumstanden.

Ich schaute Logan an aber dieser schaute nur auf seinen Kaffee. Er überlegte. Genau wie ich auch. Würden den Menschen so Gerechtigkeit wiederfahren in dem wir an etwas Unmöglichem festhalten?

"Sagst du es Mr. Sterling?", fragte Logan neben mir. Ich schüttelte den Kopf. "Wir werden das weiter machen. Wir werden schauen was wir machen können aber wir werden jetzt nicht einfach aufgeben."

"Das hört sich so an wie eine Ankündigung von einem Superhelden."

"Ist sie das nicht auch?", fragte Logan und schaute mich an. Ich lächelte leicht und meine Wangen färbten sich leicht rot. "Okay wir warten ab. Ich verstehe sich ja Lexia", sagte Logan nach einer kurzen Pause. Abwehrend hob er die Hände neben seinen Kopf.

Amber vor uns grinste und hob eine Flasche hoch. "Darauf trinken wir einen!", sagte sie und holte auch drei Gläser heraus. Logan neben mir schüttelte nur lachend den Kopf und trank den letzten Schluck seines Kaffees aus.

"Also worauf trinken wir?", fragte ich und schaute Amber an. Sie stellte die Gläser in eine Reihe auf und schütte in jedes Glas etwas. Sie sieht mich zwischen durch an und lächelt. "Jeder macht einen kleinen Trinkspruch okay?"

"Willst du uns alle dicht machen? Ich möchte heute Abend gerne in meinem eigenen Bett schlafen.", sagte Logan entsetzt und schaute Amber an.

"Einen Schluck, Logan. Nicht das ganze Glas!", sagte ich und schlug ihm leicht auf die Schulter. "Achso na dann.", sagte er und nahm sich eines der Gläser.

Ich drehte mein Glas in der Hand und betrachtete dieses. Die kleinen Luftblasen stiegen an die Oberfläche. Ein kleines prickeln war zu hören. "Dann fang ich an.", sagte Amber und hob ihr Glas.

"Wir trinken auf Freundschaft. Auf das die Freundschaft immer hält und nie in die Brüche geht. Wir trinken darauf das wir uns immer zur Seit stehen und in schwierigen Situationen helfen. Wir trinken auf uns!"

Alle drei hoben wir unsere Gläser in die Höhe und ließen sie leicht gegeneinander knallen. Danach nahm jeder ein Schluck. Das prickeln im Mund war fantastisch. Es war wirklich ein guter Sekt. Nicht zu verwechseln mit dem billigen von dem nächst besten Discounter. "Jetzt Logan."

"Na gut. Also."

Er schaute uns an und hob sein Glas auch leicht in die Luft.

"Wir trinken auf Freundschaft. Auf das -"

"Nicht kopieren du Spielverderber.", sagte ich und stupste ihn an. "Ist ja gut. Ist ja gut.", antwortete er lachend und stellte sich wieder gerade auf.

"Wir trinken auf die Toten. Auf das sie in Frieden ruhen werden und das sie nicht umsonst gestorben sind. Natürlich, wenn man ermordet wurde ist das nicht schön aber ich hoffe das wir die Täter finden und sie für immer einsperren werden!"

Zustimmend hob ich mein Glas und stoß wieder mit den beiden anderen Gläsern zusammen. Jetzt war wohl ich dran.

Ich hob also mein Glas so wie die anderen beiden und richtete mich etwas auf. Meine Haare fielen mir irgendwie ins Gesicht. Ich hoffe man sieht nicht zu sehr, dass ich einfach fertig war und nur noch schlafen wollte.

"Wir trinken auf die Realität. Auf das alles was wir sehen, hören, fühlen und schmecken auch wirklich so ist und kein schlechter Scherz unserer Gedanken und Träume sind. Lasst uns auf das hier und jetzt trinken in dem wir Leben. Nicht auf morgen und auch nicht auf gestern. Auf diesen einen Moment."

Logan und Amber lächelten mich schief an und beide hoben ebenfalls ihre Gläser an. Ich nahm den letzten Schluck aus meinem Glas.

"So, das war genug Alkohol für uns alle.", sagte Logan und stellte sein Glas neben seiner Kaffeetasse auf den Tresen. "Sollen wir dir noch helfen, Am?", fragte Logan und deutete auf die Gläser.

"Nein danke ihr zwei. Geht ihr nach Hause. Ihr braucht die Kraft und Energie für euren morgigen Tag. Schlaft lange und gut und haktet euch nicht so zu lange wach an irgendwelchen anderen Sachen.", sagte Amber.

Sie wirkte manchmal wie eine Mutter. Irgendwie konnte ich es mir sehr gut vorstellen wie sie hier mit einem kleinen Kind das laufen lernt. Wir sie ihrem Kind Geschichten aus einem der vielen Bücher von hier vorlas. Sie ist einfach perfekt für ein Kind.

"Bis irgendwann dann mal, Am.", sagte Logan und stand auf. Er zog seine Jacke an und stellte sich hinter seinen Barhocker. Langsam stand ich auch auf und lief einmal zu Amber um sie zu umarmen. "Wir sehen uns morgen?", fragte sie und schaute mich dann an.

"Mal schauen was der morgige Tag so bringen mag.", antwortete ich und lächelte. Sid zwinkerte mir zu und lächelte mich an. "Bis dann ihr zwei.", sagte sie noch einmal und widmete sich dann ihrem Geschirr.

Logan war wie immer ein Gentleman und half mir meine Jacke anzuziehen. "Wir sehen uns morgen?", fragte ich und schaute ihn an.

"Jap und ich bringe sogar Kaffee mit.", sagte er und öffnete die Tür.

Blood Dead [1] #Ortusaward2020Where stories live. Discover now