Kapitel 5 - Zimt, Apfel und Schokoladenkuchen

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Mein Tag ist vorbei. Ich hatte wirklich Angst das diese Qualen nie aufhören würden. Jede Minute schaute ich auf das Whiteboard und hoffte etwas zu entdecken, was ich vorher noch nicht gesehen hatte. Irgendeine Lücke die wir übersehen haben. Irgendwelche Personen die in den zweiten Reihen stehen und dadurch sehr unscheinbar sind.

Aber das was ich gefunden habe war noch schlimmer als ich es befürchtet habe. Seelisch habe ich mich schon darauf gefasst gemacht aber ich hatte keine Ahnung was das für eine Enttäuschung in mir auslöste.

Mir meiner Tasche über der Schulter ging ich meinen altbekannten weg nachhause. Dort werde ich, wie ich mich kenne, noch weiter nach Hinweisen und Lücken suchen um mich dann ganz in den Wahnsinn zu stürzen.

Selbst Logan konnte mir nichts neues mehr sagen. Nur das er zwei Gratis Kaffees mitbekommen hat. Doch selbst das konnte mich nicht mehr aufmuntern.

Mein Handy in meiner Jackentasche vibrierte. Mein Herz macht einen Sprung und ich hoffe so sehr wie noch nie, dass es Logan ist, der etwas gefunden hatte. Doch als ich auf das Display schaute wurde ich enttäuscht. Es war Amanda.

Natürlich Freute ich mich wie jedes Mal das sie mich anrief aber im Moment könnte ich mir ein bisschen etwas Besseres vorstellen. Kurz seufzte ich und rief mir ins Gedächtnis das sie meine Freundin war und mir schon sehr oft helfen konnte.

"Hey Am.", sagte ich und ging weiter meines Weges. Das nächste Mal nehme ich wieder mein Auto. "Hey Lex. Wie geht's?", fragte sie und ich lächelte. "Naja. Muss ja eben. Es ging aber schon einmal besser.", sagte ich und blieb an einer Ampel stehen. "Dann komm doch vorbei und vielleicht hilft dir ein guter Tee und ein Buch dazu.", kam es von der anderen Seite. Ich lacht leicht und schaute weiterhin auf die Ampel vor mir.

"Ich glaube im Moment tut mir einfach nur ein Bett gut."

"Dann geh nachhause, schraub dein Bett auseinander und komm zu mir. Ich helfe dir auch beim wiederaufbauen."

Ich lachte leicht und hoffe das das alles nur ein schlechter Scherz war. Aber vielleicht konnte sie mir wirklich helfen. "Na gut. Setzt das Teewasser auf ich bin ich ein paar Minuten da.", sagte ich und ging von der Ampel weg nach links.

"So das Teewasser wird aufsetzt."

Im Hintergrund hörte ich wie etwas angeschaltet wurde. "Wie läuft den dein Geschäft gerade so? Ich will ja nicht stören oder so.", sagte ich und bog wieder nach links ab.

"So wie immer. Normal. So viele Kunden habe ich heute nicht, dass ich nicht auch noch mit dir reden könnte.", sagte sie und im Hintergrund höre man schon wie das Wasser anfing zu kochen.

"So bis gleich.", sagte ich und legte auf. Nur ein paar Sekunden später betrat ich den kleinen Laden. Der Geruch von Büchern und Gebäck ummantelte mich. "Lange nicht gesehen Miss Havering.", sagte Amber und grinste.

"Nehmen Sie doch bitte schon einmal Platz. Ihr Tee wird gleich fertig sein."

Das ließ ich mir wirklich nicht zwei Mal sagen. Ich schnappte mir einen der Barhocker und setzte mich direkt vor sie. Ihre blonden langen Haare waren heute wieder einmal kunstvoll hochgesteckt. Einige Strähnen waren gedreht und die anderen geflochten. Wie konnte man morgens nur so viel Geduld und Zeit aufbringen sich so etwas auf den Kopf zu zaubern? Ich bin ja schon Glücklich, wenn ich es schaffe Augenbrauen und Wimpern zu machen.

Sie stellte vor mir eine weiße Tasse auf dem Tisch ab. Dieses Papierstück von dem Teebeutel lugte über den Rand von der Tasse. Die Dampfschwaden stiegen vom dem Getränk empor und der Geruch von Apfel und Zimt stieg mir in die Nase. Perfekt um den Tag einfach mal ausklingen zu lassen.

„Also Lexia, dann erzähl doch mal."

„Was willst du denn hören?", fragte ich und legte meine Hände um die Tasse. Die Wärme durchfuhr meinen Körper und lies mich kurz zusammenzucken. Tee ist immer gut. Egal zu welcher Jahreszeit. Erst recht, wenn es, so wie hier Anfang Herbst ist.

„Am Telefon hast du gesagt das es dir schon einmal besser ging. Ist wieder etwas auf der Arbeit passiert? Hast du endlich einen neun Fall bekommen wie du es die gewünscht hattest? Warum guckst du mich so an? Immer lächeln mein Engel.", sagte sie lachend und nahm sich einen Teller den sie Abspülte. „So gerne ich es die auch erzählen wurde Amanda, aber ich darf nicht.", erwiderte ich und nahm den ersten Schluck von meinem immer noch heißem Tee.

„Darf ich dich mal an etwas erinnern. Wie zum Beispiele vor zwei oder drei Monaten. Weißt du noch? Der Fall mit der älteren Dame im Altenheim."

Stolz lächelte sie mich an und nahm den nächsten Teller den sie anfing zu spülen. „Oder am besten fand ich ja noch dem Mord von dem -"

„Ist ja gut. Ich habe es verstanden und ich habe viel zu viele Ausnahmen gemacht. Ich bin ein schlechter Cop ist ja gut."

„Deswegen frage ich mich immer warum wir nicht einfach tauschen. Du übernimmst den Laden und ich deinen Job."

„Glaub mir: Auf Dauer gehen selbst dir die Ideen aus. Aber den Ärzten wenigstens nicht. Hast du schon mal gelesen oder gehört das jemand eine Frau in einer Gasse mit einer Gabel umbringt, sie ausbluten lässt und dann geht? Nein? Ich nämlich auch nicht. Zu minderst bis heute."

Amanda vor mir grinste mich mit schief gelegtem Kopf an. Ich nahm noch einen Schluck von meinem Tee und seufzte. „Jetzt weiß ich wieder, wie es dazu gekommen ist, dass ich dir das alles erzählt habe. Nur weil ich mein vorlautes Mundwerk nicht halten kann."

„Stimmt, das klingt sehr nach dir.", sagte sie und schob mir einen Teller herüber. Es war ein Stück Schokoladenkuchen darauf. Ich seufze und nehme mir die Gabel die daneben liegt. „Aber vielleicht kannst du mir wirklich mit deinen Absurden Ideen helfen.", sagte ich und nahm ein Stück von dem fantastischen Kuchen.

„Wieso denn das? Hast du nichts?", fragte sie mich und spülte eine Tasse ab die noch auf dem Tresen stand. „Bingo.", gab ich nur wieder und nahm noch einen Schluck von dem Tee. Es beruhigte mich wirklich. Diese Atmosphäre mit den Büchern, dann noch der Apfel Zimt Tee und dazu ein wunderbarer Schokoladen Kuchen. Was wollte ich denn bitte mehr an so einem miserablen Tag?

Blood Dead [1] #Ortusaward2020Where stories live. Discover now