Morning Star

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Jaebum schloss die Tür zu seiner modernen und teuer eingerichteten Wohnung auf und meinte, ich solle mir von dem Sofa einen Stapel Decken nehmen.
Er wies an, dass in der Glaswand eine der Scheiben eine Tür war, die auf die hohe Terrasse führte, aber sagte mir nicht welche von ihnen die Tür sein sollte
Jaebum verabschiedete ich in die Küche und meinte er würde uns etwas zu trinken holen, bevor er mir folgen würde und dann verschwand er auch schon in der Küche und ließ mich in der großen Stube allein,

Nachdem ich mich ein wenig neugierig umgesehen hatte, schnappte ich mir Decken und Kissen und suchte nach der Tür, die auf die Terrasse führte, die ich in den Glasscheiben zu meinem Glück schnell gefunden hatte.
Als ich austrat umgab mich Kälte, die wesentlich fröstelnder als die auf der Straße war.
Ich taumelte mit den Kissen und den Decken in meinen Armen über die große Terrasse und legte alles auf einem halbrunden und schneeweißem Ledersofa ab, was wohl ziemlich aufwendig zu reinigen sein müsste, würde es schmutzig werden.
Langsam setzte ich mich und blickte auf die nächtliche Skyline Seouls, die aus dieser Höhe nocheinmal anders wirkte, als wenn man sie von unten aus sah.
Ich hatte das Gefühl Kilometer weit nur Wolkenkratzer zu sehen, die in verschiedensten Farben leuchteten und ihre Werbetafeln im Sekundentakt umschalteten.
Es kam mir so vor, als würde ich in einem futuristischem Film sitzen und nicht auf eine Sofa mitten in einer wirren Realität, in der ich mich in der Wohnung einer kleinen Berühmtheit befand.

Mit zwei Weingläsern und einer Flasche mit einem giftigblauem Getränk trat Jaebum auf meine Bildfläche und stellte seine Mitbringsel auf den kleinen Glastisch vor sich ab.
"Eine unglaubliche Aussicht oder?" fragte er und sah ebenfalls in die von Lichtern übersähte Nacht.
Ich nickte und seufzte.
Für die Miete dieser Wohnung musste er doch Unsummen zahlen, und das alleine für diese Atemberaubende Aussicht vor den Augen, die sich durch die ganze Wohnung zog.
Auch Fensterputzen musste doch für ihn total aufwendig sein, wenn er nicht sogar ein Hausmädchen hatte, was das für ihn erledigte, denn für so etwas fand er bestimmt nur selten oder gar keine Zeit, wenn er die Woche schon so schwer beschäftigt war.
"Ich sitze öfters hier, wenn ich nicht schlafen kann, manchmal nächtelang. Nicht selten bin ich hier draußen schon eingeschlafen, oder hab den Sonnenaufgang mit angesehen."
Seufzte er in Gedanken hängend und mit einem leisen Lachen und setzte sich neben mich.
Irgendwie konnte ich mir das bei ihm gut vorstellen.
Er gelassen mit einem Glas Wein, und tiefenentspannt auf die Aussicht blickend.

In aller Entspanntheit drehte Jaebum die Flasche auf und kippte in jedes der beiden Gläser etwa gleichviel von der blauen Flüssigkeit.
Mit einem samtigen Lächeln reichte er mir mein Glas und neugierig nippte ich daran.
Jaebum entwich ein lachen, während ich feststellte, dass dieses blaue Gebräu nach Blaubeeren und einem Schuss Minze schmeckte.
"Blaubeerwein aus Deutschland. Extra importiert, weil es den hier nirgends gibt. Du wärst überrascht, wenn sage, dass du den einfach so in einem Supermarkt  bekommst, er aber schmeckt, als würde er ein halbes Vermögen kosten." erklärte Jaebum mir ehrlich amüsiert und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
"Deutschland ist allgemein ein komisches Land.
Sind ausländerfeindlich, aber dennoch ist ein großer Teil ihrer Charts nicht mal bestehend aus deutschen Songs, sondern eher aus amerikanischen oder spanischen, dass ist in meinen Augen ein totaler widerspruch, auch essen die total gerne nicht nur den deutschen Kram sondern auch türkisch oder chinesisch, regen sich aber gleichzeitig über Einwanderer auf."
Jaebum schien sein Gesprächsthema gefunden zu haben, während ich nur zuhören konnte.

Ich hatte Korea nie verlassen, war immer in meinem Land geblieben und beneidete andere, die um die ganze Welt gereist und waren und andere Kulturen kennengelernt hatten.

Jaebums Augen schienen zu leuchten, als er mir von den Ländern erzählte in denen er bereits war, wo so einiges zusammen kam.
USA, Kanada, Brasilien, Indien, England und das war nur ein kleiner Teil.
Er behielt aber all das was er geschäftlich zu tun hatte aus seinen Worten heraus, ließ mich nur das wissen was dort anders war als hier.

BadlandsWhere stories live. Discover now