Back In Time

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Etwas neonpinkes klebte vor meiner Stirn, als ich die Augen aufmachte und unter andrem wahrnahm, dass es wieder hell war.
Seufzend zog ich den Zettel von meiner Stirn und sah mich mit großen Augen erneut in diesem
Wahnsinnspenthouse um, in dem ich gestern neben Jaebum eingeschlafen bin und der jetzt leider weg war.
Ganz bestimmt war er mit Mark losgezogen.
Ich schob den Gedanken von dem mir unsympathischen bei Seite und genoss einen Moment den Blick auf Tokyo.
Nun war das, was gestern Abend noch ein Meer aus Lichtern war, nur ein zusammenschmiss von unzähligen schimmernden Grautönen mit einem strahlend blauen Himmel im Hintergrund.
Dennoch war diese Aussicht einfach nur atemberaubend und unglaublich.

Als ich aufstand las ich den Zettel, den Jaebum mir hinterlassen hatte, auf dem stand, dass er in der Küche etwas für mich zu Essen gemacht hatte und ich freie Verfügung über alles in seiner Wohnung hatte, auch dem Infinitypool in seinem Bad.
Er meinte, dass Youngjae gegen zwölf hier sein würde und ich mich nicht erschrecken solle, da er ebenfalls Zugang zu dem Penthouse hatte, ohne klingeln zu müssen.
Jaebum würde gegen drei zu uns am Toyko Tower dazustoßen und Youngjae seinen Rundgang in der Stadt tätigen, wenn er wollte.
Ich knüllte den Zettel zusammen und schmiss ihn in der Küchenecke weg.
Auf der Kücheninsel stand ein ganzer Teller voller Schokopfandkuchen und ein Glas Nutella daneben, als wären die Pfannkuchen noch nicht zu schokoladig.
Aber Schokolade, vorallem Nutella, konnte nie schaden.
Davon konnte es einfach nie zu viel geben!
Ohne auch nur nach Besteck zu greifen, rollte ich mir einen Pfannkuchen zusammen, öffnete das Nutellaglas und tunkte ihn so ein, bevor ich abbiss und endlich kennenlernte, was das Wort Foodgasm bedeutete.
Ich hatte noch nie so himmlische Schokopfannkuchen gegessen, ich hatte noch nie Schokopfannkuchen gegessen und war wie weggeschmissen von diesem unglaublichen Schokogeschmack mit Nutella.
Das Nutella brachte noch mal seine ganz eigene Note mit sich, denn nichts war mit Nutella zu vergleichen.

Vier oder fünf Pfannkuchen später war ich pappsatt und wusch mir die Hände, bevor ich mich ins Bad bewegte und an der Treppe zum Pool etwas hängen sah.
Es war eine kleine Tüte und wieder einer dieser pinken Zettel, die ich am Kopf hatte, als ich wach wurde.
Bevor ich den Zettel las, lunschte ich in die Tüte und riss die Augen auf, als ich einen verdammten roten Versace Bikini ausmachen konnte, was ich nur an der original Verpackung um den Bikini in der Tüte ausmachen konnte.
Ich schüttelte den Kopf und bekam den Mund gar nicht mehr zu, als ich mich dazu zwang auf den Zettel zu sehen, den Jaebum mir hinterlassen hatte.
Auf diesem meinte er, dass er sich denken konnte, dass Schwimmsachen das letzte waren, an was ich wohl gedacht hatte und diesen Bikini hatte er noch eilig über eine Sofortbestellung im Internet erwerben können, die heute morgen ankam.
Ich fragte mich woher er bitte meine Größe wissen sollte, als ich den Bikini aus der Tüte zog und ihn musterte.
Neben dem rot hatte er auch noch goldene Verzierungen aufgestickt, die ihn gleich nochmal teurer wirken ließen.
Das konnte doch einfach nicht sein ernst sein!

Ich band mir die Haare zu einem Dutt zusammen, bevor ich mich in einer der Nischen, die von der Fensterwand aus im Bad nicht zu sehen waren, umzog und mich erneut an die Treppe des Pools wagte.
Viel lieber wäre es mir, wenn Jaebum hier wäre und er mit mir in den Pool steigen würde, denn alleine hunderte Meter im Wasser über dem Boden zu schweben verursachte eher Übelkeit als Aufregung und außerdem hatte er schon verpasst, wie ich den Pool zu Gesicht bekommen hatte.
Also kniff ich, suchte mir mein Outfit für heute raus und legte den Bikini wieder ordentlich zusammen.

Mit neugierigen Augen streunerte ich durch das Penthouse und konnte eine kleine Fotowand ausmachen.
Was hieß klein? Sie erstreckte sich von meiner Bauchhöhe, bis gut zehn Zentimeter über meinen Kopf und je einen Meter nach links und rechts.
Sie war mir gestern bei der Musikecke gar nicht aufgefallen und vorhin auch nicht, was wohl auch daran lag, dass ich mir die Stelle nicht richtig angeschaut hatte.
Auf den Bildern war logischer Weise überall Jaebum drauf zu erkennen, nur auf wenigen war er nicht.
Meine Aufmerksamkeit bekamen jedoch zwei Bilder.
Auf dem einen saß er mit Jinyoung in einer Badewanne, beide waren Kinder, Jaebum vielleicht nicht älter als vier und Jinyoung mindestens zwei.
Beide hatten einen Schaumhaufen auf dem Kopf und grinsten, als würden sie der Sonne Konkurrenz machen wollen.
Kaum zu glauben, dass da der Haussegen mit ihm und seinem Halbbruder noch grade hing, wenn man sie heute sah.
Auf dem zweiten Bild, was gar nicht so alt erschien, stand Jaebum neben einer Frau, die vielleicht nichtmal älter als er war.
Er hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt und lächelte.
Nicht so breit wie auf dem Kinderfoto, sondern so, als wäre er dazu gezwungen worden.
Die neben ihm hatte den Kopf gehoben, wirkte überheblich, so als würde sie jeden zur Schnecke machen, der ihr nicht passte.
Sie hätte perfekt zu Mark gepasst, wenn ich sie so sah, aber ob sie nun mit Mark verwandt war, konnte ich unmöglich sagen.
Es hätte auch einfach Jaebums Schwester sein können, nur war diese Frau auf keinem anderen Bild gezeigt, nur auf dem einen, auf dem die beiden auf einer Party zu sein schienen.
Langsam beschlich mich der verdacht, dass die Frauensachen in Jaebums Wohnung vielleicht Sachen von irgendwelchen Ex-Freundinnen waren und es war ihm einfach unangenehm zuzugeben, dass er sie noch irgendwo im Schrank hatte, da sie sie wohl nie geholt hatten.
Ich wäre Jaebum deshalb mit keiner Ader sauer, er sollte nur aufhören mich zu belügen, wenn es so war.
Auf anderen Bildern konnte ich einen Blick auf Jaebums Mutter erhaschen und vom Gesicht kam er definitiv nach ihr.
Das Bild, was ich eben in Augenschein nahm, zeigte, dass seine Mutter genau die selben Muttermale am Auge hatte, wie Jaebum, was sie sogar noch ähnlicher wirken ließ.
Von seinem Vater schien er nicht so viel zu bekommen zu haben, aber deshalb war er auch bestimmt nicht sonderlich sauer.

"Was ist eigentlich mit Jaebums Mutter?" fragte ich Youngjae später, als wir gemeinsam durch Tokyo liefen und uns die Themen zum Reden ausgingen.
Auch Youngjae hatte ich auf vielen Bildern in dem Penthouse gesehen.
"Du hast die Wand gesehen, oder?" harkte er nach und ich nickte.
Seine Reaktion war ein seufzen und belegt lachte er.
"Sie ist gestorben, als er sechzehn war." ließ er mich wissen.
Ich riss die Augen auf und sah den neben mir entsetzt an.
"Darf ich fragen an was?" harkte ich leise nach.
Youngjae nickte. "An einem Herzinfarkt. Sie hat sich, nach der Scheidung von Jinyoung Senior aus dem Rampenlicht gehalten und sich einen normalen Job gesucht, nur hat sie sich so überarbeitet, dass es ihr zum Verhängnis geworden ist.
Das schlimmste an der Sache, Jaebum hat sie selber in der Wohnung, in der er mit ihr gelebt hat, gefunden."
Mir lief es kalt über den Rücken.
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was er durchgemacht hatte.
"Weil er noch nicht volljährig war, hat ihn sein Vater aufgenommen, aber ihm schien es scheiß egal gewesen zu sein, was aus Jaebum wurde oder was mit seiner Mutter war.
Angeblich war er nicht mal auf der Beerdigung."
Jaebums Vater war echt ein Arsch und dennoch feierte ihn das ganze Land.
"Wie kam es aber, dass er sich als Kind super mit Jinyoung verstanden hat wenn sie sich jetzt hassen? harkte ich weiter nach, wenn ich schonmal die Chance hatte etwas über Jaebums Vergangenheit herauszufinden.
"Jinyoung Juniors Mutter war sowas wie eine gute Freundin der Familie, aber sie hatte schon länger was mit seinem Vater am laufen.
Da passierte es dann irgendwann, aber es kam erst durch einen dummen Zufall raus, dass er vom Senior war, was dann auch angeblich der Grund dafür war, dass sich Jaebums Eltern getrennt haben und sich die Geschwister angefangen haben zu hassen."
"Nach dem Tod seiner Mutter, hat er alles versucht es seinem Vater zurecht zu machen, aber ist immer wieder gescheitert.
Für ihn war sein Junior der größte, und um wenigstens etwas Aufmerksamkeit zu bekommen, hat Jaebum sich selber Klavier und Gitarre beigebracht und versucht selber zu singen und Songs zu schreiben.
Aber anscheinend hat Jinyoung Senior doch was an seinem älteren Sohn gefressen, da der jüngere keine Anteile von seinem Imperium besitzt."
Ich wusste ich durfte das nicht denken, aber der erste Gedanke, der mir nach Youngjaes Worten in den Sinn kam war, das Empire ja einen Scheißdreck im Vergleich zu Jaebums Lebensgeschichte war, obwohl ich dennoch nichts gegen die Lyon Family hatte und Jaebums Geschichte eine ganz andere war.
"Aber Kirae, versprich mir, dass du vor Jaebum so tust, als wüsstest du von nichts. Er mag es nicht, wenn ich anderen von seiner Vergangenheit erzähle." bat er mich und ich nickte verständnisvoll.
Ich würde es an Jaebums Stelle auch nicht feiern, wenn mein bester Freund allen erzählen würde, dass ich meine Mutter tot aufgefunden hatte oder mein Vater mich behandelt hatte wie Dreck.

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