Not So Bad As It Seems

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"Wie... habt ihr euch eigentlich kennengelernt?" trotz dessen, dass sich Jin im Moment total unbehaglich fühlte, ließ er sich seine Direktheit nicht nehmen und stocherte in seinem Salat herum.
Jaebum und ich sahen uns an, wollten herausfinden wer von uns nun diese Geschichte vom Club erzählen sollte.
Er lachte und wendete sich wieder Jin zu.
"Das ist eigentlich eine ziemlich lustige Gesichte." begann er und drückte meine Hand unter dem Tisch.
Ich lachte ebenfalls, aber leiser und nickte.
Jin sah uns abwartend, aber mit hängenden Schultern an und ein wenig bereute ich es auf die Idee gekommen zu sein ihm Jaebum vorzustellen.
"Ich habe sie damals durch Zufall in dem Club meines Vaters stehen sehen.
Wir haben uns eine ganze Weile angestarrt und mir war bewusst, das etwas an ihrer Art besonders sein musste. Doch bevor ich zu Kirae konnte, um sie anzusprechen war sie auch wieder weg." fing Jaebum an und ich sah, wie sich die Rädchen in und um Jins Kopf ächzend in Bewegung setzten.
"Bestimmt eine oder zwei Stunden später bin ich ihr wieder begegnet. Dann sind wir zu mir und im Leben hätte ich nie erwartet, dass es bis heute halten würde." grob und einfach und typisch Jaebum erklärt.

Bei Jin machte es klick.
"Du bist mit ihm weg, an dem einen Samstag!" rief er aus.
Er hatte glück dass wir nicht im eigentlichen Restaurant saßen, sondern in einem Extraraum.
Ich nickte auf Jins Worte und spielte unter dem Tisch nervös mit Jaebums Fingern.
"Und du hast ihn mir all die Monate verheimlicht." er wurde leiser, fuhr sich durch die Haare und kehrte einen Moment in sich.
So hatte ich Jin noch nie gesehen.
Er tat mir unglaublich leid.
Jaebum hatte recht gehabt. Es jetzt über die Bühne zu bringen, dass er meinen besten Freund und meine Eltern an einem einzigen Wochenende kennenlernen sollte war von mir doch eine viel zu überstürzte Entscheidung, die ich nun aber nicht mehr rückgängig machen konnte.
Als Jin wieder aufsah, war ich überrascht seine Selbstsicherheit plötzlich wieder in seinen großen braunen Augen zu finden.
Auf seine typische, arrogante und putzige Art hob er seinen Kopf und sah Jaebum kämpferisch an.
"Sollte es dir einfallen ihr auch nur einen Finger zu krümmen, reiße ich dir den Kopf ab und benutze ihn als meine persönliche Bowlingkugel. Da ist es mir scheißegal wie reich deine Familie ist. Bei meiner besten Freundin lass ich bei sowas nichts anbrennen" drohte er todernst.

Jaebum setzte zum lachen an, aber verstummte und sah eben so ernst zu Jin, wie Jin zu Jaebum.
"Das letzte was ich will ist ihr zu schaden. Kirae ist mir, seid ich sie das erste mal gesehen habe, ans Herz gewachsen.
Sollte ich ihr weh tun, dann kannst du mit meinem Kopf anstellen, was du willst." zeigte sich Jaebum mit aufrichtiger Stimme.
Jin lächelte selbstzufrieden und machte sich an seinen Salat, während ich meinen vor lauter Nervosität nicht angerührt hatte und Jaebum bereits fertig war.
Wirklich hunger hatte ich nicht. Ich wartete noch immer auf den margenschmerzenden Moment, an dem Jin auf Jaebum losgehen würde, oder umgedreht, aber bis jetzt war dies nicht passiert.

"Was studierst du eigentlich?" richtete sich Jaebum an Jin. Von mir wusste er bereits, dass ich Jura auf meinem Plan stehen hatte.
Jin lächelte und sah auf.
"Ich studiere nicht." Jaebum war überrascht über seine Antwort.
Ich nicht.
Die Universität bot neben den typischen Studiengängen auch andere Sachen wie eine Kochschule oder eine Modeschule an und Jin hatte sich für die Kochschule eingetragen, da er irgendwann einmal sein eigenes Restaurant haben wollte und er besser kochen konnte, als die Gerichte von Jamie Oliver aussahen.
Jin wollte irgendwann mal mit ihm auf dem selben Level stecken und der Welt zeigen, wie man richtig kochte.
"Was machst du dann?" harkte Jaebum weiter nach und wartete neugierig und mit echtem Interesse auf eine Antwort.
"Ich habe mich an der Kochschule auf dem Campus eingetragen und will irgendwann mal ein eigenes Restaurant hier in Seoul haben."
"Das hört sich nach einem großen Plan an." bemerkte Jaebum.
Jin straffte seinen Rücken und strahlte keinerlei Unbehagen oder Unsicherheit mehr aus.
Jetzt war er wieder ganz er selber.
"Den ich sicherlich schaffen werde, da ich in meiner Heimat einer der besten Köche überhaupt war." pries er sich selber in den Himmel.
Jaebum zog überrascht und amüsiert neben mir eine Augenbraue hoch und starrte Jin an.
Ihn überraschte das plötzliche und steigende Selbstbewusstsein meines besten Freundes sichtlich, aber ich war daran gewöhnt.
Das war Jin, wie ich ihn nie anders gekannt hatte und nie anders kennen wollte.

Tatsächlich war damit auch das Eis gebrochen und Jin und Jaebum unterhielten sich wie ganz normale Menschen, aber man merkte, dass sie dennoch beide vorsichtig waren, nicht zu viel sagen wollten.
Ich war erleichtert, dass sie sich nicht gegenseitig die Köpfe abrissen und damit Bowling oder Fußball spielten und Jin war zum Glück auch nicht auf Konfrontationskurs mit Jaebum aus, was ich als Zeichen sah, dass er Jaebum an meiner Seite akzeptieren würde.
Jaebum zeigte sich zudem von seiner besten Seite, dem einzigen dem er aus dem Weg ging, war das Thema seiner Familie, wenn Jin etwas darüber wissen wollte.
Wage versuchte sich dann nur auszudrücken, bis er es schaffte erfolgreich vom Thema abzulenken und Jin irgendwas über das Kochen zu fragen, wobei er all sein Wissen herauskramte und es sogar zustanden brachte sein eigenes Essen auseinander zu nehmen und zu analysieren und dann noch zu bemängeln, als würde er Restauranttester spielen.
Ich hielt mich aus den Unterhaltungen raus, genoss nur, dass die beiden sich verstanden und meine Lasagne genauso perfekt schmeckte, wie das erste mal, als ich mit Jaebum hier war.

"Er ist anders, als ich es erwartet hätte." murmelte Jin, als wir in einem Taxi, was uns Jaebum gerufen hatten, wieder zum Campus zurückfuhren.
Ich nickte. "Ich weiß. Vor der Öffentlichkeit gibt er sich gewollt als kalt und unantastbar. Er will sich so nur selber schützen." erklärte ich ihm.
Jin nickte nun.
"Er wollte nicht über seine Familie reden." stellte er fest.
Ich seufzte. "Da ist ein ganz dunkles Thema bei ihm. Sein Vater und seine Stiefmutter sind ziemliche Arschlöcher." enthüllte ich, würde ihm aber nicht mehr sagen, da Jaebum mir vertraute und er nicht wollen würde, dass ich seine Lebensgeschichte vor einem komplett außenstehenden ausrollen würde.
Das würde er mir übelnehmen und ich wollte mich mit ihm nicht zwingend streiten.
"Dieser JYP wirkt schon nicht ganz koscher und klar. Ich bin mir sicher Jaebum hat seine Gründe ihn zu hassen." schloss er.
Oh ja, die hatte er.
Ich dachte da nur an die Geschichte mit seiner Mutter zurück.
Jaebums Vater hatte es nichtmal fertig bekommen auf ihrer Beerdigung aufzutauchen und hatte sich das Entertainment unter den Nagel gerissen, was von dem Geld der Mutter aufgebaut wurde.
"Aber Jaebum ist mir dennoch sympathisch." Jin lachte und ich zog eine Augenbraue hoch.
"Das sagst du auch nur, weil er dir versprochen hat, dass er dir die Richtige Kulisse für dein erstes Restaurant gibt und er sich dein Gelaber übers Kochen angehört hat." konnte ich es mir nicht nehmen ihn aufzuziehen.
Jin lachte.
"Wenn er es sich nicht angetan hätte, dann wäre ich wieder gegangen." er rümpfte die Nase und legte den Kopf schief.
"Du bist unmöglich. Aber wenigstens seid ihr euch nicht gegenseitig an die Gurgel gegangen."

"Wie könnte ich dem an die Gurgel gehen? Verdammt der hatte da bestimmt irgendwelche Geheimen Securities stehen, die mich abgeschossen hätten, wäre ich ihm zu nahe gekommen.
Außerdem halte dir den, der hat Kohle, dann müsstest du bis zu deinem Tod nicht mal hart arbeiten und wenn er wegsterben sollte, dann kannst du dir sein Geld einkrallen." machte er mir klar.
"Ich bin nicht wegen seines Geldes mit ihm zusammengekommen." schlug ich zurück, aber wusste dass Jins Worte nur ein Witz waren.
Soetwas würde er nie ernst meinen.
"Das ist mir bewusst. Du weißt, dass ich nur spaß gemacht habe. Ihr passt gut zusammen, Kirae. Ich wünsche euch alles gute." Jin sah mich ehrlich und offen an.
Keine Spur der Eifersucht oder Wut, oder Trauer auf mich und Jaebum war in seinen Augen zu sehen.
Seine Worte waren so gemeint, wie er sie gesagt hatte.

Ich lehnte mich zu ihm und bettete meinen Kopf auf seiner Schulter.
"Du wirst auch noch die richtige finden, Jin da bin ich mir sicher. Aber die bin nunmal nicht ich."
Er seufzte.
"Das... ist... mir bewusst und damit habe ich mich abgefunden, Kirae. Als Freunde sind wir besser dran." gab er zu und legte einen Arm um meine Schultern.
"Aber ein wenig Eifersüchtig bin ich schon auf deinen Freund, vorallem auf sein Geld." murmelte er mit Humor und ließ uns beide auf dem Rücksitz des Taxis herzlich lachen.

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