Secrets

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"Wer war denn der junge Mann, mit dem ich vorhin telefoniert habe?"
Kein Hallo oder wie geht es dir kam von meiner Mutter, als ich sie im Cafe der Universität begrüßte und sofort Jins prüfenden Blick auf mir hatte.
"Ein Bekannter." murmelte ich nur und setzte mich zu ihr und meinem Vater.
"Ein Bekannter, wegen dem du uns gestern versetzt hast?" prangte er an und mich beschlich das schlechte Gewissen.
"Ach Mirae, lass doch das Mädchen ihre Typen haben, ich war in dem alter auch nicht anders." verteidigte Jins Mutter mich, was ich mehr als erleichternd belächelte, da wenigstens sie auf meiner Seite zu stehen schien.
Meine Mutter seufzte.
"Aber sie ist doch noch so jung."
"Und dumm." hing Jin kalt an und bekam vernichtende Blicke von seiner Mutter.
Sein Vater stattdessen lachte.
"Mann kann nur einmal jung und dumm sein."
"Oder war es schon." Jin sah mich vernichtend an und ich bekam die Blicke von meinen und seinen Eltern zu spüren.
Das wollte ich hier nun wirklich nicht ausdiskutieren, zumal hier keinem mein Liebensleben etwas anging, was irgendwie ein bisschen drunter und drüber lief, wenn man bedachte, dass ich mit einem der angesehensten Junggesellen Koreas im Bett gelandet war.
"Ich bin sicher Kirae weiß was sie tut und solange sie weiß was sie tut, ist doch alles im grünen."
Oh was hätte ich dafür gegeben, wenn Hyomin auch meine Mutter wäre.
Sie teilte total meine Meinung.
Ich wusste was ich tat und das war das mit Jaebum bis jetzt noch vor allem unter den Tisch zu kehren, oder es zumindest zu versuchen.
"Sie weiß nichtmal mit wem sie ES tut." setzte Jin nach und nippte an seinem Kaffee.
Das war eine gewaltige Lüge.
"Ach und mit wem hab ich dann bitte telefoniert? Das war sicherlich der, bei dem meine Tochter jung und dumm gewesen war." hing meine Mutter sich wieder an.
Die Väter am Tisch schüttelten nur mit den Köpfen und sahen mich Mitleidig an.
"Hat er sich mit Namen vorgestellt?" Jin zog eine Augenbraue hoch, während ich unter dem Tisch nach ihm trat und er mich nur mit seinem 'du wolltest es nicht anders' Blick ansah.
"Muss er das denn? Du gehst auch nicht auf die Straße zu jedem und sagst 'hallo mein Name ist Jin ich bin worldwide Handsome und will wissen wer du bist'. Es ist doch wohl meine Sache mit wem ich im Bett war, also mach du, als mein bester Freund da kein Drama draus."
Ließ ich mich nun mal aus und verengte die Augen.

"Kinder, nun streitet euch doch nicht gleich."
Mein Vater fuhr sich seufzend durch die Haare und schüttelte den Kopf.
Jins Vater stimmte mit ein. "Wenn ihr was zu klären habt, dann bitte in aller ruhe und nicht so aufgetrumpht."
Jin rollte mit den Augen und mit entwich ein aufgebrachtes Schnauben.
"Komm, sag was du willst, aber komm mir nicht mit, dass ich mich verändert habe, nur weil ich ein kleines Geheimnis vor dir habe."
Verlangte ich von dem mir gegenüber und blendete die Worte meines und Jins Vaters aus.
"Ich will nur, dass du mir sagst, mit wem du den einen Samstag verschwunden bist!" verlangte er von mir.
"Wieso? Damit du ihn mir Wattebauschen ermorden kannst?" plüsterte ich mich auf.
Jin schüttelte den Kopf.
"Wieso? Weil ich an deiner Stelle nicht so dumm gewesen wäre, und einfach mit irgendeinem abzuhauen.
An deiner Stelle hätte ich auf den richtigen gewartet, der einem manchmal genau vor der Nase sitzen kann, aber anscheinend ist die Madame ja zu blöd die Gefühle anderer mitzubekommen!"
Jin schoss von seinem Platz hoch und haute die Hand auf den Tisch.
Das Besteck, so wie die Tassen klirrten und im ganzen Cafe war auf einmal ruhe.
Stumm fiel mir der Kiefer auf den Boden, während ich Jin nur anstarrte, der Tränen in den Augen hatte und mich nicht aus den Augen ließ.

Jin mochte mich mehr als nur normal?
Wieso hat er das nie gesagt?
Ich hätte alles getan um den ersten Samstag hier ungeschehen zu machen, da ich mir aufeinmal total dumm vorkam.
Aber eigentlich hatte ich immer gedacht, dass er schwul sei, da er nie von den Hintern anderer Mädchen schwärmte, aber jetzt wusste ich warum.
Für ihn schien es nie ein anderes Mädchen als mich gegeben zu haben, aber so leid es mir auch tut, ich hatte für ihn nie so gefühlt und konnte mir es auch nie vorstellen, aber das jetzt zu sagen, würde hier alles nur noch mehr zum eskalieren bringen.
Wir waren immer nur Freunde, es war klar dass wir viel miteinander hingen, aber nie wäre es mir denkbar gewesen, dass er mehr entwickelte, dass ich ihm wichtiger wurde.
Das hatte auch erklärt, wieso er so unglaublich sauer auf mich war.

"Toll. Jetzt hab ich mein Geheimnis ausgeplaudert, mich blamiert und du wirst nochimmer nicht den Mund aufmachen." Jin lachte auf, und raste im nächsten Moment durch das Cafe und zum Ausgang.

Ich raufte meine Haare und wollte ihm hinterher, jedoch hielt mich Hyomin, so wie meine Mutter zurück.
Sie meinten, ich sollte Jin grade jetzt erstmal in ruhe lassen.
Dass ich mich einfach nur wie ein Haufen elend fühlte, schien die beiden kalt zu lassen, denn ich musste dringend mit Jin reden.
Ich wollte meinen besten Freund nicht wegen soetwas verlieren und sicherlich würden wir es klären können, dass wir noch Freunde bleiben könnten, selbst wenn er mich aus anderen Augen sah und ich was auch immer mit Jaebum hatte.

Die Worte meiner Eltern ignorierend stürmte ich wenige Minuten später  doch aus dem Cafe und machte mich auf die Suche nach Jin, der bestimmt nur in seinem Zimmer sein konnte.
Zu gerne wäre ich wieder bei Jaebum, da war wenigstens alles noch gut.
Obwohl, ich hatte vergessen ihm die Nachricht zu schicken, dass Youngjae mich erfolgreich abgesetzt hatte.
Gott. Das war auch schon fast wieder zwei Stunden her.

Namjoon kam mir auf der Treppe zu dem Zimmer der beiden entgegen gebraust und meinte, dass Jin niemanden in das Zimmer lassen würde, dennoch war die Tür auf.

In Decken zusammengebauscht und in der hintersten Ecke seines Bettes hatte er sich wie ein kleines und bockiges Kind verschanzt.
Langsam tappste ich zu ihm und zog eine der Decken von ihm weg.
"Wieso hast du nie was gesagt?" fragte ich ihn leise und setzte mich zu ihm.
Er zuckte mit den Schultern.
"Hatte es vor, aber da hattest du mich ja schon abgeschrieben." brummte er.
"Ich hatte dich nie abgeschrieben." flüsterte ich.
Jin lachte auf.
"Deshalb hast du mich und deine Eltern auch gestern versetzt, für diesen komischen, hässlichen Typen mit der fetten Limousine."
Spottete er.
Jetzt lachte ich.
"Der, der mich gestern Abgeholt hat, war nicht der von Samstag." stellte ich richtig.
Sein Kopf schaute unter der Decke hervor und mit verweinten Augen und wie ein Häschen rümpfte er die Nase.
"Also sieht er besser aus als ich? Dieser Kerl?" fragte er.
Ich sah, dass er versuchte das eben geschehene zu verdrängen.
"Das ist nicht wichtig. Ich will mich nur nicht mehr mit dir streiten." murmelte ich.
"Dann sag mit wem du dich so amüsiert hast. Ich meine ich kann mit dem Namen dann eh nichts anfangen, aber dann weiß ich, welchen ich auf einen Zettel schreiben und mit Dartpfeilen zerschießen kann." mumpfelte er unter seinen Decken und schaute mich aus großen braunen Augen an.
Völlig unpassend lachte ich.
"Das ist nicht lustig." grummelte Jin und zog schmollend die Unterlippe vor.
"Du bist mir wichtig und sollte dir der Affe weh tun, dann mache ich aus seinen Knochen Mehl und benutze es selber zum kochen." drohte er mir an.
Ich seufzte und lehnte mich bei ihm an.
"Er wird mir nicht weh tun. Und wenn bist du der erste, den ich es wissen lasse."
versprach ich ihm und schenkte ihm mein ehrlichstes Lächeln.
"Ich weiß, dass du offensichtlich nicht so fühlst, wie ich, aber lass uns bitte trotzdem Freunde bleiben." bat er mich.
Sofort nickte ich.
"Es wäre schrecklich, wären wir keine Freunde mehr." stimmte ich zu und seufzte leise.

"Jaebum." murmelte ich schließlich nach langem schweigen zwischen uns. "Was bum?" fragte Jin mich.
Ich lachte leise.
"Jaebum, der Name den du auf den Zettel für deine Dartscheibe schreiben kannst und den du zerschießen kannst." erinnerte ich ihn.
Vermutlich würde nicht nur er den Namen mit Pfeilen zerschießen, denn grade war auch mir danach, da ich nicht sonderlich wusste, wie ich zu ihm stehen sollte und er mich verunsicherte.
Dass das mit Jaebum nichts ernstes werden würde war mir klar, aber wieso war dann dennoch so ein komisches flüstern, dass mich frustrierte und mir sagte, dass ich schon jetzt irgendwie viel zu sehr an ihm hing, obwohl ich ihn kaum kannte, selbst wenn die Nacht mir etwas mehr Licht ins Dunkle gebracht hatte, was ihn betraf.

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