Kleine, verrückte One Direction Familie

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Irgendetwas kitzelte mich an der Nase. Ich war noch nicht lange wach und hatte auch meine Augen noch nicht aufgeschlagen, aber das nervige Gefühl an meiner Nase ließ sich nicht ignorieren. Ich schlug meine Augen auf und erblickte den Übeltäter, oder besser gesagt die Übeltäter, Nialls Haare. Irgendwann waren wir wohl doch noch eingeschlafen nachdem ich Niall mein komplettes Leben offenbart hatte. Doch nicht wie sonst lag ich auf Nialls Brust, nein dieses Mal war es umgedreht, er kuschelte sich an mich, was auch mal eine lustige Abwechslung war.
Niall hatte mir diese Nacht echt geholfen. Er hatte mich aufgefangen und getröstet, er hatte mir versichert, dass alles gut werden würde und dass wir zusammen alles schaffen würden. Zusammen, hieß das dass wir weiterhin Freunde blieben auch wenn ich heute ging? Auch wenn die Jungs bald auf Tour waren? Oder hatte er das nur so vor sich hin gesagt um mich zu beruhigen? Seit gestern war ich sowas von unsicher, wenn es um andere Menschen ging. 

10 Uhr. Lange hatte ich nicht geschlafen. Es musste so ca. um die halb sechs gewesen sein, als wir eingeschlafen waren. Und doch fühlte ich mich ausgeruhter als noch vor wenigen Stunden. Endlich jemanden in meine ständig an mir nagenden Gedanken einzuweihen war sehr erleichternd. Aber wie sollte ich den Jungs gleich entgegen treten? Vor allem Niall und Zayn… Oh je… Ich verkroch mich wieder unter der Bettdecke und beobachtete den durch die Luft fliegenden Staub, bis ich auf dem Flur Schritte und Stimmen hörte. Die Jungs waren aber ganz schön früh wach dafür, dass gestern gefeiert wurde. Ich ging in Nialls Bad und zog mich um. Etwa zehn Minuten später stand ich unschlüssig mitten in Nialls Zimmer. Sollte ich meine Tasche packen? Was sollte ich sonst machen? Ich wollte da jetzt nicht raus gehen, aber nutzlos rumliegen wollte ich auch nicht mehr. So machte ich mich an die Arbeit und sammelte meinen im Raum verteilten Kram zusammen. Nun stand ich wieder unschlüssig im Zimmer. Ich konnte mich ja jetzt auch nicht einfach rausschleichen… Allerdings würde ich so einem schmerzhaften Abschied entgehen. Wie ich so dastand und nachdachte überkam mich das Gefühl, dass ich beobachtet werde. Nialls Blick ruhte auf mir. „Was hast du vor?“ „Ich weiß es nicht.“ Er stand auf und kam auf mich zu. „Wollen wir Frühstücken gehen?“ Er legte den Arm um mich. „M-hm“, sagte ich und nickte.

Wir ließen den gepackten Koffer stehen und gingen nach unten in die Küche. Liam, Harry und Louis waren bereits wach und machten Essen. Gott sei Dank war Zayn nicht dabei. Ich weiß nicht, ob ich seinen Anblick jetzt schon verkraften konnte.
„Maxie. Du bist ja schon angezogen. Willst du, ähm also hast du etwa jetzt schon vor zu gehen?“, fragte Liam. „Ich…“, setzte ich an, doch ich fand nicht die rechten Worte. „Weil, es ist so…“ Er räusperte sich und sprach dann weiter: „Wir wollen mit dir reden. Setz dich bitte.“ Ich tat wie mir geheißen und setzte mich auf einen Hocker an den Tresen. Harry eilte herbei und reichte mir theatralisch einen Kaffeebecher und grinste sein typisches Harry-Grinsen. Was war hier los? 
„Also, wir haben uns etwas überlegt. Wir alle sind schon eine Weile mit diesem einen quälenden Gedanken im Kopf herumgelaufen und gestern haben wir es dann endlich geschafft darüber zu reden.“ Er machte eine kleine Pause und nahm meine Hand die bis dato mit meiner anderen Hand gespielt hatte, so aufgeregt war ich. „Maxie, wir wollen alle nicht, dass du gehst. Doch bis gestern hatten wir absolut keine Ahnung, wie wir das bewerkstelligen sollen. Du bist uns so ans Herz gewachsen. Jedem von uns. Wir“ – Er räusperte sich wieder – „ Ehrlich gesagt, wir würden uns total verloren vorkommen ohne dich. Du hast es geschafft in der einen Woche unser komplettes Leben auf den Kopf zu stellen und wir wollen gerne, dass du ein Teil von uns bist. Bleibst. Ein Teil unserer kleinen, verrückten One Direction Familie – Entschuldige, anders kann ich das einfach nicht ausdrücken. Es ist doch so... Also Louis würde durchdrehen, wenn er dich nicht mehr den ganzen Tag knuddeln könnte… und endlich haben wir mal jemanden, der Harry ordentlich Kontra geben kann und der uns alle jeden Tag zum lachen bringt und…“ 

Mit tränenverschleiertem Blick sah ich mich um und blieb bei Louis hängen. Er lächelte sein warmes und immer herzliches Louis-Lächeln. Vor lauter Rührung über Liams Worte waren alle Gedanken in meinem Kopf wie weggefegt und mein Hirn hörte auf zu arbeiten. Ich sah wie sich seine Lippen bewegten als er sprach, doch ich hörte nichts. Ich spürte nur das Glück, dass durch mich flutete wie eine Welle. Langsam tauchte ich wieder aus ihr auf und hörte Liam sagen: „… Ich könnte dir noch so viel mehr erzählen, aber ich will die Rede hier auch nicht so lang gestalten. Deswegen komme ich jetzt zum eigentlichen Punkt. Wir möchten, dass du hier einziehst. Dauerhaft. Wir können dir das Gästezimmer her richten. Und…“ „Liam, warte“, meldete ich mich schwermütig zu Wort. „Ich – Ich kann nicht. Das geht nicht.“ „Ja ich weiß, dass klingt alles etwas verrückt, weil wir uns noch nicht lange kennen, aber sieh es doch als so eine Art WG. In London bezahlbare Wohnungen zu finden ist geradezu unmöglich und hier könntest du auch so leben.“ Er schnappte nach Luft und korrigierte sich schnell selbst: „Also falls es dir um das Geld geht, du kannst natürlich auch miete bezahlen…wir wollen nicht, dass du dich fühlst als würdest du ausgehalten werden. Wir würden das niemals so sehen, auch nicht, wenn du nur wenig Geld dazu geben kannst. Du wärst trotzdem ein gleichberechtigtes Mitglied in diesem Haushalt. Bitte, denk darüber nach...“

Oh je, warum war er nur so nett? – Es machte mir das Ganze nur noch schwerer. „Ich kann nicht bleiben, Liam. Ich kann es einfach nicht.“ Betreten blickte ich zu Boden. Liam zögerte und fragte dann: „Ist es… entschuldige bitte, ich muss das einfach fragen: Ist es wegen dem, was meine Mutter gestern gesagt hat? Wir wollen dich alle hier. Und keiner denkt von dir, dass… dass du es schlecht mit uns meinst. Keiner will dir irgendwelche dubiosen Absichten unterstellen, das musst du mir glauben.“ „Das weiß ich doch. Das ist es nicht“, wand ich mich. Ich musste es ihnen erzählen. Flehend sah ich zu Niall. Er schaltete sich sofort ein, jedoch anders als erwartet. Ich dachte er würde Liam erklären, dass es besser war mich gehen zu lassen. Dass ich wichtige Dinge zu tun hätte und dafür unterwegs sein werden müsse. Doch es kam ganz anders. 
„Bevor wir weiter darüber reden ist es wichtig, dass Maxie euch über etwas aufklärt, was ihren Aufenthalt hier betrifft. Wenn es dir im Augenblick zu schwer fällt davon zu sprechen, kann ich das auch gerne für dich übernehmen.“ Irritierte nickte ich Niall zu und bemerkte wie auch die anderen ihn verwirrt ansahen. „Also, Maxie ist nicht einfach nur aus Spaß in dieses Land gezogen. Sie ist auf der Suche nach ihrem Zwillingsbruder.“ „Was?“, brach es aus Harry heraus. Na klar, natürlich war er es, der sich nicht beherrschen konnte. Alle Blicke richteten sich auf ihn. „Sorry, bin schon still“, murmelte er. Niall machte weiter. „Sie hatte erst vor kurzem von ihm erfahren und hat leider auch keinerlei Hinweise auf seinen Aufenthaltsort.“ „Dann frag halt deine Eltern.“ Wieder landeten alle Blicke auf Harry, wobei Liam‘ dermaßen böse war, dass Harry kurz ertappt zu Boden guckte. „Ey sorry, aber das ist doch echt die naheliegendste Lösung.“ „Mein Vater ist tot und meine Mutter kenn ich nicht.“ „Oh… ok, jetzt fühle ich mich scheiße. Tut mir leid, Maxie.“ „Können wir jetzt bitte die Geschichte zu Ende hören?“, knurrte Liam und Niall fuhr fort mit der Kurzfassung von allem, was ich ihm gestern erzählt hatte. Am Schluss seiner Rede herrschte mindestens zehn Minuten Totenstille in dem Raum. Alle wirkten sehr angespannt und nachdenklich. Ich war die erste, die wieder etwas sagte: „Seht ihr und deshalb muss ich gehen. Ich kann nicht tatenlos hier rumsitzen, während er irgendwo da draußen ist.“ Obwohl ich es so, so gerne würde. „Aber wie sieht dein Plan aus? Im Krankenhaus warst du doch schon und die würden dich auch ein zweites Mal abweisen. Du solltest hier bleiben und weitere Hinweise sammeln.“ „Seh‘ ich auch so, wir könnten dich dabei unterstützen“, klinkte sich Niall ein. „Das ist nicht nötig… Ich kann das echt nicht annehmen. Ihr habt doch selbst ein Leben und könnt mir nicht auch noch helfen meins auf die Kette zu kriegen.“ Nun war es an Liam etwas zu sagen, nachdem er so lange geschwiegen hatte und besonders schweigsam gewesen war: „Bedenk mal, wie viel Zeit auf der Suche nach einer Bleibe und einem Job drauf gehen wird – Mal abgesehen davon wie viel Zeit du aufwenden müsstest, würdest du Fulltime arbeiten müssen um eine Wohnung zu finanzieren. Da bleibt dir kaum noch was vom Tag, um deinen Bruder zu suchen.“

Ok, damit hatte er vollkommen recht. In meinem Kopf schwirrten viele Argumente dagegen umher, doch keins davon schien gegen das von Liam anzukommen. 
„Wir können das Krankenhaus bestechen.“ Und ein weiteres Mal blickten alle irritiert Harry an. Er wirkte schon fast schüchtern, als erwarte er wieder Ärger zu bekommen dafür, dass er etwas gesagt hatte. „Ich mein ja nur… wir haben Einfluss… und einen Batzen Kohle. Da werden wir ja wohl an so ein paar Akten kommen.“ 
„Mhm… die Idee ist tatsächlich gar nicht so schlecht“, gestand Liam ihm zu. „Sag ich doch“, sagte Harry flachsend und hatte wieder sein verschmitztes Harry-Lächeln auf dem Gesicht. „Hey, das ist zwar eher semi-legal, aber ich bin auch dafür“, brachte sich ein lachender Louis ein. „Was sagst du dazu, Maxie?“ Alle Augen richteten mich gespannt auf mich. Wie sollte ich mich nur entscheiden? Die Jungs hatten recht –ihre Hilfe würde mich sehr viel weiter bringen. Und ein Dach über dem Kopf klang schon verlocken. Und ich wollte sie auch nicht verlassen…
„Ihr habt Recht. Machen wir es so. Ich bleibe hier.“ Kaum hatte ich ausgesprochen, wurde ich von allen Seiten derart feste umarmt, dass ich beinahe zerquetscht wurde. „Ahh Jungs, Jungs. Hallo? Ihr da oben? Ihr vergesst, dass ich nur 1,65 bin. Hier unten bekomme ich nicht genug Sauerstoff. Hallooo?“ Obwohl ich dem Erstickungstod nahe war, fühlte ich mich schon lange nicht mehr so lebendig. Lebendig und glücklich und frei.

Nachdem die Jungs mich aus ihrer Gruppenumarmung entlassen hatten, half ich ihnen dabei ein Frühstück für…ehm sagen wir einfach sehr VIELE Personen zu machen. Ich hatte schon gestern den Überblick verloren wie viele Menschen sich eigentlich jetzt in diesem Haus aufhielten, also machten wir einfach von allem besonders viel. Seit unserem Gespräch wollte mein Lächeln gar nicht mehr von meinem Gesicht weichen. Es war wie angeklebt und das bekamen auch die Jungs mit. Sie sahen nicht minder glücklich aus, was mein Herz nur noch wärmer werden ließ. 
„Maxie pass auf, sonst brennen dir die Eier an!“ Liams Stimme drang durch meine rosa Freuden-Blase. Mist, die Eier hatte ich ganz vergessen. Schnell nahm ich sie von der Herdplatte. „Weiß ich doch, ich wollte sie etwas kross“, gab ich ausweichend von mir, doch Liam schmunzelte nur in sich hinein und verteilte Brötchen in den 6 Körben, die er gerade aus dem Schrank geholt hatte. 
Als wir das Essen gerade auf der großen Tafel verteilten die die Jungs aufgebaut hatten - Ich fragte mich echt wo sie die her hatten - kamen auch schon die ersten Familienmitglieder die Treppe herunter. Den Anfang machten Nialls Eltern, direkt hinter ihnen konnte ich Anne ausmachen und nach kurzer Zeit war der Raum erfüllt von freudigem Geplapper. 

„Maxie, ich muss dir echt ein Kompliment aussprechen, das Essen schmeckt fantastisch.“ Anne, die neben mir saß, legte einen Arm um meine Schulter. Ohne es kontrollieren zu können merkte ich wie meine Wangen anfingen zu glühen. Hatten wir das nicht schon des Öfteren seitdem ich in London war? Lag es an der Luft hier oder warum konnten sich meine Wangen nicht mehr unter Kontrolle halten? Ich wurde doch sonst nicht so schnell rot. „Danke, aber das hab ich nicht alleine gemacht. Die Jungs haben mich tatkräftig unterstützt.“ Ich sah einmal in die Runde. Doch auf den Gesichtern der anderen lag allseits nur ein belustigter Blick bis sie fast alle gleichzeitig anfingen zu lachen. „Hab ich was Falsches gesagt?“ Die Situation war mir echt ein wenig suspekt. „Nein Süße, wir kennen unsere Pappenheimer nur und wissen daher, dass sie noch nicht mal Brötchen aufbacken können ohne, dass die Küche danach in Flammen steht.“ Wieder fingen alle an zu lachen und diesmal stimmte ich mit ein. Ich lachte und mein Lachen war sogar echt, nicht so wie die gestrigen Male. Ich lachte und lachte und unterhielt mich angeregt mit Gemma, Lottie oder Trisha. Ich war vollkommen entspannt… bis ich ein paar schlurfende Schritte auf der Treppe hörte. 
Ich hatte ihn wirklich vergessen. Ich konnte es nicht fassen, aber ich hatte das ganze Frühstück über nicht ein einziges Mal an ihn gedacht und nun stand er da. Am Ende der Treppe und sah nicht gerade gut aus. Zayn. Mein Herzschlag beschleunigte sich und meine Hände wurden feucht. Ich wusste, dass ich ihm nicht für immer aus dem Weg gehen konnte. Wir wohnten nun mal ab heute offiziell hier zusammen, aber trotzdem war ich auf den Anblick nicht vorbereitet. 
Zayn sah scheiße aus. Er hatte tiefe Augenringe und ziemlich blasse Haut. Seine Haare waren nicht gemacht, was eigentlich NIE vorkam, und außer Boxershorts und einem Schlabber-Shirt hatte er nichts an. Wenn ich es nicht besser wüsste konnte man denken er habe sich gestern total betrunken, aber warum?     
Er ging ans Ende der Tafel und setzte sich zwischen seine Schwestern. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich mit Absicht nicht ansah. Doch kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, blickte er mir direkt in die Augen. Dieser Moment war jedoch so schnell vorbei, dass ich nicht einmal mehr wusste ob er überhaupt stattgefunden hatte.

1. Wie findet ihr Liams Rede?
2. Was sagt ihr dazu, dass Maxie einzieht?
3. Was denkt ihr geht in Zayn vor?

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