Revelations

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Liam POV

Ich war drauf und dran zu gehen, als ich versteckt in der hintersten Ecke eine Kiste entdeckte. Sie fiel mir sofort auf, da sie im Gegensatz zu den anderen nicht staubig war. Und das, obwohl sie umgeben von tausend anderen Kerzenleuchtern, Pappkartons und ausrangierten Möbeln war, die sich im Laufe eines Lebens wohl auf jedem Dachboden ansammelten.

Hatte ich zuvor noch gedacht, dass es eine dumme Idee war mitten in der Nacht heimlich den Krimskrams meiner Eltern zu durchwühlen, so wurde mir beim Anblick dieser Kiste klar, dass hier etwas nicht ganz koscher war.

Aber meine Mutter hatte sich generell merkwürdig verhalten. Vielleicht kam es mir aber auch nur so vor, weil ich in jeder Geste und jedem Wort nach etwas Verdächtigem suchte. Und wahrscheinlich lag ihr merkwürdiges Verhalten mit daran, dass sie es nicht gewohnt war, dass ich ohne Vorwarnung einfach so bei ihr aufkreuzte und über Nacht blieb. Naja sie und Dad hatten sich jedenfalls gefreut... bis ich etwas zu viele Fragen stellte.

Das Gerede über meine Geburtsurkunde – und ich hatte schon versucht es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen – meine möglichst unauffälligen Fragen zu meiner Geburt und Kindheit... In einem Moment kam es mir sogar so vor, als hätte ihr Auge gezuckt, doch hatte sie mir trotzdem freundlich auf alles geantwortet. Es war verrückt, ich kannte sie so gut und doch war ich mir nicht sicher, ob sie keine Miene verzogen hatte, weil sie nichts verbarg oder weil sie gut war im Schauspielern. Sie war meine MUTTER. Wie konnte ich nur meiner eigenen Mutter misstrauen?

Scheiß auf die Kiste, ich sollte ins Bett gehen.

Unentschlossen stand ich in der Dunkelheit. Lediglich die Taschenlampe in meiner Hand ermöglichte es mir etwas zu sehen. Ich sollte gehen. Schnüffeln war unmoralisch. Aber wäre es richtiger meine Augen vor dem zu verschließen, was sich mir fast schon zu deutlich offenbarte?

Ich atmete aus und hob den Deckel der Kiste an. Darin lagen Bücher. Alte Ausgaben aus den 80ern wie es schien.

Das war wohl nichts. Gerade wollte ich sie wieder schließen, da kam mir ein Gedanke. Wenn sich jemand die Mühe gab sie in der Ecke unter vielen anderen Dingen zu verstecken – Wieso sollte dieser jemand sich dann geschlagen geben, wenn die Kiste geöffnet werden würde?

Also räumte ich sie komplett bis auf den Boden aus – Und siehe da: Ganz unten verbarg sich ein riesiger Ordner. Ich öffnete ihn und fühlte mich wie in einem Horrorfilm. Seite für Seite blätterte ich ihn durch. Erst hektisch, während ich nach Luft schnappte, später dann langsamer, sorgfältig jedes Bild betrachtend und jedes Wort lesend. 105 Seiten. 105 fucking Seiten voll von Maxie.

TwinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt