Part 8. Nachhilfelehrer?!

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Geschichte war sooo langweilig. Und dann auch noch die letzte Stunde. Ich könnte sterben. Vor allem da Mittwoch war und ich hiernach noch schön zum Schulpsychologen durfte. Und morgen war mein siebzehnter Geburtstag... Und der zwölfte Todestag meiner Mutter. Ich weiß, ich habe sie nur ein paar Jahre gekannt, aber es war trotzdem meine Mutter. Meine Gedanken schweifen wieder ab. Mein Lehrer erzählte uns  gerade etwas über den Test den wir letzte Woche geschrieben haben und das er sehr entäuscht von uns ist. Er hat mehr erwartet. Blahblahblah... Typisch Lehrer. Die Schüler wollten einfach nur ihren Test haben. Unser Geschichtslehrer zögerte immer alles bis auf die letzte Minute hinaus. Deshalb war er bei uns Schülern nicht gerade beliebt. Trotzdem muss ich zugeben, das er einen tollen Unterricht macht. Wenn man aufpasst und nicht bei seinen langen Erzählungen einschläft, dann kann man echt was lernen. Vor mir unterhielten sich gerade zwei Barbies, so nannte ich die Schulschlampen/ Matratzen der Schule, über Rider Rodriguez. Ja genau, über den Kerl den ich vergessen werde. Nur leider scheint sich heute jeder gegen mich verschworen zu haben. Mir kommt es so vor als würde, egal was ich tue, Rider eine Rolle darin spielen. Das ist echt nervig. Es fing schon heute morgen an. Als ich zur ersten Stunde wollte, vergnügte sich Rider gerade mit einer der Barbies vor der Tür des Klassenzimmers. Ich musste mich schließlich irgendwie an den beiden vorbei quetschen und ein würgen unterdrücken. Die haben sich beinahe aufgefressen! In der Pause hat mir einer von Riders Freunden sein Getränk über mein T-Shirt geschüttet und wollte dann auch noch, dass ICH mich entschuldige. Die Krönung kam dann aber als ich mich wie vereinbart, zehn Minuten vor Pausenende, mit Miss Muller traf wegen der Nachhilfe. Ich ging also schon leicht angesäuert, wegen der Cola auf meinem Shirt, zu Miss Mullers Klassenraum. Ich dachte noch, dass der Tag nicht schlimmer werden kann, als mir Miss Muller meinen Nachhifelehrer vorstellte. Glaubt mir, ich wäre fast umgekippt vor Schock. Mein neuer Nachhilfelehrer schien auch nicht gerade erfreut, vor allem, da die liebe Miss Muller ihn wegen irgendwas in der Hand hatte und er mir nur deswegen Nachhilfe geben wird. Und zwar würde mir kein geringerer als RIDER RODRIGUEZ Nachhilfe geben. Ich war etwas verwirrt. Wie konnte mir bitte Rider helfen? Er schien das ja nicht ein mal freiwillig zu machen und er ist ein Badboy. Haben die nicht immer schlechte Noten aus Prinzip?! >>Also, ich möchte euch gerne einander Vorstellen. Saphira, das ist Rider. Rider, das ist Saphira. Ihr wirst du Nachhilfe in Geometrie geben. Sie ist eine wirklich gute Schülerin und ich denke, dass sie das mit deiner Hilfe hin bekommt.<< Miss Muller war sichtlich begeistert von ihrer Idee. Rider schien genau so wenig davon zu halten wie ich. >>Ich möchte ihnen nicht zu nahe treten, aber ich denke nicht dass mir Rider helfen kann.<< Sprach ich das Offensichtliche aus. Jetzt war es Rider der schnaubte. >>Zufälligerweise kann ich behaupten, dass ich ziemlich gut in Mathe bin.<< Miss Muller stimmte ihm zu und meinte irgendwas von bester Schüler den sie je hatte. Rider und ich diskutierten noch ein wenig, bis Miss Muller der Kragen platzte (im übertragenen Sinne) und keine Wiederworte mehr hören wollte. >>Es ist beschlossene Sache, also findet Euch damit ab. Sollte ich merken, dass ihr das nicht ernst nehmt, werdet ihr jeden einzelnen Tag nach der Schule unter meiner Aufsicht länger bleiben. Habt ihr das verstanden?!<< Sie räusperte sich, während wir nickten. >>Gut. Also ich denke dass ihr das hin bekommt und mich nicht entäuschen werdet. Das Organisatorische überlasse ich dann Euch zweien. Ihr könnt ja Nummern austauschen, oder wie auch immer ihr Kinder Heutzutage in Verbindung bleibt. So ich bin dann weg.<< Sie schob sich ihre Brille auf der Nase zurecht und ging dann eiligen Schrittes in Richtung der Fachräume. Wahrscheinlich hatte sie jetzt Biologie, da sie sonst in ihrem Klassenraum geblieben wäre. Lange Zeit sagte keiner von uns etwas. Rider begann schließlich. >>Also von mir aus können wir das so schnell wie möglich hinter uns bringen. Ich würde sagen wir fangen heute an.<< Er sah mich kurz an. >>Ähm... Das geht nicht. Ich kann heute nicht.<< Murmelte ich. >>Morgen?<< Fragt er. Mist wie hört sich das an, wenn ich ihm sage, das ich morgen auch nicht kann?! Aber mir blieb nichts anderes übrig. >>Morgen kann ich auch nicht.<< Sagte ich jetzt noch leiser und war überrascht, das Rider mich gehört hatte. >>Was ist dein Problem? Warum geht heute nicht?<< Er schien wütend zu sein. Ich wollte es ihm nicht sagen, ich wusste jedoch auch, dass er mir dann nicht helfen würde in Mathe. Ich schluckte meinen Stolz runter und erzählte ihm, dass ich nach dem Unterricht zum Schulpsychologen muss. Er war so überrascht das er darauf nichts erwidern konnte. >>Und morgen?<< Von dem Tod meiner Mutter würde ich ihm auf keinem Fall erzählen. Das würde ich niemandem. Also stimmte ich zu, mit ihm morgen die Nachhilfe anzugehen. Das würde in einer Katastrophe enden. Zumal ich an meinem Geburtstag immer mit meinen Brüdern und meinem Vater in den Zoo ging, wie es meine Mutter mit mir vor hatte, und wir danach zu Mamas Grab fuhren. Das taten wir jedes Jahr und alle nahmen sich dafür extra frei.  

Durch das Gekicher der Barbies vor mir wurde ich zum zweiten mal aus meinen Gedanken gerissen. Ging diese Stunde denn nie zu Ende? Gerade als ich dachte ich müsste an akuter Langeweile sterben wurden die Testergebnisse ausgeteilt und kurz darauf klingelte es. Schulschluss. Nur für mich und die Theaterleute nicht. Die anderen AGs fanden zu anderen Tagen statt. Ich sah mir kurz den Test an. Ich bekam ein A, womit ich auch gerechnet hatte. Geschichte fiel mir sehr leicht. Eigentlich hatte ich jetzt zehn Minuten Pause bis ich zum Schulpsychologen muss. Aber da ich das Wort eigentlich nicht ausstehen kann, gehe ich sofort in das Büro von Dr. Bishop, der mich wie immer schon erwartete.  >>Hallo Saphira. Setze dich. Wie war dein Tag?<< Ich ließ mich in die weichen Polster der Couch sinken und schmiss meine Tasche auf den Boden. >>Guten Tag Dr. Bishop. Mein Tag war wie immer.<< Der in die Jahre gekommene Mann ließ sich in dem Sessel mir gegenüber nieder und seine hellen und wachen Augen beobachteten mich, als würden sie die Wahrheit wissen. >>Ich habe mit Miss Muller gesprochen. << Ich unterbrach ihn mit einem genervten stöhnen. >>Ja, ich nehme jetzt Nachhilfe.<< Gestand ich. Dr. Bishop war zwar nicht mehr der jüngste, doch man hatte das Gefühl, man kann ihm alles erzählen. Mit seinem kleinen Bauch und dem rundlichen Gesicht, welches von weißen Haaren und einem weißen Bart verdeckt ist, erinnert er mich an meine Kindheitsvorstellung eines Weihnachtsmanns. >>Ich habe morgen meine ersten Nachhilfestunden.<< Er sah mich überrascht an. >>Morgen ist doch dein Geburtstag.<< Er wusste, was ich an meinem Geburtstag immer tat. Schließlich ist er mein Psychologe und er kannte meine Mutter. Es gibt Menschen, die weigern sich strikt gegen diese Art der Hilfe. Jedoch hatte ich fast mein gesamtes Leben einen Psychologen, mit dem ich sprach. Ich habe mich daran gewöhnt. Und nach den ersten Fehlgriffen mit Psychologen, die besser selbst in Behandlung gehen sollten, habe ich in Dr. Bishop eine Art gute Seele gefunden. Wobei ich manchmal Scherze das unsere Stunden eher einer Beichte Gleichkommen. Dr. Bishop kennt auch meine Brüder und meinen Vater und er gehört schon ein wenig zur Familie. Meine Oma, die Mutter meiner Mutter, war die Nachbarin von Dr. Bishop und meine Mutter ist neben ihm aufgewachsen und hielt auch bis zu ihrem Tod den Kontakt zur Familie Bishop. Meine restliche Familie geht auch manchmal zu Dr. Bishop und er ist immer für uns da. Ich erklärte ihm, dass ich Rider morgen zur Nachhilfe nicht absagen konnte und er verstand, dass ich nicht über meinen Geburtstag mit anderen Menschen reden würde. Am Ende der Stunde war ich froh darüber, mit jemanden gerdedet zu haben. >>Ach Saphira, ich soll dir noch schöne Grüße von meiner Frau bestellen. Auch an den Rest der Familie. Und wir haben noch eine Kleinigkeit für dich.<< Er hielt mir ein kleines Päckchen hin. >>Wir wissen, das du keine Geschenke magst. Das hier wird dir aber sicher gefallen. Es gehörte mal deiner Mutter und ist kaputt gegangen, als sie bei uns zu Besuch war. Nach all den Jahren haben wir es jetzt reparieren lassen.<< Ich nahm es dankend an. Ich würde das Päckchen morgen aufmachen und mich überraschen lassen. Auf dem Weg nach Hause, machte ich mir noch ein mal Gedanken darüber, wie ich dass morgen hin bekommen sollte. Irgendwie würde es schon gut gehen. Meine Mutter würde mir helfen, den Tag zu überstehen.

How to love a BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt