Part 40. Sie weiß es!

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Verunsichert stehe ich vor Rider. Ob das so eine gute Idee war, mit ihm zu reden? Gerade eben hat er noch einen Jungen verprügelt. Vielleicht möchte er auch Schluss machen?! Andere Mädchen haben bestimmt nicht so viele Probleme wie ich und würden besser zu Rider passen. Außerdem haben wir uns ziemlich heftig gestritten. Und das Gefühl, das er mir etwas verheimlicht, habe ich schon länger. Was hatte Rider an dieser komischen Lagerhalle zu suchen und warum wollte er mich nicht da haben? Ein Blick in seine Augen verrät mir, das er in Gedanken ist. Als würde er durch mich hindurchsehen.

>>Es tut mir Leid, Saphira.<< Er schnauft frustriert. >>Wie oft ich das schon gesagt habe!<< Langsam kommt er auf mich zu, doch ich weiß nicht was ich davon halten soll. >>Rider. Ich weiß einfach nicht wo ich bei dir dran bin! Mal bist du der liebenswürdigste Mensch auf der Welt und dann machst du mit irgendeiner Bitch rum.<< Seine Augen fixieren mich. Das ist so unfair. Kein Mensch sollte so Augen haben. Nur noch ein paar Millimeter trennen uns nun und mir fällt das Atmen schwer. Obwohl ich sauer auf ihn bin, kann ich mich nicht gegen die Wirkung, die er auf mich hat, währen. Er soll mich einfach halten und mir sagen das alles gut wird. Das er mir die Wahrheit sagt. Und tatsächlich. Rider schlingt seine Arme um mich und ich meine automatisch um ihn. Doch ich erstarre, als ich etwas hinten in seinem Hosenbund ertaste. Rider merkt das etwas nicht stimmt und tritt schleunigst einen Schritt zurück. Blanke Panik sehe ich in seinem Gesicht. Einen Ausdruck, den ich bei ihm noch nie gesehen habe. Aus Angst presse ich mich gegen die Wand der Bibliothek und so weit wie möglich von ihm weg. Mit zitternder Stimme versuche ich zu begreifen, was hier passiert. >>Ist.. ist das eine Pistole?<< Das er mich versteht ist ein Wunder. >>Bitte Saphira...<< Er versucht auf mich zu zukommen. >>Nein! Bleib wo du bist!<< Wie kann er nur? Warum hat er eine Pistole bei sich? Das ergibt keinen Sinn. >>Warum Rider? Warum hast du eine Pistole dabei?!<< Immerhin hat er auf mich gehört und ist mir nicht näher gekommen. >>Das versuche ich dir die ganze Zeit zu sagen!<< Mit einer Hand fährt er in seiner typischen Geste durch sein Haar. >>Versteh doch. Ich bin... in einer Gang.<< In einer Gang? >>Auf der Party, als Carlos dich bedroht hat...<<  Langsam wird mir mulmig. Ich kann mich noch genau an den Abend erinnern. Und an die Pistole, wie Rider mir geholfen hat. Aber was hat das mit ihm zu tun? Wie soll ich ihm vertrauen wenn ich nichts über ihn weiß und er in einer GANG ist und eine WAFFE dabei hat. Sollte es mir nicht klar sein? Er war die ganze Zeit schon komisch und wie naiv bin ich? Wenn ich eins und eins zusammen zähle hätte es mir schon früher klar sein sollen. >>...ich gehöre jetzt zu Carlos Leuten. Ich wollte das selbst nicht, Saphira. Das musst du mir glauben. Aber ich hatte keine Wahl.<< Seine Stimme wird immer grimmiger. >>Ich dachte, du würdest mich ändern. Das gute in mir zu Tage fördern. Aber selbst du kannst mich nicht ändern. Ich bin kein netter lieber Junge. Vielleicht habe ich mir das selbst eingeredet, aber eigentlich war schon immer klar, wo ich hin gehöre.<< Selbst wenn ich das erst verarbeiten muss und unter Schock stehe, merke ich das er seinen Worten selbst nicht glaubt. Doch kann ich ihm glauben? Was mache ich eigentlich? Meine Arme und Beine zittern und meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich wusste von Anfang an, das Rider Rodriguez ein Badboy ist, der bei illegalen Fights mit macht. Warum konnte ich mir eine Gang also nicht auch vorstellen? Er hat nie versucht, sich als lieb zu verkaufen. Ganz im Gegenteil. Und nun steh ich hier und weiß gar nichts mehr.

Ich habe mir früh angeeignet, Menschen von mir fern zu halten. Meine Gefühle nicht zu zeigen und rational zu denken. ich war selbst überrascht, das meine Stimme bei folgenden Worten so fest klang. >>Geh jetzt Rider.<< Ich konzentrierte mich auf meine Wut, um stark zu bleiben. >>Ich möchte dich nicht sehen.<< Die Worte waren hart und brannten in meiner Kehle. Sie waren gelogen und reiner Selbstschutz. Ich stand kurz vor einem Zusammenbruch. >>Ich werde jetzt gehen. Pass auf dich auf.<< Und tatsächlich ging er. Er hat versuchte ruhig zu sprechen, wahrscheinlich um mir keine Angst zu machen. Doch jetzt an seinen Schritten sehe ich die Wut und den Frust. Warum auch immer hoffe ich, das er keinen Mist baut. Die Tür fällt hinter ihm zu und ich breche zusammen.

Ich weiß gar nichts über diesen Jungen. Und trotzdem habe ich das Gefühl ihn ewig zu kennen. Er hat mich gerde jedoch nicht belogen. Er hat mir gesagt, das er in einer Gang ist. Und ich denke er hätte noch mehr gesagt, wenn ich ihn nicht weggeschickt hätte. Er möchte ehrlich zu mir sein, doch ich gebe ihm keine Chance. Er ist gegangen. Hat das getan, was ich von ihm wollte. Trotzdem fühle ich mich schlecht. Als wäre es falsch. Mein Herz und mein Verstand sagen beide was anderes und ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Wie ein Embryo rolle ich mich zusammen und hoffe das der Schmerz in meiner Brust weg geht. Das die Tränen trocknen und ich mich besser fühle. Ich muss erst mal verarbeiten, was geschehen ist und was Rider mir gesagt hat. Ich weiß nichts über Gangs und dieses ganze Zeug. Das verunsichert mich.

Riders P.O.V.

Niemals werde ich Saphiras Gesichtsausdruck vergessen. Ich sah den Schmerz und die Angst in ihren Augen und wusste nicht was ich tun soll. Wir haben uns schon wieder gestritten. Ich hätte ihr das anders gestehen wollen. Wie konnte ich auch die Pistole vergessen? Ich bin auf mich selbst wütend. So wütend, das man mir besser nicht über den Weg läuft. Wenn ich jetzt auch noch Saphira verliere... Daran will ich gar nicht denken. Ich nehme sogar mit Freuden den Auftrag von Carlos an. So kann ich wenigstens meine Wut heraus lassen. Es war klar, das es so kommen würde und damit muss ich leben.

How to love a BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt