Part 11. Nachhilfe und ölverschmierte Kerle.

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Meine Brüder fingen mich nach dem Unterricht ab. Hoffentlich verschwinden sie schnell wieder. >>Wir haben mit Dad geredet. Er sagt das er dir viel Erfolg bei der Nachhilfe wünscht und kein Problem damit hat. Wir sehen dich dann zu Hause.<< Ich nickte und die Zwillinge verschwanden. Das ging jetzt aber schnell. So macht das ja gar keinen Spaß. Egal. Ich lief zum Klassenraum, in den mich Rider gezogen hatte und wartete dort auf ihn. War klar das er zu spät kommt. Nach zehn Minuten hat es der Herr dann auch mal geschafft aufzukreuzen. >>Du bist spät.<< Grummelte ich. >>Sei froh das ich überhaupt komme.<< Entgegnete er. >>Ich musste warten bis deine Brüder weg sind. Jetzt können wir gehen.<< Überrascht folgte ich ihm nach draußen auf den Parkplatz. Zu seinem Motorrad. Das hätte ich mir eigentlich denken können. Ich musste wohl mit ihm zusammen darauf. Ein Traum geht in Erfüllung (man bemerke den Sarkasmus). Die wenigen Schüler, die noch da waren, starrten uns an. Na toll. Ich hoffe jetzt ging nicht irgend ein Gerücht herum. Ich schwang mich, nach seiner Aufforderung, hinter ihn auf das Motorrad. Er hielt mir seinen Helm hin, den ich dankbar annahm. Ich zog ihn über meinen Kopf und wusste dann nicht wohin mit meinen Händen. Ich war schon öfter mit einem meiner Brüder Motorrad gefahren, aber da waren es eben meine Brüder! Kurz entschlossen griff Rider nach hinten und ich konnte durch sein Shirt seine Muskeln spüren. Er trug Jeans, die ihm tief auf den Hüften hingen und Bikerstiefel. Seine für ihn so typische Lederjacke hatte er heute nicht an. Wahrscheinlich weil es so unglaublich warm war. Wir fuhren durch eine Wohnsiedlung und die Häuser wurden immer kleiner, die Gegend immer gefährlicher. Wir wohnen in einer ziemlich versnobten Gegend, in die andere Richtung. Ich wusste nicht genau, was ich hier von halten sollte. Rider beschleunigte noch ein bisschen und ich wurde feste an seinen Rücken gepresst. Meine Beine drückten sich gegen seine Oberschenkel. Für mich war das zu viel Körperkontakt. Abgesehen von meiner Familie konnte mich keiner anfassen. Ich mochte es nicht. Berührungen mit Fremden waren für mich sehr schwierig zu ertragen. Keiner konnte mir sagen woran das lag. Wahrscheinlich weil ich den meisten Menschen nicht vertraue. Das macht es mir fast unmöglich, jemals Freunde zu finden. Rider fuhr in eine Seitensttraße und hielt vor einem alten Haus, das eindeutig schon bessere Jahre gesehen hatte. Doch irgendwie hatte es mit seiner blauen, abgeblätterten Farbe, den alten Fenstern, der kleinen Promenade vor dem Eingang und dem Schotterweg, seinen Charme nicht verloren. Ich fand es toll. Daneben schien eine Art Werkstatt zu sein, aus der jetzt Ölverschmierte Kerle heraus traten und Rider grüßten. Ich nahm den Helm vom Kopf und stieg ab. Rider bockte das Motorrad noch auf seinen Ständer, bevor er auch abstieg. >>Hey Leute. << Er nickte einem etwas älterem Kerl zu. >>Jimmy.<< Dieser Jimmy nickte zurück. >>Wer ist die Señorita ?<< Er grinste mich freundlich an. >>Wusste gar nicht das du so einen guten Geschmack hast, Rider.<< Rider ging auf den letzten Teil der Bemerkung nicht ein, ich jedoch wurde ein klein wenig rot im Gesicht. >>Ich geb ihr Nachhilfe in Mathe.<< Die anderen Jungs wackelten anzüglich mit ihren Augenbrauen. Sie sahen auch eher Lateinamerikanisch aus mit ihrer dunklen Haut und den dunklen Haaren. Sie hatten auch ziemlich viele Muskeln und Tattoos. Ich sah wie Rider die Augen verdrehte. >>Nein idiota. Ich gebe ihr nur Nachhilfe. Mehr nicht!<< Er sah besonders einen Kerl böse an. Dieser grinste jedoch nur. >>Pero que dices, muchacho (was du nicht sagst!).<< Ich konnte leider kein Spanisch, was ich jetzt sehr bereute. Rider brummte irgendetwas, was sich wie eine Beschümpfung anhörte und ging dann in Richtung des Hauses. Ich folgte ihm einfach mal. Die Haustür war nicht abgeschlossen, weswegen wir einfach herein konnten. Drinnen drehte Rider sich zu mir um. >>Das ist jetzt nicht das, was du gewöhnt bist, aber mehr kann ich dir nicht anbieten.<< Er wirkte etwas angespannt. Ich sah mich neugierig in dem schmalen Flur um. Eine Tür stand offen und führte in eine kleine Küche. Den Gang gerade aus kam man durch einen Torbogen in ein Wohnzimmer. Rechts führte eine Treppe hinauf in die oberen Räume. Rider wartet geduldig, bis ich mir alles angesehen hatte. >>Ich finde es schön hier.<< Sagte ich ehrlich. Was Rider dachte wusste ich mal wieder nicht. >>Komm mit.<< Er wollte gerade in die Küche gehen, als ich ihn kurz aufhielt. >>Warte kurz.<< Ich zog meine Chucks aus und folgte ihm dann. Mir wurde beigebracht meine Schuhe auszuziehen und deshalb tat ich es auch. Ich war noch nie wirklich, außer bei Familie und Bekannten, bei jemandem zu Besuch und war etwas verunsichert, wie ich mich verhalten sollte. Rider warf mir nur einen kurzen merkwürdigen Blick zu, den ich mal wieder nicht deuten konnte. Der Kerl war undurchschaubarer als der schwarze Kater unseres Nachbars. An dem beißt man sich nicht, sondern schlägt sich die Zähne aus. Und warum muss er auch noch so verdammt sexy aussehen? Das ist doch unfair. Riders Ego reicht auch so schon bis zum Mond und zurück. In der Küche bedeutete er mir an dem kleinen Esstisch platz zu nehmen. Das tat ich auch. Und dann kam das, was mich am meisten überraschte. Dieses verdammt sexy und eingebildete Arschloch kann kochen! Er holte zwei Pfannen aus dem Küchenschrank, die er auf den Herd stellte. Ich hoffe das essen wird wenigstens ekelhaft schmecken, sonst fühle ich mich neben ihm noch hässlicher und dümmer. Was kann er eigentlich nicht? Aus dem Kühlschrank holte er Gemüse und Fleisch. Es sah aus wie Hähnchen. >>Kann ich dir helfen?<< Ich wollte nicht einfach so herum sitzen und seinen Rücken an schmachten. Das wurde mir dann mit der Zeit dann doch zu doof. >>Nein, kannst du nicht. Du bist ein Gast.<< Ich ließ mich wieder auf den Stuhl fallen und sah ihm dabei zu wie er Öl in die Pfannen gab und das Gemüse schnitt. Seine Armmuskeln traten dabei in all ihrer Pracht hervor. Was interessierte es mich eigentlich. Ich kenne Rider kaum. Und ich sitze bei ihm in der Küche und lasse mich bekochen. Er machte scheinbar Reis mit Gemüse und Hähnchen. Es roch unglaublich gut und er tat Gewürze dazu, die ich noch nie gesehen habe. Ich sah auf die ziemlich moderne Küchenuhr, der Rest war bunt durcheinander gewürfelt. Vierzehn Uhr dreißig. In zwei Stunden muss ich zu Hause sein. >>Warum trägst du und deine Brüder heute alle schwarz?<< Fragte er mich nach einer Weile. Ich war mal wieder in Gedanken gewesen. Wie sollte ich das erklären? Als ich nicht antwortete drehte sich Rider zu mir um. >>Ich habe ein paar gemeinsame Kurse mit deinen Brüdern. Ich habe mitbekommen, das du heute Geburtstag hast. Haben sie jedenfalls gesagt. Das macht irgendwie keinen Sinn.<< Als er das sagte, sah er mir tief in die Augen und ich zuckte wegen seiner Worte und der intensität seiner braunen Augen zusammen. Kein wunder das es für ihn keinen Sinn macht. Wer läuft an seinem Geburtstag schon wie ein Emo herum. >>Ich feire meinen Geburtstag nicht.<< Gab ich unterkühlt zu und bevor ich reagieren konnte, lief mir eine einzelne Träne die Wange hinab. >>Also hast du heute wirklich Geburtstag und sitzt hier wegen Nachhilfe in schwarzen Klamotten? Ich versteh dich nicht.<< Rider sah mich an als sei ich Krank. Für ihn war ich das wohl auch. Doch als er die Träne sah hielt er inne. Was er wohl dachte? Er stellte Teller und Besteck auf den Tisch. Dann schenkte er mir noch ein Glas Wasser ein, welches ich auch gleich dankbar aus trank. Die Hitze war echt zu viel. Rider füllte mein Glas sofort wieder, ohne das ich ihn hätte fragen müssen. Als das Essen fertig war, verteilte er es auf die zwei Teller und setzte sich zu mir. Ohne ein Wort zu sagen fing er an zu essen. >>Ähm... Danke.<< Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen können. Rider nickte nur kurz. Ich nahm Messer und Gabel in die Hand und probierte das Hähnchen. Es schmeckte verdammt gut! Unglaublich, Rider Rodriguez kann kochen.>>Es schmeckt wirklich sehr lecker.<< Er fing darauf hin an zu lachen. >>Überrascht das ich kochen kann?<< Darauf würde ich nicht antworten. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. >>Solltest du davon irgendwem erzählen, muss ich dich leider umbringen.<< Ich verschluckte mich an einem Stück Paprika. Schnell trank ich einen Schluck Wasser. Meint er das ernst? Ich sah ihn an, konnte jedoch nicht erkennen, ob das ein Spaß war. Ich aß einfach weiter. Es schmeckte einfach zu gut.

Beim Abwasch half ich ihm aber. Ich bestand darauf und so waren wir schnell fertig. Rider führte mich in das Wohnzimmer. Hier ließ er sich auf die Couch fallen und klopfte neben sich, damit ich´mich auch hinsetze. Meine Schultasche hatte ich eben neben meine Schuhe gelegt und jetzt in das Wohnzimmer mitgenommen. Ich packte mein Mathe Heft und Buch aus. >>Ich hab dir ja schon gesagt, das ich heute noch was vor habe. Deshalb können wir nur bis sechzehn Uhr lernen. Also noch eine Stunde.<< Sagte Rider. Das würde passen. Ich musste ja dann auch wieder nach Hause. >>Miss Muller hat mir gezeigt, was ihr zur Zeit behandelt im Unterricht. Am besten wir fangen mit den Grundflächen und benennen der Formen an und ich werde sehen, wo du Probleme hast.<< Das hörte sich doch gut an. Ich stimmte zu. Rider ging mit mir wirklich alles bis ins Klitzekleine Detail durch. Zwischendurch fragte er mich einige Flächenformeln ab und er wiederholte alles noch einmal. Er war wirklich ein guter Lehrer. Wir saßen so eng beisammen, das ich mich wirklich stark konzentrieren musste. Er roch so gut. Nach etwas frischem und herben. Männlich. Bei dem berechnen der Pyramide war ich mir dann unsicher. Er erklärte mir jeden einzelnen Schritt. Wie man die Diagonale, die Höhe, den Flächeninhalt und das Volumen berechnete. Langsam verstand ich es. >>Du lernst schnell. Am besten wir treffen uns dann noch ein paar mal um den Rest zu lernen. Miss Muller meinte ich solle mit dir auch schon Strahlenrechnung machen. Aber erst mal musst du noch die Kugel und den Kegel berechnen können.<< Plötzlich drehte er seinen Kopf zu mir. Sein Gesicht war direkt an meinem. Im stehen war er immer viel größer als ich. Jetzt konnte ich sein Gesicht mal richtig sehen. Seine Haare hatte er wie immer nicht gestylt. Sie sahen unglaublich weich aus. ich würde gerne mal mit meinen Fingern hindurch fahren. Er hatte eine schöne gerade Nase. Sein Kiefer war sehr ausgeprägt und angespannt. Seine Lippen hingegen waren voll und sahen weich aus. Mein Blick blieb an seinen Lippen hängen. Ich konnte nicht weg sehen. Ich spürte seinen Blick auch auf mir ruhen. Aber natüürlich zerstörte Rider den Moment. >>Du willst mich küssen.<< Lachte er. Dieser eingebildete...  >>Nein will ich nicht!<< Ich funkelte ihn stur an. Das würde mir nicht noch ein einziges mal passieren. >>Du hast mich angestarrt als würdest du gleich über mich herfallen. Ich kenne diesen Blick, guapa (Süße). Mi adorado tormento (Meine Süße Folter).<< Er wollte mich einfach reizen. Aber ohne mich. >>Es ist jetzt sechzehn Uhr. Ich muss gehen.<< Sagte ich trocken. Über Riders Gesicht huschte ein Schatten und seine Augen verdunkelten sich. >>Du kannst hier in der Gegend nicht allein herum laufen. Ich fahre dich.<< Diesen Sturkopf würde ich niemals umstimmen können, deshalb ließ ich es zu, das er mich fuhr. Als wir das Haus verließen, war der Kerl, wegen dem sich Rider aufgeregt hatte, da und sprach uns an. >>Na, wohin geht es?<< Er kam auf mich zu, nahm meine Hand und küsste diese. >>Ich bin Pepo. Ein Freund von Rider. Und du bist?<<  Ah, der Kerl hieß Pepo. Rider verdrehte die Augen. Bevor ich anworten konnte sprach Rider. >>Ich fahre sie jetzt nach Hause, Pepo.<< Pepo hatte eine Glatze, sah jedoch noch sehr jung aus. >>Ich seh dich dann bei dem Fight, Rider. Und deine hübsche Freundin hoffentlich auch bald wieder.<< Ich merkte deutlich das Rider nicht gefiel, auf den Fight angesprochen zu werden. Er hob als Abschied kurz die Hand und dann fuhren wir schnell davon. >>Wo wohnst du Saphira?<< Er wollte mich doch nicht zu Hause absetzen? >>Du kannst mich zur Schule fahren.<< Er lachte. >>Keine Sorge. Ich lass dich ein paar Häuser vorher raus. So sieht uns auch keiner zusammen.<< Ich nannte ihm schließlich doch meine Adresse und Rider ließ mich tatsächlich ein paar Häuser vorher raus, so das niemand uns sah. >>Du hast heute also wieder einen Fight?<< Es ging mich zwar nichts an, aber ich war einfach zu neugierig. >>Ja.<< Ich versuchte seinen Blick aufzufangen, jedoch vergeblich. >>Wir sehen uns in der Schule. Und alles Gute zum Geburtstag.<< Mit diesen Worten fuhr er davon. Er hatte mir gratuliert. Und er war dabei unfreundlich gewesen. Soll ich jetzt darüber dankbar sein oder es als Beleidigung auffassen? Ich werden ihn nie verstehen. Und bei ihm zu Hause wollte ich ihn wirklich in einem schwachen Moment küssen. Ich spinne doch. Wie kann man nur so dumm sein. Bis ich an unserem Haus angekommen  war, beschimpfte ich Rider noch ein wenig. So ein Blödmann.              

How to love a BadboyWhere stories live. Discover now