Part 12. Oma Any

270K 9.4K 865
                                    

Als ich das Haus betrat, hörte ich schon meine Brüder. Sie waren wohl im Wohnzimmer. Ich beeilte mich zu ihnen zu kommen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihnen immer noch nicht gesagt habe, das Rider mir Nachhilfe gibt. Im Wohnzimmer fand ich sie dann auch. Gemeinsam mit meiner Oma Any und Papa. Ich stürmte sofort los und ließ mich von meiner Oma in eine enge Umarmung ziehen. Sie ist erst neunundsechzig Jahre alt. Nur neunzehn Jahre älter als mein Vater und 21 Jahre älter als ihre tote Tochter, meine Mutter. Sie hat meine Mutter sehr früh bekommen. Der Vater meiner Mutter ist leider an einem Schlaganfall vor meiner Geburt gestorben. Für meine Oma war es nicht immer leicht, doch sie ist der fröhlichste Mensch, den ich kenne. Sogar fröhlicher als Mason und das will schon was heißen. Meine Oma roch nach ihrem Lavendel Parfum. Omas sind immer so weich. Sie löste sich von mir und betrachtete mich. >>Ach Saphira, alles Gute zu deinem Geburtstag. Du wirst immer hübscher.<< Sie zwinkerte mir mit den gleichen blauen Augen zu, welche auch meine Mutter und ich haben. Sie hatte ein paar Falten im Gesicht und ihre braunen Haare waren mit grauen Strähnen durchzogen. Trotzdem fand ich sie wunderschön. Man sieht ihr an das sie eine stolze und starke Frau ist. >>Hallo Oma. Ich freue mich das du hier bist.<< Das meine ich auch wirklich so. Erstens bin ich dann nicht die einzige Frau und zweitens ist sie genau so klein wie ich. Also passt das perfekt. Ich drehte mich um. Alle meine Brüder und mein Vater sahen mich an. >>Was ist? Auf in den Zoo?<< Fragte ich mit einem breitem und ehrlichen Lächeln auf dem Gesicht. >>Klar. auf geht es. Keine Zeit zu verlieren.<< Wir zogen uns alle an und fuhren mit vier Autos los. In jedes Auto kamen zwei Leute und in eins drei. Oma und ich fuhren mit Papa. Die Fahrt würde sicher lustig werden. >>Also Kind, erzähl mal was es neues gibt. Hast du einen Freund, oder einen Lover?<< Ich musste so sehr lachen, das mir Tränen kamen. Der Blick meines Vaters war unbezahlbar. Meine Oma bemerkte den Blick auch. >>Was denn David. Deine Tochter ist jung und hübsch und sicher sind einige Jungs interessiert.<<  Meine Oma ist die Beste. >>Nein Oma. Ich habe keinen Freund. Und keinen Lover.<< Ich musste immer noch lachen. Wenn meine Brüder jetzt hier wären. Das wäre eine Katastrophe. Eine lustige Katastrophe. Oma Any ließ sich nicht birren. >>Also ich date wieder ein paar Männer. Es war nur leider noch nicht der Richtige dabei.<< Sie schien das nicht schlimm zu finden. >>Weißt du Saphira. Die Liebe ist nicht immer leicht, doch sie Lohnt sich. Wenn du sie gefunden hast, dann lass sie nicht mehr gehen. Die wahre Liebe gibt es nämlich und sie kommt nur ein mal.<< Ja. Ob ich jemals die wahre Liebe finde? Ich weiß nicht wieso, aber ich musste an Rider denken. Das macht überhaupt keinen Sinn. Ich kann ihn nicht ausstehen. Papa und ich wurden den Rest der Fahrt ordentlich von Oma Anys Date-Pannen unterhalten. Wobei mein Vater es nicht ganz so sehr zu schätzen wusste und sich vermutlich wünschte, endlich da zu sein. Ich jedenfalls hatte lange nicht mehr so viel Spaß.  

Im Zoo ärgerten mich meine Brüder. Ihre Lieblingsbeschäftigung. Es war jetzt schon siebzehn Uhr dreißig. In zweieinhalb Stunden macht der Zoo zu. Wir schlenderten einfach umher. Zwischendurch sahen wir den Tieren dabei zu, wie sie etwas fraßen oder Faul in der Ecke lagen. Bei den Affen wurde es besonders lustig. Oma vergleicht doch Tatsächlich meine Brüder mit den einzelnen Schimpansen und sie hatte so was von Recht. Sie ist und bleibt die Beste. Die Jngs taten beleidigt, fanden es aber auch lustig. Bei den Löwen hoben sie mich hoch und hielten mich wie eine leckere Mahlzeit vor den Käfig. Ich kreischte ein wenig, als sie so taten, als würden sie mich hinein werfen. Einige Leute drehten sich um und lachten mit meinen Brüdern, andere schüttelten den Kopf. >>Nein ihr bösen Löwen, ihr bekommt unsere Saphira nicht. Unser Fressen.<< Scherzte Andrew. Ich schlug ihn auf den Kopf, den er sich gespielt verletzt rieb. Dann  fanden wir (wie immer eigentlich) den Kinderspielplatz. Alle zusammen rutschten wir die große Rutsche hinunter. Mit Oma und Papa natürlich. Meine Brüder können ganz schöne Kinder sein, aber ich liebe sie, wenn sie so gelöst sind. Meine Brüder kamen auf die Idee, sich bei den Pferden Stroh zu >>leihen<< und sich damit zu beschmeißen. In einem Jahr wurden wir mal rausgeworfen, so nebenbei erwähnt. Oma versuchte Ethan und Matthew auszufragen, ob sie eine Freundin haben. Man sah deutlich, das die Beiden ganz schön überfordert mit Oma waren. Besonders als diese ihnen Beziehungstipps gab. Ich filmte das heimlich mit meiner Handy Kamera. Papa traute sich nicht mal mehr in Omas Nähe. Irgendwann taten mir Ethan und Matthew Leid, deshalb lenkte ich Oma ab und die beiden machten sich aus dem Staub. Bei den Nilpferden sangen meine Brüder für mich Happy Birthday. Richtig süß. Sie hatten sogar einen Muffin organisiert und eine Kerze herein gesteckt. Dann setzten sie mir eine silberne kitschige Krone auf und warfen mich drei mal hoch. Ich war so gerührt, dass ich weinen musste. >>Nein nicht weinen. Du hast deine Geschenke noch gar nicht bekommen.<< Rief Mason. Ich sah sie überrasch an. Ich habe ihnen verboten, mir etwas zu schenken. Das mit dem Garten mussten sie sich hart erkämpfen, damit ich es als Geschenk annehme. Ethan traute sich als erster. >>Wir durften dir all die Jahre nichts schenken, doch jetzt wollen wir es einfach. Bitte Saphira.<< Sie sahen mich so lieb an, das ich Ja sagte. Und dann wurde ich mit echt süßen Dingen überhäuft. Sie schenkten mir eine Barbie, weil sie es vorher ja nie durften. Ein Armband mit kleinen Anhängern, auf denen die Namen meiner Brüder standen. Dann bekam ich noch ein großes Familienfoto. Ich kannte es noch nicht. Meine Mutter stand auf dem Bild mit einem Baby im Arm in der Mitte und sechs kleine Jungs und mein Vater um meine Mutter. Auf dem Foto konnte ich erst ein paar Wochen alt sein. Das war so süß von ihnen, mir das zu schenken. Von meiner Oma bekam ich den Schmuck meiner Mutter und mein Vater schenkte mir einen Brief von meiner Mutter an mich. Als ich ihn annahm, musste ich weinen. >>Deine Mutter hat dir diesen Brief geschrieben, wärend sie mit dir schwanger war. Sie wollte ihn dir eigentlich persönlich an deinem sechzehnten Geburtstag überreichen. Jetzt muss ich es wohl an deinem siebzehnten tun. Sie hat auch eine DVD mit hinein gelegt. Du kannst sie dir zu Hause ansehen, wenn du möchtest.<< Mein Vater hatte bei diesen Worten Tränen in den Augen. Ich wünschte er würde glücklich werden. Ich möchte nicht das er den Rest seines Lebens alleine ist. Er hat ein gutes uns schönes Leben verdient. >>Danke Dad. Ich liebe dich.<< Er nahm mich in den Arm. >>Ich dich auch meine kleine Prinzessin.<< Dieser Zusammenhalt macht unsere Familie aus. Wir gingen langsam zum Ausgang und ich fand das dies einer meiner schönsten Geburtstage überhaupt war.

Diesmal betrat ich den Friedhof nicht allein. Alle Menschen die mir wichtig sind, waren bei mir. Zusammen gingen wir den steinigen Weg entlang, zum Grab. Meine Oma war lange nicht mehr hier gewesen und ich merkte, wie schwer es für sie war. Ihr Mann und ihre Tochter liegen hier. Das muss das schlimmste für eine Mutter sein, wenn sie ihr einziges Kind überlebt. Meine Mutter war Einzelkind. Mein Vater hat vier Brüder und zwei Schwestern. Und alle haben Söhne, meine dreizehn Cousins. Ja genau, ich hab keine einzige Cousine. Ich bin immer das einzige Mädchen. Aus der Familie meiner Mutter lebt nur noch Oma Any und Oma Anys Zwillingsschwester, die genau so verrückt ist wie meine Oma. Vor dem Grab schwiegen wir alle. Wir alle waren in unseren eigenen Gedanken. Aiden umarmte mich von hinten. Ich hatte gar nicht gemerkt, das ich wieder weine. Mein Vater kniete sich hin und flüsterte irgendetwas, das wir nicht verstanden. Danach kam meine Oma dran. Sie verstanden wir jedoch ziemlich gut. >>Also lieber Ehemann. Liebe Tochter. Wir sind heute alle etwas sentimental, aber gewöhnt euch nicht daran. Ich habe jetzt endlich mal diese grässliche Briefmarkensammlung abgegeben. Ich konnte damit noch nie etwas anfangen. Und Cathrine, ich habe dein altes Zimmer ein wenig aufgeräumt. Jetzt kann mich meine Enkelin auch mal besuchen kommen. Ich werde jetzt nicht weinen, denn ich weiß, ihr beide seit da oben zusammen und wartet auf mich... und habt wahrscheinlich viel Spaß. Ich liebe Euch.<< Und trotz des Versprechens, nicht zu weinen, liefen meiner Oma Tränen die Wange hinab. Sie hat mich zum lächeln gebracht. Das schafft Oma immer. Ich stellte mich jetzt dicht vor das Grab und begann leise mit: >Hallo ihr zwei. Ihr habt Besuch.< Der Rest ergab sich. Meine Brüder fanden auch ein paar Worte die sie leise und auch laut vortrugen. Mit einem letzten >Ich liebe dich Mama<, gingen wir. Die Stimmung war nicht gedrückt, wie man das erwartet hätte. Wir waren alle irgendwie erleichtert und die Anspannung viel ab. So brachten wir den Weg nach Hause, in harmonischer Ruhe, hinter uns.                

How to love a BadboyWhere stories live. Discover now