Part 45. Aussprache

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Und wie ich das vermisst habe. Einfach seine Lippen auf meinen zu spüren. Mehr brauche ich gar nicht, um alles andere zu vergessen.

>>Ich habe dich vermisst, Saphira.<< In seinen Augen sah ich, das er die Wahrheit sprach. Doch das löste unsere Probleme auch nicht. >>Es geht so nicht weiter, Rider. Solange wir nicht offen zueinander sind, wird das nie etwas.<< Sein Blick wurde erst traurig, dann entschlossen. >>Sag so etwas nicht. Wir schaffen das. Ich werde es dir beweisen!<< Rider war sich so sicher und ich wollte es auch glauben. Ich hielt es ja kaum eine Woche ohne ihn aus. Außerdem lehrte er mich unbewusst, offener zu sein. Auch was andere Menschen angeht. Ich schrecke nicht mehr vor jeder Berührung zurück und merke, das ich lange nicht mehr so glücklich und befreit war. Eigentlich noch nie! Ob ich nun will oder nicht, Rider hat sich in mein Leben geschlichen. Er ist ein Teil von mir, ohne den ich nicht mehr sein möchte. Deshalb werde ich ihm vertrauen. Egal was kommt.

Wir verbrachten einige Stunden in seinem Zimmer und erzählten viel. Er versuchte mir sein Leben zu erklären und ich wusste, das ich ihm nicht helfen konnte. Das einzige, das mir möglich war, ist für ihn da zu sein. Rider versuchte die illegalen Machenschaften gar nicht zu verschönigen und das gefiel mir an ihm. Seine bedingungslose Offenheit, wenn er mit mir zusammen ist. Er wollte mich einfach nur beschützen und nicht in dieses Leben hinein ziehen. Doch es war bereits zu spät. Ich war bereits Teil dieses Lebens.

>>Pepo hat sich in Schwierigkeiten gebracht und ich musste ihn da raus holen. So kam alles.<< Verzweifelt zog mich Rider auf seinen Schoß und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. >>Carlos hatte schon länger versucht, mich dazu zu holen, jedoch ohne Erfolg. Auch mein Vater konnte daran nichts ändern.<< Ich habe Rider nie über seinen Vater sprechen gehört. Das einzige das ich tun konnte, war für ihn da zu sein. >>Mein Vater ist ein Arschloch. Ein Alkoholiker und Spieler. Er hat es nicht verdient, zu Leben. Meine Mutter hat alles für ihn getan, bis sie ihn schließlich vor die Tür setzte. Mein Vater hat in meinem Leben schon lange nichts mehr zu suchen.<< Eine Pause entstand, in der ich die Informationen versuchte zu verarbeiten. Mit einer festen Umarmung, versuchte ich Rider den Schmerz zu nehmen. Als er weiter sprach, schluckte ich. >>Ich hatte einige unschöne Begegnungen. Meine Aufträge waren gefährlich und ich habe einiges abbekommen. Messer waren da die angenehmsten Dinge. Ich bin nicht stolz auf den ganzen Mist, doch was soll ich tun?! Ich habe einige Leute gegen mich aufgebracht und ich habe angst um dich, Saphira. Wenn dich jemand mit mir sieht, bist du in Gefahr. Ich könnte nicht ertragen wenn...<< Ich unterbrach ihn schnell. Er sollte nicht glauben, das er schlecht für mich ist. >>Rider, ich liebe dich. Mir wird nichts passieren.<< Obwohl er mir glauben wollte, sah ich die Zweifel in ihm. Nicht nur er musste mir etwas beweisen, sondern auch ich ihm.

>>Mein Leben war auch nicht immer schön, Rider. Ohne Mutter, mit sechs Brüdern aufzuwachsen, ist nicht leicht. Es gibt mehr peinliche Momente in meinem Leben, als mir lieb ist. Doch ich bereue nichts. Ich bereue auch nicht, dich getroffen zu haben. Du hast mir gezeigt, wie ich lockerer werde und noch so viel mehr. In deinen Armen vergesse ich alles und bin einfach glücklich. Danke, das es dich gibt. Das du bei mir bist. Und danke, das du mich akzeptierst wie ich bin, ohne mich zu verurteilen. In deiner Gegenwart kann ich wieder Lachen, Rider. Ich kann ich selbst sein.<< Das musste ich ihm sagen. Und es war immer noch nicht genug, um meine Gefühle für ihn auszudrücken. Oma Any hatte recht. Ich MUSSTE mit ihm reden. Erst dadurch ging es mir besser.

>>Keine Geheimnisse mehr, Okay? Und keinen Rückzug.<< Es schien Rider wichtig zu sein und ich konnte ohne groß überlegen zu müssen, ehrlich antworten. >>Keine Geheimnisse und keinen Rückzug.<<

Ich hatte es mir bereits gut überlegt und für mich gab es kein zurück mehr. Ich wollte mit Rider zusammen sein und nicht einen einzigen Tag mehr von ihm getrennt. Entschlossen sah ich ihm ins Gesicht. >>Rider, Ich möchte dich.<< Verwirrt blickte er zurück. Er schien nicht zu verstehen, was ich meinte. >>Du hast mich doch bereits.<< Scheinbar musste ich deutlicher werden. Meine Wangen färbten sich nun rot, doch das war mir egal. >>Ich möchte mit dir schlafen.<< So, jetzt war es raus. Und ich werde jetzt ganz bestimmt keinen Rückzieher mehr machen. Mama sagte ja immer, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dann geht alles wie von allein. Und das war der richtige Augenblick. Rider verkrampfte sich. Schien nicht genau zu wissen, was er von der Sache halten soll. >>Ich liebe dich Rider. Keinen Rückzug, richtig?<< Mein grinsen schien ihn anzustecken. Sein Griff um meine Taille wurde stärker und er lachte. >>Hast du das etwa geplant, Saphira? Mich einfach überwältigen und alles riskieren? Du machst mich fertig.<< Mit einem grinsen beugte er sich zu mir und küsste mich. >>Bist du dir sicher?<< Sicherer konnte ich mir gar nicht sein. Mit einem weiterem Kuss antwortete ich ihm. Das schien ihm zu reichen, denn er zog mich noch näher zu sich und drückte mich dann in die weiche Matratze. Seine Hand streichelte meine Seite. Wie ich seine Lippen vermisst hatte... Und genau in diesem Moment klingelte ein Telefon. Zuerst ignorierte Rider es, doch der Anrufer gab einfach nicht auf. Mit einem genervten Stöhnen nahm Rider sein Handy und ging wütend ran. >>Wenn  es nicht wichtig ist, bist du tot. Ganz egal, wer gerade dran ist.<<

>>Was? Bist du bescheuert?<< Kurze Stille, in der Rider nickte. >>Ja. Verdammt!<< Wütend starrte er an die Wand. Man sah deutlich, das ihm das Gespräch nicht gefiel. Da ich nicht wusste, was ich tun soll, setzte ich mich auch auf und wartete einfach ab. >>Ja. Ich komme. Bis gleich.<< Damit legte er auf. Als Rider mir in die Augen sah, wusste ich, das etwas nicht stimmt. >>Sie haben meinen Vater. Er hat wieder irgend einen Mist gebaut.<< Entschuldigend sah er mich an. Ich sah Rider an, das er selbst nicht wusste, was er davon halten soll. >>Na los, geh schon.<< Mit einem letzten Kuss verschwand er.

Riders P.O.V.

Dieses Arschloch, das sich mein Vater nennt, hat mal wieder Scheiße gebaut. José Rodriguez hat bestimmt mal wieder seine Schulden nicht bezahlt. Und wie es aussieht steckt er dieses Mal richtig in der Klemme. Carlos Sohn, Sanchez, soll ihn sich vorgenommen haben. Mehr konnte mir Ricardo auch nicht sagen. Ich schwang mich auf meine Maschine und fuhr los. Hoffentlich kam ich nicht zu spät.

An der alten Fabrik angekommen, sah ich schon einige Männer. Am liebsten würde ich zu Saphira zurück fahren, doch das konnte ich nicht. Also stieg ich ab und ging auf die anderen zu. Sanchez Hinterkopf erkannte ich sofort. Und den Mann, der vor ihm auf dem Boden lag, erkannte ich als meinen Vater. Wut kochte in mir hoch. Wut auf Sanchez und Wut auf meinen Vater. Er war kein richtiger Vater. Ein Vater ließ sich nicht von seinem Sohn aus der Scheiße ziehen und schlug seine Frau. Ein Vater sollte für seine Familie da sein und nicht umgekehrt.

Als ich nah genug stand, erkannte José Rodriguez mich. >>Rider, Junge.<< Seine Stimme war weinerlich und ich konnte keinerlei Respekt vor diesem Mann haben. Mitleid war das einzige Gefühl, zu dem ich in Bezug auf ihn fähig war. Und selbst das war noch zu viel. >>Was soll das?!<< Ich wandte mich an alle beteiligten. Sanchez drehte sich zu mir und grinste mich dreckig an. >>Dein Vater hat Schulden bei mir. Du weißt, was das bedeutet.<< Ich blickte ohne jegliches Gefühl zurück. Ich durfte mir nichts anmerken lassen. >>Wie viel?<< Das Grinsen dieses Arschlochs wurde noch breiter. >>fünfzehntausend.<< Will der mich verarschen? Mist! Die konnte ich auf keinen Fall so schnell auftreiben. >>Lass ihn gehen, Sanchez. Es bringt doch nichts.<< Mit einem ekelhaften Lachen schüttelte mein Gegenüber den Kopf. >>Du kennst die Regeln, Rider. Bezahlen oder sterben.<< Mein Vater fing an zu weinen und bettelte mich an. >>Du musst mir helfen, Rider. Ich bin doch dein Vater. Und denk an deine Mutter.<< Der soll bloß meine Mutter aus dem Spiel lassen. Dieses Mal konnte und wollte ich ihm nicht helfen. >>Du hast es so was von versaut Vater.<< Sagte ich abfällig. >>Ich kann dir nicht helfen. So viel habe ich nicht.<< Plötzlich wurde es ruhig. Die Männer, die die Szene verfolgt hatten, sahen nun alle in eine Richtung. In die Richtung, aus der Carlos Garcia kam. Der hatte mir jetzt noch gefehlt. >>Was ist den hier los?<< Fragte er mit einem falschen Ausdruck im Gesicht. Er wusste mit Sicherheit was los war. Sanchez und sein Vater unterhielten sich, während ich nach einem Ausweg suchte. >>Ach Sohn, so schlimm ist das nicht. Ich gebe dir dein Geld und du lässt José wieder gehen.<< Warum tat Carlos das? Er war kein netter Mensch und alles, das er tat war mit einem Hintergedanke. Was hatte er vor? Sanchez widersprach seinem Vater, doch hatte keine Chance. Mit Carlos konnte man nicht verhandeln. >>Gut, José kann gehen.<< Er sah meinen Vater angewiedert an. >>Doch wenn du mir noch ein mal vor die Füße läufst, bist du tot.<< Schneller als man sehen konnte, war mein Erzeuger wieder auf den Beinen und davon gerannt. Carlos wandte sich nun an mich. >>Rider, du kommst mit mir.<<

How to love a BadboyWhere stories live. Discover now