Part 53. Wird er es schaffen?

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>>Ist er tot?<<

Sergio ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Zu viel. >>Nein. Aber wir wissen noch nicht, ob er es schafft.<< Ich klammerte mich an seine Worte und gab die Hoffnung nicht auf. Nicht jetzt. >>Bring mich zu ihm.<< Flehte ich. >>Das ist keine gute Idee, Saphira.<< Und ob das eine Gute Idee war. Ich musste einfach zu ihm, sonst hielt ich das nicht aus. >>Bitte.<< Sergio ringt mit sich, das sah man ihm an. Josie schien langsam auch genug zu haben und sprach genervt auf ihren Vater ein. >>Papa, jetzt bring sie zu ihm. Mach es doch einfach. Warum kompliziert machen, wenn es auch einfach geht. Mein Gott.<< Schrie sie. Das war mal ne Ansage. Ich war verdammt froh, sie als Freundin zu haben. Sergio war auch ziemlich überrascht von Josies Ausbruch und ich denke er nahm mich nur mit, weil er noch unter Schock stand.

Die Fahrt kam mir extrem lang vor und ich konnte kaum still sitzen bleiben. Meine Güte, gib gas Sergio. Josie neben mir versuchte mal wieder, mich zu beruhigen. Ich denke ich muss nicht sagen, das dies ohne Erfolg war. Wir hielten auf das Krankenhaus zu und ich sprang förmlich aus dem Wagen, als Sergio hielt. >>Jetzt warte doch. Du weißt doch gar nicht wo du hin musst.<< Warum kann er nur so ruhig bleiben. Warten kann ich ganz bestimmt nicht. Die letzten Tage waren wohl lang genug. Doch mir blieb nichts anderes übrig. Als wir das Gebäude betraten wurde mir ein wenig schlecht. Diese unnatürliche Ruhe und dieser extreme Geruch von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln passten gerade überhaupt nicht zu meiner Stimmung. Zumindest die Ruhe änderte sich in Hektik, als wir die Notaufnahme beraten. Wir gingen einen langen weißen gang entlang und Ärzte hetzten von einem Raum in den nächsten. Als wir rechts in ein Wartezimmer abbogen sah ich eine Tränenüberströmte Adriana. Neben ihr Nadine. Als Riders Mutter mich sah, breitete sie die Arme für mich aus. Ich ließ mich einfach mit ihr auf den Boden fallen. Wir brauchten das gerade beide. Josies Mutter hielt uns Taschentücher hin, doch die würden eh nichts bringen. Mir tat es leid, Riders Mutter so zu sehen und sie nicht mal richtig trösten zu können, da ich selbst ein einziges Wrack war. >>Weißt du, wie es ihm geht?<< Vorsichtig richteten wir uns nach dieser Heulattacke auf und setzten uns auf die Stühle. Adriana schüttelte den Kopf. >>Die Ärzte wollen mir noch nichts sagen.<< Es muss schwer für sie sein. Erst wird Riders Vater umgebracht und jetzt das mit ihrem Sohn. Ihr einziges Kind. Ich hatte nach dem Tod meiner Mutter wenigstens noch meinen Vater und die sechs Brüder.

Wir warteten und warteten also und nichts geschah. Ich versuchte ein paar mal die vorbei rauschenden Schwestern aufzuhalten, doch vergeblich. Nach zwei Stunden zeigte ein Arzt erbarmen. Er sah geschafft aus, versuchte dennoch aufmunternd zu lächeln. >>Frau Rodriguez?<< Riders Mutter sprang geradezu auf. >>Ihr Sohn hat jetzt das gröbste überstanden. Ich habe ihn die letzten Stunden operiert und jetzt liegt es an ihm. Mehr kann ich im Moment nicht tun. Er hatte ein paar innere Blutungen, die konnte ich jedoch in Ordnung bringen. Seine Rippen sind gebrochen und er hat mehrere Prellungen am ganzen Körper. Sein Rücken sieht auch nicht gut aus und ich denke, das er einige Narben behalten wird. Damit kommt er dann noch gut weg.<< Ich schluckte, wusste nicht ob ich erleichtert oder schockiert sein soll. Adriana entschied sich für zweiteres. Es schien, als wäre sie plötzlich in eine Art Starre gefallen. >>Ich sage ihnen Bescheid, wenn er wach ist. Wenn wir lück haben, passiert das heute. Die nächsten Stunden werden entscheidend sein.<< Die nächsten Stunden? Das halte ich nicht aus. >>Können wir vorher denn nicht zu ihm?<< Fragte ich tonlos. Der Arzt, dessen Namen ich wieder vergessen hatte, schüttelte nur den Kopf. >>Er braucht viel Ruhe.<<

Also hieß es weiterhin warten und noch mehr warten. Ich trug Riders Jacke, hatte sie seitdem mir Sergio sie gegeben hatte, nicht mehr aus gezogen. Wahrscheinlich wirkte ich dadurch auf meine Mitmenschen nur noch verlorener. Ich ging auf Toilette und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. ich sah echt Scheiße aus. Ich hasse dieses Gefühl, wenn man nichts tun kann. Man sitzt nur herum, weiß aber auch nicht, wie man etwas ändern kann. Als ich zurück ins Wartezimmer gehe, kommt der Arzt wieder. Es waren seit seinem letzten Besuch drei Stunden vergangen. >>Ich suche eine Saphira.<< Meinte er. Ich sah ihn verwirrt an. >>Ja.<< Krächzte ich. >>Das bin ich?<< Er nickte kurz. >>Es geht Rider etwas besser. Er ist wach und sagt dauernd deinen Namen. Wir glauben es wäre gut, wenn du zu ihm gehen würdest.<< Als ich Adriana ansah, lächelte sie das erste mal, seit den letzten Stunden, wieder. >>Geh zu ihm.<< Und das tat ich auch. Als wir den kahlen Raum betraten, traf mich der Schock. Ein Mann, der kaum zu erkennen war, lag in einem dieser Krankenhaus betten. Es schien, als würden aus seinem ganzen Körper Schläuche kommen und fast alles wurde von weißen Verbänden versteckt. Ich ging Näher und hielt mir vor Schock eine Hand vor den Mund. Ich erkannte Rider kaum wieder. Seine Wangen waren eingefallen und der Arzt erklärte mir, das sie ihm die Haare hatten abrasieren müssen. Eins seiner Augen war stark zu geschwollen, wie ich sah. Langsam kam ich Schritt für Schritt näher und jedes Mal, wenn ich eine neue Verletzung entdeckte, zuckte ich zusammen. Der Arzt verließ den Raum und ließ mich mit Rider alleine. Jetzt war ich an seinem Bett angelangt. Wie sollte ich ihn berühren, ohne ihn zu verletzen. Schluchzer schüttelten meinen Körper. >>Was haben sie mit dir gemacht?<< Ich versuchte, wieder runter zu kommen. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. >>Saphira<< Schwach verließ dieses Wort Riders Lippen. Als ich hoch sah, blickte mir sein wunderschönes Auge entgegen. Es wirkte so klar und normal und war das einzige, da sich jetzt brauchte. >>Wein doch nicht.<< Nickend wischte ich die letzten Spuren meiner Tränen weg. >>Komm her.<< Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Wange. Ich hatte angst, ihn zu verletzen. >>Komm näher, oder warum quälst du mich so.<< Das liebte ich an ihm. Egal in welcher Situation wir uns befanden, er blieb immer er selbst. Hatte keinen Grund, sich zu verstecken. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf sein aufgeplatzte. Plötzlich packte mich sein linker Arm und er zog mich näher. Durch diese ruckartige Bewegung stürzte ich nach vorne und musste mich an seiner Brust abstützen. Vor Schmerz zuckte Rider zusammen und ich stolperte zurück. >>Es tut mir...<< Er brummte und funkelte mich an. >>Wehe du entschuldigst dich.<< Er schloss kurz die Augen und ich sah, wie er sich verkrampfte. Eindeutig hatte er Schmerzen. >>Was machst du überhaupt hier? Hat Sergio nicht mit dir geredet?<< Presste er heraus. Was ich hier machte? Bei ihm sein, verdammt. >>Sergio hat mit mir geredet. Warum fragst du das?<< Er hatte schmerzen und befasste sich mit so unwichtigen Sachen? >>Solltest du mich dann nicht hassen? Ich war auch in dieser Gang, die deine Mutter...<< Ich unterbrach ihn zünisch. >>Du kannst doch nichts dafür. Glaubst du ernsthaft, ich könnte dich hassen. Man muss die Vergangenheit auch mal ruhen lassen. Wichtig ist jetzt erst mal, das du gesund wirst.<< Ich sah einen Schatten über sein Gesicht huschen. >>Er hat auch meinen Vater umgebracht. Es war nicht Ramos.<< Ich ging wieder zu ihm zurück und nahm seine Hand. >>Er wird das irgendwann alles zurück bekommen. Da bin ich mir sicher.<< Sein Mundwinkel zuckte kurz. >>Ich liebe dich. Mehr als mein Leben.<< Das hatte er mir bewiesen. >>Ich dich auch.<<

Ich saß einfach einige Minuten neben Rider und sah ihn an. Er war eingeschlafen, nachdem die Schwester ihm Schmerzmittel geben musste. Der Arzt kam kurz rein und bat mich, mit raus zu kommen. Adriana stand vor der Tür. Ich nahm ihre Hand und drückte sie, als der Arzt zu uns sprach. >>Ihr Sohn ist erstaunlich fit, in Anbetracht seiner Verletzungen. Dennoch muss er in den nächsten Wochen geschont werden. Die Polizei wurde aufgrund seiner Verletzungen auch verständigt. Ich gebe ihnen ein paar Prospekte mit und würde ihnen raten, einen Psychologen aufzusuchen. Ich habe noch nie solch schlimme Verletzungen gesehen, es ist ein Wunder, das ihr Sohn noch lebt. Er ist sehr stark.<< Wem sagte er das. Ich hoffe, das Rider Hilfe annehmen wird. Er ist verdammt stur, wenn es um so etwas geht. Adriana ging nun zu ihrem Sohn und ich wieder ins Wartezimmer. Es durfte immer nur eine Person zu Rider.

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