Part 13. In Liebe, deine Mutter

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Oma würde das Wochenende bei uns bleiben. Sie bekam so lange Masons Zimmer, da er und Ethan wieder in ihrer Wohnung über ihrer Werkstatt schlafen. Die ist schließlich keine halbe Stunde von unserem Haus entfernt. Gestern Abend wurde es noch echt lustig und ich viel gegen elf Uhr totmüde ins Bett. Dann heute morgen wieder früh aufstehen und zur Schule gehen. Ich hatte also noch keine Zeit mir den Brief und die DVD meiner Mutter an zu sehen. Das wollte ich jetzt in der einstündigen Pause nachholen.  Hier in der Bücherrei, wo ich ganz sicher meine Ruhe hatte und wo ich mir auch die DVD ansehen konnte. Als erstes nahm ich den Brief. Ich faltete ihn langsam auseinander.

Liebe Saphira,

Heute ist dein Geburtstag und ich wünsch dir alles Gute meine Maus. Als ich mit dir schwanger war, war ich so glücklich. Ich fühle dich gerade jetzt in meinem Bauch treten und weiß, dass du wunderschön und stark wirst. Lass dich niemals unter kriegen. Stärke ist nichts körperliches, stärke kommt von innen. Man muss sowohl das süße, als auch das bittere hinnehmen im Leben. Erst dann kann man Reifen. Ich liebe alle meine Kinder gleich und ich weiß, dass du deine Brüder im Griff hast und sie dich beschützen werden. Du bist das kleine Licht in dieser wilden Herde. Deine Brüder und dein Vater können ganz schöne Chaoten sein, aber das weißt du ja. Ihr geht mir über alles und ich möchte euch ein schönes Leben ermöglichen. Du weißt, das ich Einzelkind bin und immer von einer großen Familie geträumt habe. Ihr habt sie mir gegeben und dafür liebe ich euch so sehr. Ich werde immer für dich da sein. Wenn schon nicht körperlich, dann in deinem Herzen. Denn Liebe ist nicht materiell und greifbar, sie ist zeitlos und frei von jeglichem Schlechten. Sie ist unendlich und überall. Du musst sie in dir spüren um zu wissen, was Liebe ist. Ich bin so Stolz auf dich. Stolz dich zu haben.   

In Liebe, deine Mutter

Ich war bereits jetzt am weinen. Trotzdem legte ich den Film ein. Am Anfang gab es eine kleine Störung, bevor das Bild dann kam. Meine Mutter. Sie war mit mir im achten oder neunten Monat schwanger. Sie sah wunderschön mit ihren schwarzen langen Haaren aus. Sie trug ein weites Sommerkleid. Mein Vater filmte sie, wie sie versuchte sechs kleine Jungen zu fangen. Meine Brüder. Die Zwillinge konnten noch nicht laufen, deshalb robbten sie über den Boden. Meine Mutter lachte laut. >>Hey Schatz. Wink mal.<< Sagte mein Vater im Film. Mama tat es sofort. >>Also Saphira. Hier siehst du, mit was wir es zu tun bekommen. Aber wir sind Frauen, wir sind stark und wir halten zusammen.<< Sie schien überglücklich zu sein. Man sah die Hand meines Vaters, die er auf den dicken Bauch meiner Mutter legte. >>Und du kannst ordentlich zu treten. Deine Brüder müssen sich in Acht nehmen.<< Lachte Papa. >>Deine Brüder freuen sich schon auf dich. Stimmts Jungs?!<< Man hörte meine Brüder wie sie klatschten oder >ja< riefen. Ich wischte mir mit meinem Handrücken die Tränen weg. Das Video wurde wohl geschnitten, denn jetzt sah man meine Mutter im Krankenhaus, mit mir als Baby im Arm. >>Das bist du Saphira. Ein kräftiges gesundes Mädchen, welches mir sechs Stunden wehen brachte. So lange dauerte es nicht mal bei Jayden und Aiden. Und die waren schon hartnäckig.<< Man sah, wie meine Brüder an das Bett meiner Mutter liefen und mir alle einen Kuss gaben. Ich sah kaum noch etwas vor Tränen. >>Ich liebe dich Saphira. Vergiss das nie.<< Und dann war das Video zu Ende und Bilder von meiner Mutter und mir bis kurz vor ihrem Tod spielten ab und wurden mit Lieblingslied meiner Mutter >Stand by me< unter-spielt. Die Tür der Bücherrei ging plötzlich auf. Scheiße. So sollte mich keiner sehen. Zu spät. Rider Rodriguez stand in der Tür und sah mich ungläubig an. Kann ich verstehen. Ich muss ziemlich Scheiße aussehen. Langsam kam er auf mich zu und ließ sich neben mich auf die alte Couch fallen, die hier schon ewig steht. >>Ich habe dich gesucht und...<< Er sah mich unsicher an. >>Ist alles in Ordnung? Was frage ich, es ist offensichtlich, dass es das nicht ist.<< Er fuhr sich mit der Hand durch seine Haare. Er war nervös. Er musste wahrscheinlich noch nie ein heulendes Mädchen trösten. Er sah auf den Fernseher, der noch immer Fotos von meiner Mutter und mir zeigte. >>Ist das deine Mutter? Sie sieht dir sehr ähnlich.<< Er sah ihn das erste mal richtig an. Er trug ein enges, sehr enges, schwarzes Shirt und knie-lange Shorts. Dazu Sneakers. Ich sah in sein Gesicht. Ein blauer Fleck am Kinn, sonst schien er gestern bei seinem Fight nichts ab bekommen zu haben. >>Das WAR meine Mutter.<< Ich sprach so leise, dass ich mich selbst kaum verstand. Rider räusperte sich. >>Das tut mir Leid.<< Er hielt mir ein Taschentuch hin, dass ich annahm. >>Ich wollte dich wegen der Nachhilfe ansprechen, aber ich denke wir lassen das heute.<< Das war mir so unangenehm. >>Danke. Ich kann die meine Handynummer geben, dann ist es für uns leichter etwas zu vereinbaren.<< Wortlos hielt er mir sein Handy hin. Ich wählte meine Nummer und drückte auf speichern. Es klingelte zum Pausen-ende. >>Ich muss dann..<< Ich nickte. So aufgelöst konnte ich noch nicht zum Unterricht. >>Ich melde mich bei dir Saphira.<< Und er war weg.        

Mit kaltem Wasser bekam ich die rötungen in meinem Gesicht weg. Das mich Rider so hatte ansehen können. Ich sah schrecklich aus. Miss Muller hatte gemeint das sie Bescheid weiß, als ich in ihren Unterricht kam. Ich bekam keinen Ärger. Woher wusste sie denn Bescheid? Der einzige der mich gesehen hatte war... Rider. Aber das war doch unmöglich das Rider extra für mich zu Miss Muller ging und mich entschuldigte. Niemals. In der zweiten Pause begegnete ich ihm und seinen Freunden kurz. Er sah mich einfach kalt an und ließ sich von zwei Mädchen mit viel zu kurzen Röcken und zu weitem Ausschnitt begrabschen. Ekelhaft. Für einen Moment dachte ich, er sei kein Arschloch. Das diese Mädchen keine Selbstachtung hatten. Ich würde mich NIE von einem Kerl mit mini-Ständer befummeln lassen. Okay diese Mädchen befummelten den Kerl und nicht umgekehrt und Rider schien nicht gerade begeistert zu sein. Dann bekam ich ihn nicht mehr zu Gesicht. Meine Brüder nahmen mich mit nach Hause und wollten mit mir am Abend in einen Klub gehen. Schließlich bin ich ja schon siebzehn und sie würden das gerne mit mir feiern. Zudem argumentierten sie, das ich Samstags keine Schule habe und deshalb länger wach bleiben kann. Ich wette sie hatten einfach angst, das Oma sie in unangenehme Gespräche verwickelt. Das sagte ich ihnen auch. >>Ja okay. Aber die Frau kann wirklich gruselig sein.<< Gaben sie zu, woraufhin ich lachen musste und zustimmte. Vielleicht würde mir das mal ganz gut tun.

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