Part 9. Geburtstag

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Okay, der Tag des Grauen war gekommen. Ein Donnerstag. Mein Geburtstag. Dabei geht bei mir Donnerstags generell alles schief. Ich hasse diesen Tag. Bereits um fünf Uhr wurde ich wach und stellte mich erst ein mal lange unter meine Dusche. Dabei sang ich, wie immer an meinem Geburtstag, Happy Birthday to me... Jedoch mit wenig Motivation und ziemlich ironisch. Danach föhnte ich mir meine Haare, sie vielen so wie immer in Locken meinen Rücken hinab. Heute waren sie sogar noch lockiger als sonst. Was soll ich sagen? Meine Haare haben ihren eigenen Willen. Die Schminke ließ ich heute ganz weg. Des öfteren habe ich an meinem Geburtstag geweint und die Erfahrung gemacht das Schminke da wenig von Vorteil ist. Ich ging in mein Zimmer und legte meine Kleidung heraus. Schwarzes weites T-shirt kombiniert mit schwarzer Jeans. Das ist jetzt vielleicht ein wenig klischeehaft mit der schwarzen Kleidung, aber das ist einer der vielen seltsamen Traditionen dieser Familie. Ich zog mich an und legte mich auf mein grünes Sofa, das in meinem Zimmer steht. Mein Zimmer ist in brauntönen, so wie der Rest des Hauses, gehalten. Ein dunkles Parkett säumt den Boden in allen Räumen dieser Etage. Die Zimmer wurden alle ähnlich aufgebaut. An der Wand mit dem großen Fenster, gegenüber der Zimmertür, steht mein Himmelbett. Rechts die Wand ist in einem dunklerem Braun gestrichen, als die anderen Wände. Dort steht mein Sofa, ein Schreibtisch sowie ein Bücherregal und ich habe außerdem meine Familienfotos hier hängen. Beinahe die gesamte Wand ist voll von Fotos. Links an der Wand steht ein alter Kleiderschrank und die Tür führt in mein Badezimmer. Und es liegt ein dunkelgrüner Teppich auf dem Boden. Passend zum Sofa, welches ich über alles liebe und in dem ich es mir jetzt bequem mache. So wie an jedem meiner Geburtstage warte ich nun darauf, das meine Brüder (alle) und mein Vater ins Zimmer kommen. Auch eine Tradition. Es ist jetzt sechs Uhr und sie kommen immer um sechs Uhr fünfzehn. Also blieb mir noch genug Zeit das Lieblingslied meiner Mutter zu hören und das Päckchen von den Bishops auf zu machen. Stand by me. Der Text handelt davon, das eine Person eine geliebte Person darum bittet, egal was kommt, zu bleiben. Das passt doch mal so was von zu meiner Situation. Ich hab meine Mutter auch angebettelt zu bleiben, doch sie blieb nicht. Ich öffnete die lila Schleife des Päckchens und zog das Papier weg. Darunter kam ein braunes Säckchen zum Vorschein. Ganz vorsichtig öffnete ich es und sah eine feine Silberkette mit einem blauen Aquamarin. Wunderschön. Ich kannte diese Kette von einigen alten Fotos. Meine Mutter hatte sie häufig getragen, deshalb machte ich sie mir gleich um den Hals. 

If the sky that we look upon
Should tumble and fall
Or the mountain should crumble to the sea
I won't cry, I won't cry
No, I won't shed a tear
Just as long as you stand, stand by me

(Wenn der Himmel zu dem wir aufschauen
Wanken und fallen sollte
Oder der Berg im Meer versinken sollte
Werde ich nicht weinen, ich werde nicht weinen
Nein, ich werde keine Träne verlieren
So lange, so lange du bei mir bleibst)

Und genau dann fing ich an zu weinen. Jedes mal an dieser Stelle. Jedoch beruhigte ich mich auch schnell wieder. Ich wollte nicht das meine Brüder mich weinen sahen. Und da klopfte es auch schon an der Tür und meine Jungs kamen herein. Alle trugen ein schwarzes Hemd oder T-shirt und dazu dunkle Jeans. Der älteste Matthew war  als erster bei mir und nahm mich in den Arm, um mich einmal im Kreis zu wirbeln. Dann wurde ich weiter gereicht und die anderem taten das selbe wie Mat und flüsterten mir Glückwünsche zu. Zum Schluss kam mein Vater der mir einen Kuss auf die Stirn drückte und mir alles Gute wünschte. >>Danke Dad.<< Ich hatte wieder Tränen in den Augen. Mein Vater lächelte mich an. Er wollte an meinem Geburtstag nicht um seine tote Frau trauern. Ich denke mittlerweile hat er damit auch abschließen können, dass hoffe ich jedenfalls. Sein Blick wurde auf ein mal überrascht. >>Das ist doch Mamas Kette? Aber sie hatte sie vor deiner Geburt verloren, als sie mit deinen Brüdern im Garten von Dr. Bishop spielte.<< Seine Stirn kräuselte sich wie immer, wenn er einen Sachverhalt lösen wollte und nicht wusste wie. >>Ja. Dr. Bishop hat sie mir gestern gegeben. Er hat sie auch reparieren lassen.<< Stolz schien die Gesichtszüge meines Vaters zum strahlen zu bringen. >>So eine schöne Tochter habe ich. Du siehst immer mehr so aus wie deine Mutter und die Kette steht dir wirklich gut. Sie passt zu deinen Augen.<< Ich lächelte zurück. >>Danke.<<                                                                                                                                           Zusammen gingen wir in den Garten, den ich seit einer Woche nicht betreten durfte, da meine Brüder ihn auf Vordermann bringen wollten. Ich war wirklich gespannt. Sie hatten extra die Türen und Fenster verhangen, damit ich nichts sah. Jetzt zogen sie die Vorhänge weg und öffneten die Türe. Ein Wort: UNGLAUBLICH! Ich war überweltigt. Wir hatten einen großen Garten, der in den letzten Jahren ziemlich gewuchert hat. Durch das warme und trockene Klima war das Gras auch sehr ausgetrocknet gewesen. Meine Brüder haben es irgendwie wieder grün bekommen. Die Kakteen sahen auch ordentlicher aus und um die ganzen Palmen wurde weißer Kiesel gelegt.  Meine Brüder hatten mir auch eine neue und größere Hängematte besorgt, noch ein paar neue Gräser und Pflanzen gepflanzt und sich mal um unser Bewesserungssystem gekümmert, damit alle Pflanzen genug Wasser bekamen. Nun machte unser Garten dem Nationalparks Konkurrenz. Die Terrasse hatten sie auch neu gefliest und ein Pavillon gebaut um die Sonne ein wenig abzuhalten. Heute waren es auch mal wieder 34 Grad in der größten Stadt Arizonas. Und es war noch früher morgen. Außerdem hatten sie einen neuen Tisch und Stühle unter dem Pavillon aufgestellt, wo wir uns jetzt auch hinsetzten. >>Jungs, das habt ihr wirklich wunderschön gemacht. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.<< Meine Brüder sagten gleichzeitig >>Gern geschehen<< und fingen an zu lachen.       Der Tisch war mit viel Obst gedeckt und vor mir standen Pfannkuchen, die ich mir sofort nahm. Meine Brüder und mein Vater aßen lieber Rührei und Speck. Darauf hätte ich gewettet. Meine Familie war so süß. Ich liebte sie. Jetzt musste ich nur noch überlegen was ich mit Rider machte.

Nach dem Frühstück fuhr mich die ganze Truppe zur Schule. Mein Vater blieb zu Hause um noch was Geschäftliches durch zugehen und den Tisch abzuräumen. Wir fuhren mit drei Autos. Dem Mercedes von Jayden und Aiden, dem Porsche von Mason und dem Audi R8 von Ethan. Wir sorgten somit für deutlich Aufmerksamkeit. An der Schule angekommen stiegen wir alle aus. Total Filmmäßig, nur in schwarz gekleidet und mit Sonnenbrillen. Mittlerweile waren es auch schon 37 Grad. Ich sah die Blicke der Leute und versuchte das unwohle Gefühl dabei zu ignorieren. Wenn man mit meinen Brüdern zusammen war bekam man immer Blicke. Das war so eine eigenartige und Filmreife Szene, das ich laut anfing zu lachen. Meine Brüder sahen mich nur an und lachten mit. Sie wussten nicht mal warum ich lache. >>Okay, was ist los Saphira?<< Brachte Andrew schließlich heraus. Ich beruhigte mich ein wenig. >>Diese ganze Situation ist so irreal. Das ist doch lächerlich.<< Meine Brüder grinsten mich an. >>Jetzt konnten wir die Jungs wenigstens mal abschrecken. Ich denke jetzt traut sich keiner mehr dich anzubaggern.<< Das war so klar. Typisch Jungs! Alle drückten mich fest und gaben mir Küsschen, bevor ich mit Jay und Aid zum Unterricht musste. >>Falls was ist ruf uns an.<< Riefen sie noch bevor wir weg waren. Showtime.

Jetzt da meine Brüder weg waren, kam auch die Trauer zurück. Ich setzte eine gleichgültige Mine auf und versuchte so die Leute auf Abstand zu halten. Jayden und Aiden die mich bis zu meinem Klassenraum brachten und jeden mit Blicken töteten der uns auch nur dumm anglotzte, halfen mir dabei enorm. Vor dem Klassenraum atmete ich tief durch und verabschiedete mich von den Zwillingen. Ich würde den heutigen Tag überstehen. Ich musste ihn überstehen. Ich konnte nicht wieder wie vor drei Jahren zusammen brechen und meiner Familie Sorge bereiten. Ich war stärker geworden und würde Schwäche nicht zulassen.    

How to love a BadboyWhere stories live. Discover now