Teil13

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Jeremy träumte in der Nacht. Er lief durch lange, dunkle Gänge. Sie waren an den Wänden kahl und je schneller er lief, desto länger schienen sie zu werden. Er konnte Geräusche hören, die seltsam mechanisch klangen, so wie das leise Ticken einer Uhr, nur nicht so regelmäßig oder das Piepen eines Metronoms, nur nicht so gleichmäßig. Er fuhr hoch und war im ersten Moment völlig orientierungslos. Es war noch völlig dunkel, also war es noch Nacht. Da lag jemand neben ihm, wie konnte das sein? Dann traf es ihn wie ein Blitz. Rufus. Engländer, Schauspieler, jung, sexy, verrückt nach ihm und ahnungslos, so erschreckend ahnungslos. Jeremy vergewisserte sich, dass Rufus im Schlaf nichts mitbekommen hatte. Er beugte sich über ihn, sodass er seinen Atem an der Stirn spüren konnte. Aber nein. Sein Atem ging tief und ruhig. Es ging ihm gut. Warum sollte es ihm nicht gut gehen? Jeremy legte sich wieder zurück und versuchte selbst auch gleichmäßig zu atmen. Er zählte seine Atemzüge mit...157, 158, 159... Als er am Morgen wieder erwachte erinnerte er sich an nichts.

Rufus schlief noch und ein paar Sonnenstrahlen hatten sich durch die Fensterläden verirrt und schimmerten auf seiner Haut. Jeremy pustete ihm vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. Wenn er aufwachen würde, würde er ihn küssen. Aber er wachte nicht auf. Also war es noch zu früh. Jeremy döste noch ein wenig, dann kam es ihm so vor, als könnte er Geräusche unten im Haus hören. Hatte Rufus nicht gesagt, sie seien hier allein? Das stimmte so wohl nicht. Da waren ganz deutlich irgendwelche Geräusche, so als würde jemand hin und her gehen. Jeremy schüttelte Rufus vorsichtig an der Schulter, bis dieser die Augen aufschlug. Er kam von weit weg und brauchte einen Augenblick, um Jeremys Gesicht über sich zu fokussieren. „Guten Morgen", brummte er.

„Hoffentlich guten Morgen", kam es von Jeremy, „hör mal, da ist wer im Haus."

Rufus zwinkerte ungläubig, aber dann hörte er wohl auch etwas. „Oh nein, das ist nur Hopkins mit dem Frühstück."

„Wer?"

„Der alte Butler meines Bruders. Ich hab' Rick gestern 'ne Nachricht geschickt, dass ich von London runter komme und da schickt er den Alten hier rüber. Ich hab' vergessen ihm zu schreiben, dass ich wen mitbringe."

„Das heißt, es gibt Frühstück?"

„Das heißt, wir sollten warten bis der wieder weg ist, bevor wir übereinander herfallen. Der glaubt sowieso, ich hätte keine Manieren."

Jeremy musste Grinsen. Er hätte jetzt nicht erwartet, dass Rufus was auf die Meinung eines alten Butlers geben würde. „Wissen dein Bruder und euer Butler nicht, dass du auf Typen stehst?"

„Quatsch. Sicher doch. Aber du möchtest es dir mit Hopkins nicht verscherzen, indem du sein Frühstück kalt werden lässt."

Ach das war's. Jeremy musste wieder grinsen. „Also gehen wir da jetzt hin?"

„Also erst ziehen wir uns was an. Auch wenn's schwer fällt."

„So eine Zeitverschwendung", konnte sich Jeremy nicht verkneifen.

„Tja, wie heißt es doch immer: Adel verpflichtet." Rufus schaute halb amüsiert, halb genervt, wie Jeremy fand, total sexy. Er fand die Situation zwar witzig, wäre aber wirklich lieber noch liegen geblieben.

„Spinner."

Keine drei Minuten später hatten sie sich in Hosen und Hemden geschmissen und sich zumindest kurz übers Haar gestrichen. Damit wäre der alte Butler okay, fand Rufus, immerhin sehe der auch nicht mehr so gut. 

No lies, keine LügenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang