Teil36

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Rufus war an diesem Abend ungeduldiger als sonst. Er gab ein paar Autogramme und posierte für ein paar Selfies, dann eilte er zur Oper, um noch den Schluss des dritten Aktes aus der Seitenbühne zu sehen. Er hatte Glück, denn Jeremys Mad Scene begann gerade erst und so konnte er wenigstens diesen Teil nochmal sehen. Und Jeremy war richtig gut. Er verdiente bestimmt jeden Preis, den es dafür geben konnte. Seine klare Tenor- Stimme erfüllte das gesamte Haus und die Darstellung war so realistisch, dass man es kaum glauben konnte, wenn er nach seinem Ertrinken plötzlich lebendig und zwar erschöpft aber glücklich den Applaus entgegennahm. Rufus wartete den Applaus etwas ab, dann ging er zum Motorrad und wartete dort auf seinen Liebsten. Irgendwie käme es ihm unvorsichtig vor, wenn irgendein Beobachter sie wieder gemeinsam bei der Garderobe sah. Er kramte in der Innentasche seiner Jacke und fand eine fast leere Packung Zigaretten. Er hatte eigentlich aufgehört, beziehungsweise, er versuchte es wieder mal endgültig, aber jetzt gerade war ihm so sehr danach, dass er nicht widerstehen konnte. Das war die Anspannung. Er rauchte langsam und blies den Rauch langsam aus. Es half beim Warten, denn er konzentrierte sich auf seinen gleichmäßigen Atem und ignorierte den Trubel an der Stage Door, die er von der anderen Straßenseite nicht aus den Augen ließ. Könnte er Jeremy zuwinken, oder war das schon zuviel? Dann trat er die Zigarette aus und nahm ein Himbeerkaugummi. Als Jeremy endlich kam, gab er auch ein paar Autogramme, dann kam er zielstrebig zu Rufus hinüber. Er hatte ihn wohl längst gesehen. Rufus nickte kurz und widerstand dem ersten Impuls, denn sie küssten sich nicht, man würde sie sehen. Stattdessen setzte Jeremy den Helm auf stieg hinter Rufus auf. „Ru, bring mich hier weg", sagte er. Rufus gehorchte und ließ den Motor aufheulen..

Bald darauf waren sie mit dem gewohnten Zwischenstopp in Camden wieder in Hampstead. Gleich hinter der Tür hielt es keinen der beiden mehr zurück. Rufus ließ die Tüte mit Einkauf da fallen, wo er stand und griff nach Jeremys Hand. „Komm her", flüsterte er nur, aber das reichte aus, um Jeremy in seine Arme zu bringen. Rufus zog ihn zu sich und Jeremy schnappte sich Rufus rechts und links am Kragen der Motorradjacke. Rufus packte Jeremy am Nacken, dann küssten sie sich endlich. Zwar hatten sie es eilig mit dem Kuss, er selbst war jedoch alles andere als das. Jeremy stupste mit seiner Nase die von Rufus seitlich an und kam mit seinem Mund zu dem von Rufus. Das war für Rufus das Zeichen, seine Lippen zu öffnen. Zuerst nur ein wenig. Jeremy konnte seinen warmen Atem spüren und gleichzeitig nahm er den zarten Hauch von Himbeer wahr. Dann küsste Jeremy immer wieder Rufus' obere Lippe, die mit dem perfekten Amorbogen. Rufus spielte mit der Zunge an Jeremys unterer Lippe, bis Jeremy endlich seine Lippen weiter öffnete, um die von Rufus ganz zu bedecken, damit sich ihre Zungen treffen konnten. Rufus nippte erst zaghaft, dann wurde sein Zungenspiel fordernder. Jeremy nahm Rufus' Gesicht jetzt mit beiden Händen und ließ sich ganz auf den Kuss ein. Rufus hatte die Augen geschlossen und konnte nur an Jem denken. Alles andere schien vergessen. „Mmmm...Jemmm?" Rufus hatte etwas gesagt und Jeremy wollte wissen, was er wollte. „Mmmm...was ist?" Gleichzeitig nutzten sie den Übergang zu kleineren Küssen, um ihre Jacken los zu werden und von der Tür wegzukommen. „Ich will...mehr...lass es... uns ver-...suchen." Dieser Satz von Rufus, mit seiner Stimme, die vor Erregung noch dunkler war als sonst, ließ Jeremy aus dem Stand hart werden. Ihm war klar, was Ru wollte. Vielleicht wäre er wirklich so weit. „Nicht...hier", murmelte er, „...oben." Rufus schenkte ihm ein Lächeln, das die Polkappen schmelzen könnte, dann begann er, Jeremy noch immer wieder küssend, halb zu schieben, halb zu ziehen. Die Treppe selbst erwies sich dabei fast als Stolperfalle, aber irgendwie schafften sie es hinauf, wo Jeremy lachend die Tür rückwärts aufschob und Rufus jetzt mit sich zog. Rufus angelte noch mit einer Hand nach dem Lichtschalter. „Ich will dich sehen", erklärte er kurz und begann dann, Jeremys Hemd auszuziehen. Jeremy hielt ihn mit beiden Händen an der Taille und schob ein Bein zwischen die von Rufus. Es fühlte sich so an, als würde jeder von ihnen gleich explodieren. „Lass mal los", lachte Rufus bei dem Versuch, die Sache mit den Klamotten zu koordinieren. Jeremy seufzte gespielt und nahm die Arme hoch. Rufus zog das Hemd weg und ließ sich von Jeremy das T-Shirt über den Kopf ziehen. Dann schüttelte er seine Locken und begann, Jeremys Oberkörper mit Küssen und Zunge zu verwöhnen. Jeremy biss sich auf die Unterlippe, um irgendwie Kontrolle über sich zu behalten. Rufus machte sich an seiner Hose zu schaffen, der Gürtel und der Knopf waren schon auf. Jetzt der Reißverschluss und sofort war Rufus mit einer Hand drin. Jeremy ging im Gedächtnis die Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts durch. „Ru, Ru", versuchte er sich verständlich zu machen. Der hatte die andere Hand an Jeremys Po und küsste ihn am Hals."Mmmm... was?", nuschelte er in der tiefsten Oktave. Oh Gott! „So ...wird das... nichts", brachte Jeremy mit Mühe hervor. „Zu schnell?" Rufus hielt inne. „Zu... heiß", stammelte Jem, denn so würde er nicht mehr lange standhalten, im wahrsten Sinne des Wortes. Rufus grinste halb teuflisch, halb entschuldigend. „Okay, du bist der Boss", hauchte er dann, „sag mir, was ich tun, was ich lassen soll." Jeremy musste lachen. „Wenn du das so ... sagst, ... ist das nicht ... weniger heiß."

No lies, keine LügenWhere stories live. Discover now