Shopping Center

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Als ich Samstagmorgen aufwache, habe ich zwei neue Nachrichten. In der ersten schreibt Kendra mir, dass sie sich total auf den heutigen Abend freut. In der zweiten schreibt Ben mir, dass er absolut keine Lust auf den Abend hat. 

Seufzend lasse ich mich wieder in meine Kissen fallen. 

"Na das kann interessant werden", murmle ich vor mich hin. 

Ben und ich haben uns Anfang der Woche das letzte Mal gesehen. danach hatte er so viel zu tun, dass wir es nicht geschafft haben. Ich habe erfahren, dass er außerdem regelmäßig zum Boxtraining geht und jede Menge Sport mit seinem Bruder macht. 

Sein Bruder... 

Ungewollt muss ich an die Situation vor ein paar Wochen denken. 

Nachdem ich mich fertig gemacht habe, gehe ich runter.

Unten im Café ist schon wieder alles im vollen Gange. Ich setze mich in unsere Küche, mache mir Müsli und lese nebenbei eine Geschichte auf Wattpad.

Immer wieder schaue ich den Flur entlang zum Café. Ich fühle mich unruhig, als müsste ich alles im Blick haben, um Melinda notfalls doch zu unterstützen. Ich schaue nur kurz um die Ecke, ob auch wirklich alles gut ist, als ich sofort von Melinda ermahnt werde. 

"Guten Morgen, Liebes. Jetzt verschwinde aus dem Café, du hast hier in der nächsten Zeit nichts zu suchen."

Sie lacht und ich stimme mit ein. 

"Ist ja schon gut. Ich wollte gleich sowieso in die Stadt, um mir etwas für heute Abend zu kaufen." 

Ich fahre mit dem Rad in die Stadt und gehe ins Einkaufszentrum. Ich hasse diese Zentren, sie sind stickig, laut und unübersichtlich, aber hier gibt es nichts anderes.

Also schlendere ich durch ein paar Geschäfte, bis mir in einem ein grünes Kleid auffällt.

Ich schnappe mir die richtige Größe und probiere es an. Es ist ein sommerliches, leichtes Kleid, welches meine Kurven umspielt, aber nicht zu eng sitzt. Der sportliche Schnitt lässt zu, dass ich trotzdem noch Sneaker dazu tragen könnte, damit es nicht zu schick aussieht. 

Zufrieden laufe ich zur Kasse und während ich dort in der Schlange warte, sehe ich wie Ben mit drei anderen Typen schnellen Schrittes an dem Laden vorbeiläuft. 

Irritiert schaue ich ihnen hinterher. Sie sehen nicht gerade aus, als wären sie ebenfalls auf einem Shoppingtrip. 

Mit einem unguten Gefühl verlasse ich die Schlange, verstecke das Kleid in einem der Wühltische und folge ihnen.

Es sieht aus, als würden sie jemanden verfolgen. Ich bleibe in einem sicherem Abstand zu ihnen, als sie rechts in Richtung Parkhaus abbiegen. 

Kurz bevor ich dort ankomme, höre ich eine Stimme, die immer lauter wird. 

"Lasst mich in Ruhe. Ihr habt bekommen, was ihr wolltet", zischt jemand. 

"Halt's Maul. Einen Scheiß haben wir bekommen. Immer und immer wieder haben wir dir Zeit gegeben, weil du mal ein Freund warst. Aber das bist du nicht mehr, du bist ein mieser, kleiner Verräter..." 

Adrenalin schießt durch meinen ganzen Körper. Ich atme so laut und schnell, dass ich Angst habe, sie könnten es hören. 

Vorsichtig schaue ich um die Ecke, um zu sehen, was dahinter geschieht, doch genau in dem Moment blickt einer der drei in meine Richtung. 

Ruckartig drehe ich mich wieder um und versuche mich einige Schritte zu entfernen. Ich hätte nicht den Detektiv spielen sollen! 

Kaum laufe ich los, packt mich jemand an der Schulter und reißt mich herum. Es ist der Typ, dem ich eben versehentlich in die Augen gestarrt habe. 

Unsanft zieht er mich mit sich und als Ben sich umdreht und mich sieht, entgleitet ihm alles aus dem Gesicht.  

"Was machst du hier?", fragt er wütend und baut sich vor mir auf. 

"Du kennst sie?", fragt der andere und hält immer noch meinen Arm fest. 

"Ich kläre das.", knurrt Ben ohne weiter darauf einzugehen. Dann packt er meinen Arm und schleift mich von den anderen weg, während sie uns irritiert nachsehen. 

Sein Griff ist fest und tut mir weh, aber ich traue mich nicht, etwas zu sagen. 

Als wir um die Ecke biegen, dreht er mich zu sich und drückt mich fest gegen die Wand. 

"Was machst du hier?", knurrt er und fixiert mich zwischen sich und der Wand. 

Ich winde mich unter seinem wütenden, strafenden Blick und versuche im stotternd zu erklären, dass ich hier bin, um ein Kleid zu kaufen. 

"Ich wollte mir ein Kleid für heute Abend kaufen und dann habe ich dich vorbeilaufen sehen, ich wollte dir nur Hallo sagen und..." Tränen steigen mir in die Augen

"Du hast mir nicht geschrieben, dass du ins Einkaufszentrum fährst. Ich habe dir gesagt, dass du mir immer sagen sollst, wo du bist und was du vorhast." 

Sein Blick wird weicher, als er die Tränen in meinen Augen erkennt.

"Es tut mir Leid...", sage ich erschöpft. Ich hätte einfach nur dieses dumme Kleid kaufen und gehen sollen. 

"Maria, du machst mich wahnsinnig", seufzt er und zieht mich an sich. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und höre, dass auch sein Herz ziemlich rast. 

"Ich gehe jetzt kurz zu den anderen. Du bleibst genau hier stehen, verstanden?" Ich nicke, unfähig ein weiteres Wort zu sagen. 

Nach fünf Minuten kommt er wieder und legt seinen Arm um mich und küsst mich auf den Kopf. 

"Dann gehen wir jetzt dein Kleid kaufen"

Meine Knie zittern immer noch, doch Ben hält mich fest in seinem Arm. 

"Denk nicht mal daran, mir Fragen über das gerade zu stellen", murmelt er als er meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck erkennt. 


Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt