Schulbeginn

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Es ist Sonntagabend und ich liege frisch geduscht auf meinem Bett. Die Sonne ist gerade untergegangen und mein Fenster ist noch weit geöffnet. Ich höre Stimmen und Hundegebell von draußen, während ich über die vergangenen drei Tage nachdenke. 

Mit Ben lief gerade alles perfekt, als ich Donnerstagabend eine Nachricht von ihm erhielt.

Ich bin die nächsten Tage nicht erreichbar. Melde mich bei dir, sobald ich kann. 

Das war alles. Keine Information darüber, wieso er nicht erreichbar ist und wo er sich rumtreibt. Erst war ich verwirrt, dann war ich wütend. Es ist einfach nicht fair, dass ich ihm jedes Mal Bescheid geben soll, wenn ich das Haus verlasse, er mir aber nur eine sporadische Nachricht  schickt und dann für mehrere Tage wie vom Erdboden verschluckt ist.

Gestern habe ich mehrmals eine Nachricht an ihn verfasst, in der ich ihm schrieb, wie scheiße sein Verhalten ist und dass er sich nicht mehr bei mir blicken lassen soll. Abgeschickt habe ich sie natürlich nicht. 

Stattdessen habe ich ihm geschrieben, als ich mich mit Kendra getroffen habe und hätte mich dafür am liebsten selbst geohrfeigt. Ich spiele selbst dann noch nach seinen Regeln, wenn er das Spiel verlassen hat. 

Morgen beginnt die Schule wieder und ich bin gespannt, ob er dort sein wird. 

Mein Handy vibriert. Voller Hoffnung versuche ich es zwischen meinen vielen Kissen zu finden und entdecke es dann auf dem Boden neben dem Bett. 

Hey Maria, ich weiß nicht, wieso du mich ignorierst, aber ich würde wirklich gerne mit dir sprechen. Habe ich dir etwas getan? Wenn ja, dann tut es mir Leid. 

Ich rolle mich zurück und stöhne auf.  Ich hasse es so abweisend zu Tyler zu sein. 

Er ist ein netter Kerl und ich wäre gerne mit ihm befreundet, aber das ist einfach unmöglich, wenn Ben ihn am liebsten zerfleischen würde. 

In mir kocht die Wut der letzten Tage wieder hoch. 

Ben kann mir nicht immer vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe, gerade dann nicht, wenn er mich drei Tage lang vollkommen ignoriert und wer weiß was treibt. 

Hey Ty, es tut mir Leid. Ich hatte viel um die Ohren in der letzten Zeit. Sollen wir uns morgen nach der Schule treffen?  

Es dauert nur wenige Sekunden, bis ich eine Antwort erhalte.

Vor dem Haupteingang der Schule wartet Kendra bereits auf mich. Sie trägt ein kurzes schwarzes Kleid. Es ist fast schon zu kurz und provokant, aber Kendra liebt sowas. 

"Hey Sweetie, bereit für ein neues, langweiliges Schuljahr?", grinst sie und zieht an ihrer Zigarette. 

"Immerhin lenkt es mich ein bisschen ab", seufze ich. 

Wir haben vorgestern bereits ausführlich über mein Beziehungsdrama gesprochen, sind dann darauf umgestiegen Männer im Allgemeinen zu verteufeln, um dann im Anschluss einen Film mit Channing Tatum zu schauen und ihn anzuhimmeln. 

Das Doofe daran war nur, dass sein Sixpack mich an das von Ben erinnerte und ich binnen Sekunden wieder in meinem geistigen Drama gefangen war. 

Wir gehen in die Klasse und die erste Stunde beginnt. Wir haben Geschichte und nach einer halben Stunde habe ich noch kein einziges Wort von dem mitbekommen, was der Lehrer gesagt hat.

Ich denke immerzu an Ben. So langsam beginnt die Phase, in der ich mir Sorgen um ihn mache.

Was, wenn ihm etwas passiert ist und er sich schon längst wieder bei mir melden wollte? Ich sollte vielleicht mal bei Cleo nachfragen, sobald ich zu Hause bin. 

Kendra stupst mich an und reißt mich aus meinen Gedanken. "Ich habe gehört, du triffst dich heute mit Ty?", sie sieht mich mit einem fragenden Blick an. 

"Ja, es ist nicht fair gar nicht mehr mit ihm zu sprechen und da mein Freund verschwunden ist, hielt ich es doppelt für eine gute Idee" Kendra lacht. 

"Ben würde sowas von ausrasten. Aber mir gefällt diese Seite an dir", augenzwinkernd drückt sie meinen Arm und wir müssen beide lachen. 

Um 15 Uhr verlasse ich das Schulgebäude. 

Tyler wartet bereits am vereinbarten Treffpunkt unter dem Kastanienbaum auf mich. 

Wir umarmen uns zur Begrüßung und ein breites Lächeln liegt auf seinen Lippen. 

"Schön, dich zu sehen", sagt er sanft und mustert mich ein wenig zu lang. 

Wir fahren zu einer Eisdiele und setzen uns draußen in den Schatten. Ich bestelle einen Erdbeerbecher, er ein Spaghetti-Eis. 

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmal etwas von dir höre. Ben will nicht, dass du mir schreibst, oder?" 

Ich merke, wie ich knallrot anlaufe. Auf so eine direkte Frage war ich nicht gefasst. Ich nicke kaum merkbar, doch er registriert es und seufzt. 

"Hat er dir von unserer kleinen Vorgeschichte erzählt?" 

Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl herum und versuche, die richtigen Worte zu finden. 

"Ja, das hat er. Ich bin mir sicher, dass du eine andere Version zu erzählen hast und dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, aber..." 

Er unterbricht mich. 

"Nein, nein ich denke, er hat dir die Wahrheit erzählt. Ich war ein Arschloch und habe ihn verraten" 

Ich ziehe die linke Augenbraue hoch, als er tief einatmet. 

"Ich wollte unbedingt dazugehören und es hat mich genervt, dass Ben der Star war. Ich musste so viel dafür tun und er ist einfach reingeboren worden. Das war in meinen Augen nicht fair. Heute weiß ich, dass er dafür viel mehr Verantwortung tragen muss und viel mehr Druck auf ihm lastet" 

Er erzählt mir weiter, wie es damals für ihn war und dass er noch ein paar Mal versucht hat, Kontakt zu Ben aufzunehmen. 

Dann hat er Jason getroffen und beide haben sich der Musik gewidmet. 

"Im Nachhinein bin ich so froh, dass ich nicht in die Gang gekommen bin und machen kann, was ich möchte" 

"Wolltest du mit mir sprechen, um mir das zu erzählen?", frage ich. 

"Ja, auch. Ich habe die Angst in deinen Augen gesehen, als wir im Park waren und naja..." 

Er unterbricht sich kurz und schaut auf den Tisch und dann mit einem offenen, ehrlichen Blick direkt in meine Augen. 

"Maria, weißt du, worauf du dich eingelassen hast?" 

"Ja, das weiß ich, Tyler", sage ich so selbstbewusst wie möglich. 

Ich habe natürlich überhaupt keine Ahnung, worauf ich mich da tatsächlich eingelassen habe, aber ich weiß, dass ich Ben sehr gerne habe und er eine Lücke in meinem Leben füllt, die bisher nie gefüllt werden konnte. 

"Ok, dann will ich dazu gar nichts weiter sagen. Ich hoffe nur, dass wir uns trotzdem noch mit den anderen treffen können. Es hat immer viel Spaß gemacht" 

Ich schaue verlegen an ihm vorbei. 

"Nicht sofort, das verstehe ich schon, aber vielleicht irgendwann wieder. Ich würde mich freuen", mit einem schmalen Lächeln nickt er mir zu und damit essen wir weiter schweigend unser Eis.

Als ich zu Hause ankomme, steht Bens Auto vor unserer Tür. 

Ich schließe die Tür auf und Melinda steht telefonierend in der Küche. 

Sie winkt mir zu und deutet mit einem Finger auf die Treppe. 

Ich gehe hoch und sehe meine geöffnete Zimmertür. Ben steht vor meinem Bett mit einem großen Blumenstrauß und grinst mich an. 

"Hey", sagt er so sanft, wie ich es noch nie von ihm gehört habe. 

Er kommt auf mich zu, legt seine freie Hand in meinen Nacken und küsst mich auf die Stirn, dann zieht er mich zu sich ran. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust. Sein Geruch, seine Wärme, seine Stimme... ich bin süchtig. 

... und das schlechte Gewissen trifft mich sofort...

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWhere stories live. Discover now