Hurt

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Es ist Sonntagmorgen und ich stehe mit einem Malerkittel bekleidet und einem Pinsel bewaffnet im Café. Melinda macht ernst und will es renovieren. Es soll frischer Wind und frische Farbe hinein und ich helfe ihr, so gut ich kann. Die Woche verging quälend langsam. Ich hatte meinen Termin beim Frauenarzt, der mir die Schwangerschaft bestätigte. Alles weitere, Schule, Zukunft et cetera würde ich mit einer Beratungsstelle besprechen, die er mir empfohlen hatte. Langsam setzte die morgendliche Übelkeit ein und der frische Duft nach Farbe machte es nicht besser. "Um Gottes Willen, Maria geh da weg!", rief Melinda mir aus der Küche zu. "Diese Dämpfe sind nicht gut für einen Fötus." , schimpfte sie weiter. Ich hob die Hände und ging rückwärts ein paar Schritte. "Ist ja schon gut.", lachte ich. "Ich glaube, es ist keine gute Idee, wenn du mir beim Streichen hilfst. Ich schaffe das schon. Du kannst neue Möbel am Laptop aussuchen, wie wärs?" Das Angebot nahm ich gerne an, auch wenn ich mich ein bisschen so fühlte, als würde man mich auf das Abstellgleis packen. Nur weil ich schwanger bin, heißt es schließlich nicht, dass ich unfähig bin, mich körperlich zu betätigen.

Gerade als ich überlegte, ob ich die Farbe Ocker mag und wieso die Farbe Umbra so heißt, wie sie heißt, öffnete sich die Tür zum Café. Melinda drehte sich um und sprach extra laut. "Ben, schön dich zu sehen." Er erwiderte ihre Begrüßung. "Ist Maria da?", frage er vorsichtig. "Ja klar, sie sucht gerade in der Küche nach neuen Möbeln für das Café. Ich will hier ein paar Veränderungen einbringen." Er schaute sich im leeren Laden um. "Ich seh's. Sieht gut aus bisher." Dann wendete er sich ab und ging in Richtung Küche. Melinda schaute entschuldigend an ihm vorbei zu mir und ich stand reflexartig auf. "Hey.", sagte ich. "Hey, ich wollte dir deine Sachen vorbeibringen." Ich sah meine Tasche in seiner Hand, gefüllt mit Klamotten und... meinen Geschenken an ihn. Er scheint es ernst zu meinen, es ist vorbei. "Danke.", sage ich, doch meine Stimme versagt. Ich sehe Schmerz in seinen Augen aufleuchten, doch der Ausdruck verschwindet schnell wieder. "Gut, dann..." "Ben...", unterbreche ich ihn und er schaut mich erwartungsvoll an. "Ich..." Er zieht eine Augenbraue hoch. "Ja?", fragt er. "Schon gut. Danke nochmal.", sage ich und hebe erklärend die Tasche. Er nickt und verlässt die Küche, verabschiedet sich kurz bei Melinda und geht. Ich lasse mich auf den Stuhl fallen und weine. Melinda kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. "Es tut mir so leid, Süße."

Als ich abends in meinem Bett liege und eine Nachricht an Kendra absende, erwische ich mich auf Bens Profil. Er ist online. Mit wem er wohl schreibt um diese Uhrzeit? Trifft er sich wohl schon mit anderen? Eifersucht steigt in mir auf und ich sehne mich nach seiner Wärme, seinem Geruch und seinen Tattoos. Wieso denkt man bloß an die guten Dinge und vergisst die schlechten, wenn man sich trennt?

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt