Trust

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Ben POV

„Du musst dringend herkommen, wir kommen einfach nicht weiter mit diesem Bastard.", sagt Cem am Telefon. „Alles klar, mache mich auf den Weg." So ein scheiß, wir drehen uns seit Tagen im Kreis, weil Mirko einfach nicht redet. Dieser Wahnsinnige ist schon halb tot und grinst trotzdem noch vor sich hin. So langsam frage ich mich, ob es wirklich so wichtig ist, die Namen der anderen herauszufinden. Der Typ, der den Unfall mit dem Taxi verursacht hat, ist sowieso tot.

Cem und Michael stehen vor der alten Lagerhalle. Ich zünde mir eine Zigarette an und gehe zu ihnen. „Gut, dass du da bist. Wir wissen nicht mehr weiter. Es fehlt nur noch ein bisschen und der ist tot.", sagt Cem. Ich ziehe am meiner Zigarette. „Dann wird es wohl Zeit, dass er bald stirbt. Ich hab keine Lust, ihn jetzt zu sehen. Lasst ihn erstmal, gebt ihm etwas zu essen. Es wird seine Henkersmahlzeit sein."

Nachdem ich eine Runde in der Stadt gedreht habe, gehe ich in den Fitnessraum. Taylor trainiert auch gerade. So ein Mist, ich wäre lieber allein gewesen. „Hey man.", sagt er. „Hey.", erwidere ich. Er setzt sich auf eine Hantelbank und wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht. „Können wir kurz reden?", fragt er. „Ich bin eigentlich hier, um zu trainieren." Er seufzt. „Ich weiß, aber so kann es nicht weitergehen." Ich setze mich ihm gegenüber auf eine Bank und fange an, Gewichte zu heben. „Also dann, ich bin ganz Ohr." Er lehnt sich mit dem Oberkörper nach vorne. „Willst du Maria zurück?" Was fällt ihm ein, mich sowas zu fragen? „Das geht dich ja wohl nichts an.", sage ich trocken. „Das mag sein, aber irgendwie bin ich ja doch mit in diese scheiße geraten." Er soll bloß aufpassen, was er sagt. „Ich bin es echt leid. Ich reiße mir hier seit Jahren den Arsch auf und du benimmst dich wie ein pubertäres Mädchen." Ich setze mich auf. „Willst du mich verarschen?", lache ich. „Nein, will ich nicht. Du triffst schlechte Entscheidungen, seit dem sie wieder da ist und das weißt du auch. Mirko müsste schon längst geredet haben und irgendwo tot rumliegen und verschimmeln." Ich stehe auf und er tut es mir gleich. Er ist nur minimal kleiner als ich und genauso muskulös. Das könnte interessant werden. „Auf Lios Anweisung hin, ist Mirko noch am Leben. Und du, du lebst noch aufgrund meiner Großzügigkeit.", zische ich. „Achja? Ich weiß genau, was hier abgeht. Lio hat mich neulich zu sich gebeten. Er hat mit mir darüber geredet, dass du den Thron freimachen und mit Maria verschwinden sollst. Deswegen frage ich dich nochmal: willst du sie zurück oder wolltest du sie nur vögeln, wie die anderen Mädels?" Lio hat was?! Niemals, das kann nicht sein. Wie könnte er mich so hintergehen? Ich koche vor Wut und ehe ich einen klaren Gedanken fassen kann, landet meine Faust in seinem Gesicht. Er verkraftet den Schlag gut und antwortet ebenfalls mit einem Schlag, der mich mitten auf die Nase trifft.

Wir hören auf uns zu verprügeln, als wir beide aus der Puste und ziemlich demoliert sind. Taylor holt zwei Kühlakkus aus einem kleinen Kühlschrank, der in der Ecke des Raumes steht und in dem sich eigentlich nur Milch für Proteinshakes befindet. Er gibt mir eines und ich reiße es ihm aus der Hand. „Wieso sollte Lio mit DIR darüber sprechen?" frage ich in die  Stille hinein. „Was glaubst du denn, wen er als Nachfolger für dich haben will?" Nur über meine Leiche übernimmt Taylor meinen Platz. Er verdreht die Augen, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Du kannst jetzt sagen, was du willst, aber es ändert nichts daran, dass ich gut bin in dem, was ich tue. Lio kennt mich mein Leben lang und vertraut mir." Ich hasse es, aber insgeheim weiß ich, dass er recht hat. Er ist besser als alle anderen, selbst als Hunter.

Maria POV

Völlig müde und kaputt komme ich von der Arbeit und gönne mir eine warme Dusche. Der Winter ist die schlimmste Jahreszeit für mich, ich hasse es, wenn es so kalt ist. Als ich aus der Dusche steige und mir eine gemütliche Jogginghose und Bens T-Shirt anziehe, leuchtet mein Handy auf. Ich habe drei Nachrichten von Ben. Er fragt, ob er heute bei mir übernachten kann. Ja, komm vorbei. Es dauert nur wenige Sekunden, da habe ich eine weitere Nachricht von ihm. Gut, ich stehe schon unten. Natürlich tut er das.

Er schmeißt sich auf mein Bett. Ich setze mich auf den Stuhl an meinem Schreibtisch und starre ihn an. „Wie genau ist das nochmal passiert?", frage ich entsetzt. Ben hat überall blaue Flecken im Gesicht, sein linkes Auge ist angeschwollen und seine Lippe aufgeplatzt. Er sieht furchtbar aus. „Wieso nochmal? Ich habe es dir gar nicht gesagt." Ich winkle meine Beine an. „Stimmt, du findest es ja nicht wichtig mir zu sagen, wieso du so entstellt vor meiner Tür stehst." Er fährt sich über den Nacken. „Komm erstmal her zu mir." Ich verdrehe die Augen und komme zu ihm, als mein Handy vibriert. Ben sieht mich erwartungsvoll an. Ich nehme mein Handy in die Hand und er zieht mich zu sich. „Ben, ich hab wirklich kein Problem damit, dass du meine Nachrichten siehst, das weißt du.", seufze ich. „Aber?", fragt er. „Aber das war, als du noch mein Freund warst. Wem zeige ich denn jetzt meinen Chat?" „Deinem zukünftigen Mann?", scherzt er. Ich schubse ihn leicht und er lacht. „Na schön, das ist eine gute Überleitung. Ein bisschen bin ich auch deswegen heute hier." Und dann erzählt er mir von dem Gespräch mit Lio, von der Prügelei mit Taylor und davon, dass er nicht aufhören kann, über Lios Angebot nachzudenken. Ich lege mich in seine Arme und er legt seine Hand auf meinen Bauch. „Du hast dich also mit Taylor geprügelt?", frage ich. „Ja, und du kannst mir nicht erzählen, dass du das nicht hast kommen sehen." Das habe ich tatsächlich, die Luft zwischen den beiden war zum Schneiden. „Und... du würdest das wirklich machen, was Lio gesagt hat?" Ich bin so überrascht über Lios Angebot und seine Reaktion. Er hat nie vergessen, was er für Ben wollte, nämlich ein normales Leben. Wenn Ben wirklich dazu bereit ist, auszusteigen, dann hätten wir eine richtige Chance, von vorne anzufangen.

„Ich weiß es nicht. Der Gedanke daran, dass Taylor alles übernimmt, ist pure Folter." Ich bin enttäuscht, dass er nicht so euphorisch ist wie ich innerlich. „Aber auf der anderen Seite bist du. Du und ein normales Leben und..." Er stockt. „Ich liebe dich immer noch wie verrückt. Ich weiß nicht, womit ich dich verdient habe und was du mit mir machst, aber ich war fünf Jahre lang auf Entzug und als ich dich das erste mal wieder gesehen habe, war der Rausch wieder da."

Ben POV

Ich setze alles auf eine Karte, habe ihr alles erzählt, sogar von meinen Gefühlen habe ich gesprochen. Gott, ich bin echt ein liebeskranker Idiot.

„Was willst du denn für dich und für uns?", frage ich sie schließlich. Sie überlegt und spielt dabei mit meiner Hand, die auf ihrem Bauch liegt. „Ich kann nicht von dir verlangen, mit mir zu kommen, aber ich weiß, dass ich nicht hier bleiben kann."

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt