Dinner

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Stimmen und lautes Gelächter dringen zu uns durch, als Ben und ich das große Haus betreten. 

Er nimmt meine Hand fest in seine, lächelt mir zu als er mich in die Gemeinschaftsküche führt. Auch wenn ich einige von ihnen bereits kennengelernt habe, pocht mein Herz so doll, dass ich Angst habe, sie können es hören. 

Fast alle Plätze an dem riesigen Tisch sind besetzt. Lio sitzt am Kopfende, Cleo füllt gerade die Getränke nach. 

Ich erkenne die Männer, die mit im Café waren und mein Magen krampft sich zusammen, als die Erinnerungen wieder hervorkommen. 

Ein Stück weiter entdecke ich David und seine Freundin, die mit verschränkten Armen an dem Tisch sitzt. 

"Hallo ihr zwei", lächelt Cleo, die uns als erstes entdeckt. Alle Augen richten sich auf uns. Lio steht auf und die Brüder umarmen sich. Dann richtet sich sein Blick auf mich. Er mustert mich, kommt mit weit geöffneten Armen auf mich zu. "Maria, schön dich wiederzusehen", sagt er und zieht mich in eine Umarmung. 

Ben wirft mir einen beruhigenden Blick zu und ich erwidere die Umarmung, auch wenn ich es merkwürdig finde. 

"Freut mich auch", murmle ich als wir uns wieder voneinander lösen. Dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht, muss er ja nicht wissen. 

"Ich hoffe, du bist mir nicht mehr böse, wegen unseres letzten Treffens", sagt er als er uns auf unsere Plätze weist. 

Ich schüttle bloß den Kopf, möchte darauf gar nicht weiter eingehen. Ben scheint das zu bemerken und lenkt mich in Richtung David. Er umarmt mich zur Begrüßung, was mir einen bösen Blick von seiner Freundin einbringt. "Das ist Lara", stellt er sie vor und sie schenkt mir ein erzwungenes Lächeln. 

"Ich hab's dir ja gesagt", murmelt Ben als wir uns hinsetzen und ich hoffe, es hat niemand gehört. Leider muss ich ihm recht geben: Lara macht keinen allzu netten Eindruck auf mich.  

Es gibt jede Menge Fingerfood, während sich alle angeregt unterhalten. Im ersten Moment ist diese Chaos am Esstisch ungewohnt für mich, wo ich doch meist alleine oder nur mit Melinda an einem Tisch sitze, doch schon bald werde ich in die Gespräche mit eingebunden.

Bens Hand ruht auf meinem Oberschenkel und mit jedem Blick, den er mir zuwirft, stellt er sicher, dass bei mir alles gut ist. 

Als mein Blick durch die Reihen schweift, bemerke ich wie ruhig David ist. Jedes Mal, wenn er etwas sagt, geht Lara dagegen an und die Situation tut mir irgendwie Leid. 

Als weitere Platten mit Essen serviert werden, versuche ich Cleo und Martina, eine andere der drei Frauen, zu helfen. 

Cleo fällt ein Löffel herunter und als sie angestrengt versucht, sich zu bücken, erkenne ich einen kleinen, runden Bauch der sich unter ihrem lockeren Kleid abzeichnet. 

Sie erkennt meinen überraschten Blick und lächelt, dann streichelt sie sich über den Bauch. 

"Ich habe noch nicht einmal Halbzeit, aber ich freue mich schon sehr auf dieses kleine Wunder"

 Ben wird also Onkel. 

"Herzlichen Glückwunsch, Cleo. Das ist wundervoll." 

"Es ist Zeit für Tequila.", ruft Lio nach eine Weile und steht auf, um eine Flasche zu holen. 

Ich muss schmunzeln und sehe, wie Ben mich beobachtet. Ich schaue ihn fragend an. "Ich freue mich, dass du hier bist", sagt er und streicht mir zärtlich über die Wange.

Mein Herz macht einen Sprung, als er mir liebevoll in die Augen schaut. 

"Ich freue mich auch" 

Lio schenkt jedem ein kleines Glas ein, außer natürlich den beiden Schwangeren.

 Ich wollte eigentlich keinen Tequila trinken, aber ich habe hier keine Chance zu verneinen. Wir heben das Glas und trinken zusammen. 

Das Zeug brennt wie Feuer und ich verziehe angewidert das Gesicht. 

Ben lacht mich aus, als er sieht, wie sehr ich damit zu kämpfen habe. 

"Daran musst du dich gewöhnen", lacht David und erhebt sich von seinem Stuhl. 

"Es tut mir Leid, aber wir müssen los. Lara braucht Ruhe" Sie verabschieden sich mit einem Winken in der Gruppe, doch Lio und Cleo werden mit einer Umarmung verabschiedet. 

Nach zwei weiteren Stunden merke ich, wie müde ich bin. Ich kann mir ein Gähnen nicht verkneifen und Ben legt seinen Arm um mich. "Wie gehen gleich", flüstert er mir ins Ohr. 

"Unsere Familie kann am Anfang sehr ermüdend sein", lacht Cleo. Sie sitzt eng neben Lio, der ihr über den Bauch streichelt und sie verliebt anschaut. Ich kann nicht glauben, dass er der selbe ist, der mich eiskalt bedroht hat. 

Als wir in Bens Wohnung ankommen, lasse ich mich auf das Bett fallen. Ich bin so vollgegessen und kaputt, dass ich sofort einschlafen könnte.

Ben legt sich neben mich. "Und? Wie war der Abend für dich?", fragt er. 

"Es war sehr schön. Deine Familie ist so nett." Ich lächle. 

"Waren das alle deine Familienmitglieder?", frage ich neugierig. 

"Nein, nicht alle. Es sind die engsten Familienmitglieder. Wir haben noch weiter Cousins und Onkel." 

Wow, meine Familie beinhaltet ganze vier Mitglieder. 

„Was ist David für dich?", frage ich dann. Er stützt sich auf seinen Armen ab. "Er ist mein Halbbruder" 

Ich setze mich auf. "Was?" 

"Ja, er ist mein Halbbruder. Unser Vater hat etwas mit einer anderen angefangen und irgendwann stand er mit David vor der Tür. Seine Mutter ist bei einem Autounfall gestorben" 

David und Ben sehen sich überhaupt nicht ähnlich, damit hätte ich niemals gerechnet. 

"Wie furchtbar, das tut mir Leid"

"Ben, was ist mit euren Eltern?", frage vorsichtig, denn er hat sie noch nie erwähnt. 

Er lehnt sich gegen das Kopfende des Bettes und signalisiert mir, zu ihm zu kommen. Ich lege mich in seinen Arm. 

"Sie sind vor drei Jahren gestorben", nuschelt er gegen meinen Kopf.  Ich drücke ihn fest an mich. "Das tut mir Leid. Ich wusste nicht...", doch dann hebt er meinen Kopf an und schaut liebevoll auf mich herunter. "Es ist alles gut, ich bin drüber hinweg. Lio und David sind meine Familie... und du"

Ich lächle ihn an, streiche ihm durchs Haar und nicke. "Und du meine", flüstere ich. Ben schaut auf meine Lippen und dieses Mal ziehe ich ihn zu mir, um ihn zu küssen. 


Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt