Fremder

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Meine letzte Schulstunde fällt aus, weshalb ich mich früher auf den Weg nach Hause mache. 

Gedankenverloren biege ich in meine Straße ab und erkenne erst spät, dass ein schwarzer Van vor unserem Haus steht. 

Dieses Auto habe ich schon einmal wegfahren sehen. 

Neugierig überlege ich, wem es gehören könnte und betrete die Küche durch den Seiteneingang. 

Aus Melindas Büro höre ich gedämpfte Stimmen, denen ich leise folge.

"Das geht einfach nicht. Wir können nicht einfach..." Eine Stimme unterbricht sie. 

"Melinda, ich habe dir schon so oft gesagt, dass mich das nicht interessiert" 

Als ich mich nähere, um sie besser verstehen zu können, knarrt die Bodendiele unter mir und  die unbekannte Stimme schweigt. 

Zwei Köpfe lugen aus dem Türrahmen hervor, ehe ich mich wieder aus dem Staub machen kann. 

"Maria, Schatz. Wieso bist du denn schon zu Hause?", fragt Melinda und lächelt nervös. 

Der zweite Kopf gehört einem Typen, der aussieht wie eine ältere Version von Lio. 

Ich entdecke seine Tattoos sofort und bin verwundert darüber, dass ich ihn noch nie gesehen habe. 

Er besitzt aber auch nicht die Freundlichkeit sich vorzustellen, sondern nickt Melinda zu und geht an mir vorbei zur Tür.

Fragend schaue ich ihm hinterher. Als ich mich wieder umdrehe, ist Melinda aus der Tür verschwunden. Ich gehe ins Arbeitszimmer, in dem sie aufgescheucht irgendwelche Dokumente sortiert. 

"Wer war das denn?", frage ich. 

Sie sieht mich nicht an, aber ich weiß genau, dass sie mich gehört hat. 

"Mh? Ach, nicht so wichtig", winkt sie ab und greift nach einem weiteren Papierstapel.

"Okay. Und was wollte er?", frage ich und neige meinen Kopf. 

Seufzend lehnt sie sich gegen ihren Schreibtisch und schaut weiterhin auf die Papiere in ihrer Hand. 

"Ach, es ging um organisatorische Dinge im Laden. Manchmal ist es nicht so einfach, wenn noch andere Leute ein Mitspracherecht haben. Ich bin mit einigen Dingen, die mir vorgeschlagen nicht einverstanden"

Nachdenklich lasse ich mich auf den freien Stuhl, der ihr gegenüber steht, fallen. "Was sind das für Dinge?" 

"Das Café ist für Menschen gedacht, die einsam, arm oder krank sind. Es gibt Menschen, die wollen diesen Platz ausnutzen, um ihren Vorteil daraus zu ziehen" 

Sie spricht weiterhin in Rätseln und ich beschließe, Ben zu fragen, ob er etwas weiß.

Nach der Schule springe ich unter die warme Dusche, genieße das heiße Wasser auf meinem Körper und lasse meine Gedanke schweifen. Bis vor kurzem gab es nichts, was mich mehr entspannt hat, als das... 

Eingewickelt in ein frisches Handtuch bemerke ich, dass Ben versucht hat, mich anzurufen. 

Als ich ihn direkt zurückrufe, nimmt er sofort ab.  

"Wieso bist du nicht ans Telefon gegangen?", begrüßt er mich.

"Weil ich gerade einen anderen geküsst habe", antworte ich trocken und verdrehe die Augen. 

Betretendes Schweigen.

"Ben, das war ein Spaß. Ich war unter der Dusche" 

Er räuspert sich und ich kann regelrecht spüren, dass sich sein Körper wieder entspannt. 

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt