Fremdgehen?

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Ben wartet bereits am Ende des Flures auf mich, als ich die Schule betrete. Erst da erinnere ich mich, dass ich bei ihm zu Hause war, um seinen Laptop zu holen. 

Ich balle meine Hände zu Fäusten, als ich ihn sehe und stampfe auf ihn zu. Der Weg in die Schule war ein Albtraum. Meine Gedanken sind diesen tiefen Abgrund hinabgestürzt, den Lara sie herunter geschubst hat. 

Während ich versuche meine Atmung zu kontrollieren und einen Fuß vor den anderen zu setzen, lächelt Ben mich an. Ich erwidere es nicht und langsam verblasst sein freundliches Gesicht, als er meine Mimik erkennt. 

Er schaut an mir herunter, um seinen Laptop ausfindig zu machen und zieht eine Augenbraue hoch, als er merkt dass ich ihn nicht dabei habe. 

"Was ist los?", fragt er irritiert. 

"Was los ist? Ich will keinen Freund, der andere Weiber vögelt", schnaube ich. 

Er schaut mich an, als würde ich in einer fremden Sprache mit ihm sprechen. 

"Was redest du da?", fragt er ungläubig und schüttelt den Kopf. 

"Das weißt du genau" Mit einem letzten vernichtenden Blick in seine Richtung stolziere ich an ihm vorbei in den Klassenraum. 

Wenige Sekunden später schließt unserer Lehrer die Tür, sodass das Gespräch mit Ben vorerst beendet ist. 

Ich lasse mich neben Kendra auf den leeren Stuhl fallen, die mich fragend mustert, doch auch sie würdige ich keines Blickes. Ich will nicht drüber reden, ich will es vergessen. 

... was natürlich nicht funktioniert. Die ganze Stunde habe ich daran gedacht, wie ich Ben am besten umbringen könnte. Ich habe mich dazu entschieden, ihn mit seinem eigenen Auto an einer Raststätte zu überfahren, einfach nur für die Symbolik. 

Ohne auf jemanden zu warten stürme ich aus dem Klassenraum, nachdem die Klingel die Stunde beendet hat. Ben hat mir einige Nachrichten auf meinem Handy hinterlassen, die ich nicht geöffnet habe. 

Während ich den Flur entlang laufe, immer auf der Hut vor einem großen Jungen mit leuchtend grünen Augen, kommen mir die Tränen vor lauter Wut. 

Meine Sicht verschwimmt und nachdem ich fast jemanden angerempelt hätte, halten mich plötzlich zwei Hände am Handgelenk fest. 

Ich schaue ihm nicht in die Augen, ich schüttle nur meinen Kopf. Ich will mich losreißen, doch erst lässt er es nicht zu. Als meine Bewegungen hektischer werden und die Leute um uns herum anfangen, uns anzustarren, lässt er jedoch los. 

Es wundert mich nicht, als ich sein Auto nach Schulschluss vor der Tür sehe. 

Ben sitzt mit einem nachdenklichen, besorgten Gesichtsausdruck in der Küche und als er mich entdeckt, springt er sofort auf. 

„Was zum Teufel  ist los? Heute morgen war doch alles in Ordnung?!" 

Ich stelle meine Tasche ab, gehe an ihm vorbei und fülle mir Wasser in ein Glas. Ich trinke langsam und stelle es dann in die Spülmaschine. 

Nervös fährt er sich mit den Fingern durch die Haare, versucht dem Drang zu widerstehen, mich anzuschreien. 

"Was auf der Raststätte passiert, bleibt auf der Raststätte", zitiere ich angewidert das, was Lara mir erzählt hat. 

Ihm fällt die Kinnlade runter, als er versteht, was ich ihm damit sagen möchtest. 

"Ich habe keine andere gevögelt", seufzt er. 

"Ach nein? Du kommst hier an, so lieb wie nie zuvor und als ich bei euch zu Hause ankomme, höre ich wie verzweifelt Lara ist. David kommt mir auch nicht wie jemand vor der seiner schwangeren Freundin fremdgeht - und trotzdem scheint er es getan zu haben" 

"Diese Frau ist verrückt", knurrt er. 

"Niemand hat irgendjemanden gevögelt. Das ist alles einfach nur alter Bullshit, den sich mal jemand ausgedacht hat" 

Er gestikuliert wild herum, während ich in der Küche auf und ab laufe, um meiner Nervosität einen Platz zu geben. 

"Lara weiß, dass David sie nicht liebt und das macht sie krank. Natürlich ist er für sie und das Kind da, aber irgendwann wird er sich in jemanden verlieben und das will sie mit aller Kraft verhindern"

Ich bleibe an dem Esstisch stehen, stütze mich an einem der Stühle ab und schiebe nachdenklich den Kiefer vor, als ich Ben mit einem skeptischen Blick mustere. 

Er kommt nicht näher, doch seine Augen sind kontinuierlich auf mich gerichtet. 

"Dann hast du nichts gemacht?", hake ich noch einmal nach. 

"Nein, habe ich nicht", schüttelt er den Kopf. "Ich habe dich einfach nur vermisst" 

Ich hebe meine Hände vors Gesicht, reibe mir meine Augen, die müde von dem Gefühlschaos sind. 

"Okay", flüstere ich. "Okay", wiederholt er nickend. 

"Es tut mir Leid", sage ich und nun überströmt mich das schlechte Gewissen, ihm so etwas vorgehalten zu haben. 

Ich schaue ihn an und er öffnet seine Arme, in die ich mich fallen lasse. 

"Ich habe mich für dich entschieden, Maria. Du gehörst mir... und ich gehöre dir" 

Er drückt mich an sich, ich lege meinen Kopf auf seine harte Brust. 

"Du gehörst mir", wiederhole ich seine Worte mit einem kleinen Lächeln. "Ganz schön besitzergreifend", scherzt er und wir müssen beide lachen. 

Eine Weile bleiben wir genau so stehen und Ben streicht mir beruhigend über den Kopf. 

Als mein Handy vibriert, hole ich es hervor und schaue nach, wer mir geschrieben hat. 

"Wer ist es?", fragt er. 

"Jason. Kendra hat bald Geburtstag und er möchte eine Überraschungsparty für sie organisieren" Stöhnend legt er dramatisch den Kopf in den Nacken, was mich zum Lachen bringt. 

"Begleitest du mich?", frage ich mit einem engelsgleichen Gesichtsausdruck. 

Amüsiert mustert er mich und ein Schauer läuft mir über den Rücken, als sein Blick auf meine Lippen fällt. Dann wandert er langsam wieder hoch zu meinen Augen. "Als ob ich dich alleine auf eine Party lasse"

Dann packt er mich, schmeißt mich über seine Schulter und läuft die Treppe hinauf. Ich kann nicht aufhören zu schreien und zu lachen, bis er mich auf mein Bett schmeißt. 

Er stürzt sich auf mich und sofort finden seine Lippen die meinen. Sein Kuss ist aggressiv und fordernd. Als ich dabei in seinen Mund stöhne, zuckt er zusammen und seine Griff um meinen Rücken wird noch fester. 

"Du machst mich fertig", raunt er gegen mein Ohr, was mir eine Gänsehaut bereitet. 

Sein Blick gleitet an mir herab. "So wunderschön", haucht er und ich schaue verlegen zur Seite. 

"Wie kann jemand wie du bei einem Kompliment so verlegen sein?", lacht er. 

Ich fahre ihm durch sein Haar, während seine Hand gierig an meinen Po greift und zudrückt. Er leckt sich gierig über die Lippen und ich spüre, dass ich noch viel mehr von ihm will. 


Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt