Familie Ramirez

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Am nächsten Morgen liegt Ben nicht mehr neben mir. Verschlafen schaue ich auf mein Handy und stelle fest, dass es bereits 10 Uhr ist. 

Ich entscheide mich für eine warme Dusche, in der Hoffnung, dass er in der Zwischenzeit wieder kommt, Während das warme Wasser auf mich herunter prasselt, gehe ich den gestrigen Abend durch. Eins ist schon mal sicher: Es gibt keinen Abend, der normal verläuft, wenn Ben und ich am selben Ort sind. 

Notdürftig ziehe ich mir mein grünes Kleid nach der Dusche wieder an und einen von Bens schwarzen Pullovern, sodass das Kleid nur ein kleines Stück unten rausguckt. 

Seufzend stelle ich fest, dass ich weiterhin allein in der Wohnung bin und er meine Anrufe nicht annimmt. 

Ich nehme all meinen Mut zusammen und verlasse die Wohnung. Auf dem Flur ist niemand zu sehen uns als ich der Gemeinschaftsküche näher komme, höre ich ein paar Stimmen. 

Erleichtert atme ich aus, als ich eine davon als Bens Stimme ausmachen kann. Oberkörperfrei und in grauer Jogginghose steht er in der Küche und unterhält sich mit jemandem. 

Als er mich bemerkt, lächelt er und winkt mich zu sich. Er breitet die Arme aus, sodass ich mich fest an ihn kuscheln kann. Dann küsst er mich. 

"Guten Morgen, hast du gut geschlafen?", fragt er und legt seinen Kopf schief. 

Schüchtern nicke ich bloß, froh darüber ihn gefunden zu haben. Ein paar verstohlene Blicke werden von den anderen auf uns geworfen und Ben stellt mich den anderen vor. 

"Und das ist Cleo, sie ist Lios Frau", sagt er und deutet auf eine hübsche Frau, die an der Küchenzeile steht. Sie ist ungefähr 1,75m groß, schlank und hat schwarze, lockige Haare. Ihr dunkler Teint zusammen mit den Sommersprossen sieht einfach wunderschön aus. 

Mit einem breiten Lächeln, dass ihre strahlend weißen Zähne offenbart, kommt sie auf mich zu.

"Hallo Maria, es freut mich sehr, dich endlich kennenzulernen. Hast du hunger?" Sie umarmt mich und durch ihre herzliche Art fühle ich mich nicht mehr ganz so verloren. 

„Ja, sehr sogar", gestehe ich, was sie sichtlich zu freuen scheint. 

Ich sehe zu Ben und er schaut mich glücklich und zufrieden an. Er zieht den Stuhl neben seinem vor, sodass ich neben ihm Platz nehmen kann. 

Am Tisch sitzen bereits vier weitere Personen. Einer liest Zeitung, der andere raucht, während sich die anderen zwei unterhalten. Cleo scheint für alle Frühstück zu machen. 

"Kann ich dir irgendwie helfen?", frage ich sie, weil ich mich schlecht fühle, hier nur so rumzusitzen. 

Sie dreht sich um und lächelt mich an. 

"Gerne, Schätzchen. Komm her, ich zeige dir meine Spezial-Pancakes." 

Ben lacht. "Ich hoffe, du hast nicht damit gerechnet, dass sie nein sagt." 

Cleo wirft ihm einen strafenden Blick zu. Also helfe ich ihr bei den Pancakes, die einfach fantastisch riechen und als wir gefühlt 50 Stück gemacht haben, serviert sie sie mit Obst und mache von ihnen mit Käse.

"Also Ben, erzähl doch mal, was gestern los war", sagt der eine, der mir unter dem Namen "Zippo" vorgestellt wurde. Er ist schon etwas älter und hat bisher noch keine Sekunde ohne Zigarette verbracht, nicht einmal beim Essen. 

"Habe ich doch eben schon erzählt", knurrt Ben und schaut dabei zu mir. 

"Du kannst ruhig vor mir darüber reden, ich meine, ich war live dabei", sage ich und bereue es direkt wieder, als ich seinen wütenden Blick auf mir spüre. 

"Diese miesen Bastarde, die lernen ihre Lektion einfach nie", schimpft Zippo. 

"Könnt ihr das vielleicht ein anderes Mal klären?", mischt Cleo sich in einem strengen Ton ein, der alle zum Schweigen bringt. Zippo hebt entschuldigend die Hände und trinkt einen großen Schluck Kaffee. 

"Wo ist Lio eigentlich?", fragt Ben, was Cleo zum Seufzen bringt. 

"Er ist heute Nacht nicht nach Hause gekommen. War wohl noch viel zu tun..." 

"Wo ist David?", ertönt plötzlich eine Frauenstimme. Eine eindeutig hochschwangere Frau betritt die Küche mit einem wenig begeisterten Gesichtsausdruck. 

Ben tut so, als wenn er sie nicht gehört hat. 

"Ben, wo ist David?", fragt sie erneut und er dreht sich mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck zu ihr um. Er zuckt lediglich mit den Schultern, wendet sich dann wieder von ihr ab und kaut weiter. 

Genervt stampft sie davon und ein riesiges Fragezeichen bildet sich auf meiner Stirn. 

Ich helfe Cleo noch beim Abräumen, während der Gemeinschaftsraum sich langsam leert. 

"Vielen Dank für deine Hilfe, meine Liebe. Von den Kerlen kannst du hier keine Hilfe erwarten. Lio und Ben helfen manchmal, aber ansonsten kannst du sie alle vergessen", schimpft sie mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. 

Zurück in Bens Wohnung zieht er sich eine schwarze Jeans und einen grauen Pullover an. Dann zieht er mich erneut in seinen Arm und küsst mich. "Danke, dass du Cleo geholfen hast, sie freut sich darüber"

"Ich muss dich jetzt nach Hause fahren, ich habe noch etwas zu erledigen", sagt er und ich frage gar nicht erst, was das wohl sein könnte. 

Im Auto frage ich ihn dann, wer die hochschwanger Frau war. "Sie ist Davids... Sie gehört zu David." 

Ich schaue ihn fragend an und er seufzt. "Sie ist eines dieser Weiber, die einem ein Kind anhängen. David hatte etwas lockeres mit ihr und irgendwann stand sie heulend vor der Tür und erzählte, sie wäre schwanger. David hätte sie niemals im Stich gelassen und das wusste sie. Seither wohnt sie bei uns und ich kann sie nicht ausstehen. Sie kontrolliert ihn und kommandiert ihn herum" 

"Aber vielleicht war es wirklich ein Unfall?" 

"Tzz, niemals. Ich würde meine verdammte Wohnung verwetten, dass das kein Unfall war. Am besten sollte Mann sich 10 Gummis überstreifen, bevor man so eine vögelt." 

Ich sehe ihn entsetzt an. Dass Ben so über diese Frau spricht, finde ich schrecklich. 

"Tut mir Leid. Denk bloß nicht, dass ich so über dich denke, denn das tue ich nicht, wirklich nicht. Sie ist kein guter Mensch, das wirst du schon noch sehen. Pass auf, was du zu ihr sagst und vertraue ihr nicht." 

Als wir vor dem Café stehen, steigt Ben mit mir aus und küsst mich. Ich will gerade seinen Pullover ausziehen, als er ihn mir wieder runterzieht. "Nimm ihn mit, er steht dir gut" 

"Okay", lächle ich. 

Er streicht mir nochmal über meinen Arm und ich gehe durch den Seiteneingang ins Haus, in mein Zimmer und schmeiße mich aufs Bett. 

Sofort fällt mir Kendra wieder ein und ich schreibe ihr, ob wir uns treffen können. 

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt