Collided

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Ben POV

Sie liegt in meinen Armen und hält meine Hand fest. Ihr Atem geht ruhig. Wir haben so lange über das Für und Wider gesprochen, diskutiert und geschwiegen, dass sie irgendwann eingeschlafen ist. Sie hat ihren Standpunkt klar gemacht: ihr Praktikum ist bald vorbei und sie wird zurückgehen, egal ob mit mir oder ohne mich. Und ich weiß, dass ich sie will, aber was soll ich denn dort? Ich soll meine Freunde aufgeben, meine Familie zurücklassen und versuchen auf ehrlichem Weg Geld zu verdienen. Scheiße, wie geht das überhaupt? Ich müsste meinen Abschluss nachmachen und mir etwas suchen, dass mich nicht vor Langeweile umbringt. Das einzig gute ist, dass ich ihr während meiner nachträglichen Schulzeit nicht auf der Tasche liegen würde. Ich habe genug Geld für die nächsten Jahre auf dem Konto und ich könnte es nicht ertragen, wenn sie uns durchfüttern müsste.

Dann wären da noch ihre Freunde, die alle Studenten sind und ihr Leben scheinbar im Griff haben. Ich passe da absolut nicht rein. Und dann wäre da noch Taylor...

Plötzlich vibriert mein Handy. Es liegt leider irgendwo genau zwischen uns, sodass Maria aufwacht. Verschlafen sieht sie sich um und ich schnappe mir das Handy. Ich ziehe sie wieder zurück in meinen Arm und sie schaut zu mir hoch. „Hallo?", sage ich leise, obwohl sie doch eh schon wach ist.

Maria POV

„Was? Wieso hat mir keiner Bescheid gesagt?", brüllt Ben in sein Telefon. Er sieht wütend aus und als er auflegt, schmeißt er das Handy durch den Raum. Ich zucke zusammen, weil ich damit nicht gerechnet habe. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken.", sagt er und zwingt sich dabei ruhig zu sprechen. „Hör zu, ich muss weg. Es kann sein, dass ich ein paar Tage nicht in der Stadt bin. Ich werde mich bei dir melden, sobald ich kann, okay?" Er sieht mich aufrichtig an und legt dabei seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich nicke nur. Er zieht sich seinen Pullover über, wuschelt sich einmal durch sein Haar und steht schon im Türeingang, als er sich nochmal umdreht. „Geh abends nicht mehr alleine vor die Tür, am besten geh gar nicht vor die Tür, sobald es dunkel ist." Ich hebe eine Augenbraue und lege den Kopf schief. „Ben, es ist Winter. Ich habe um 17 Uhr Feierabend und selbst da ist es schon dunkel." Er nickt und schaut an die Decke. „Dann wird Paul dich ab jetzt von der Arbeit abholen." Ich verschränke die Arme. Da ist er wieder, dieser dominante Tonfall und die Ader, die heftig an seiner Schläfe pulsiert. „Bitte.", fügt er wiederwillig an. „Okay, okay. Ich gehe nicht raus und Paul holt mich nach der Arbeit ab.", wiederhole ich. Als er sich umdreht, füge ich hinzu: „Das ist das letzte Mal, Ben." Er bleibt kurz stehen, ohne sich umzudrehen und geht dann weiter. Er braucht nicht nachfragen, er weiß genau, was ich damit meine. Es ist das letzte mal, dass ich das schwache Mädchen bin, die mit dem Gang Anführer verbunden ist und beschützt werden muss.

Früher dachte ich, es muss so sein, unserer Liebe willen, aber dann lernte ich mein jetziges Leben kennen. Ein Leben, in dem ich frei auf die Straße gehen kann, in dem ich sowohl mit Männern, als auch mit Frauen befreundet bin, ohne dass jemand wütend darauf reagiert. Ein Leben ohne Angst. Es dauerte nur drei Stunden, bis Ben von Schulabschlüssen und Abendschule zu Schießereien und Haftstrafen wechselte.

Ben POV

„Wir haben fünf Stunden Fahrt vor uns.", sagt Taylor. Wir sehen beide aus wie ausgekotzt, aber die Jungs wussten schon ohne zu fragen, was passiert war. „Ich mache drei daraus.", sage ich und drücke auf das Gaspedal. „Alter, ich trinke gerade heißen Kaffee.", brummt Steffen von der Rückbank.

„Ihr seid euch wirklich sicher, dass er die Wahrheit gesagt hat?", fragt Hunter. „Niemals, aber irgendetwas wird dort sein und wir werden herausfinden, was das ist. Wer passt solange auf Mirko auf?", frage ich. „Zippo und einer der neuen." Gut, Zippo macht keine halben Sachen.

Als wir vor dem Haus, das Mirko uns genannt hat, stehenbleiben, wird das Feuer sofort von drinnen eröffnet.

„Ist alles in Ordnung bei euch?", frage ich meine Leute. Sie alle nicken. Keiner hat einen Schuss abbekommen, was einem Wunder gleicht. Der Schütze im Haus muss verdammt schlecht sein. Wir nähern uns langsam, unsere Waffen in den Händen. Wir meiden die Fenster und ich gebe Hunter ein Zeichen, dass er hintenrum gehen soll. Wir müssen uns beeilen, nach den vielen Schüssen wird die Polizei bald hier sein. Ich trete die Haustür auf und Taylor und Steffen gehen rein. Sie sichern den ersten Raum, in dem niemand ist. Auch im zweiten ist niemand. Ich entdecke eine Tür zu einer Abstellkammer und signalisiere den beiden, zu mir zu kommen. Sie richten ihre Waffen auf die Tür und ich zähle mit meinen Fingern von drei runter. Dann reiße ich die Tür auf.

Ich traue meinen Augen nicht. Vor mir sitzen eine Frau, die eine Waffe in der Hand hält und ein kleiner Junge. Ich befehle den anderen, die Waffen zu senken. Dann nehme ich der Frau die Waffe weg, die sie sowieso in der Hand hält, als wäre sie eine giftige Schlange und fordere sie auf, mit dem Jungen rauszukommen.

Uns blieb keine andere Wahl, als sie mitzunehmen. Die Frau sitzt zwischen Steffen und Hunter und auf dem Schoß ihr Sohn. Sie zittert und ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich ihren Sohn anstarre. Er müsste in dem Alter sein, in dem auch mein Sohn jetzt wäre. „Gebt ihr und dem kleinen etwas zu essen und zu trinken.", sage ich so kalt wie möglich. Der kleine greift sofort nach der Wasserflasche, die Steffen hervorholt.

Es war mitten in der Nacht, als wir wieder in Oakland waren. Der Junge schlief in ihrem Arm und ich sperrte sie in einen Raum mit Bett und einem kleinen Bad. „Was machen wir mit ihnen?", fragte Taylor mich. „Wir bringen Sie morgen zu Mirko und sehen, was passiert." Ich habe keine Ahnung, wer diese beiden sind, aber sie hängen mit drin.

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt