Vergangenheit

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Mein Handy schalte ich erst wieder ein, nachdem ich ein langes Bad genommen habe und mich wieder beruhigen konnte. 

Auf mich warten zehn verpasste Anrufe von Ben und mehrere Nachrichten, die mir ein mulmiges Gefühl geben. Ohne weiter darüber nachzudenken, lege ich mein Handy in die Schublade meines Nachtschrankes. Ich möchte davon heute nichts mehr mitbekommen... 

Ich schlafe zehn Stunden, bis ich von selbst aufwache. Mein Kopf dröhnt, als hätte ich einen Kater, vermutlich vom vielen weinen. Die Nacht war furchtbar und sobald ich eingeschlafen war, überkamen mich schlimme Albträume. 

Eine Weile dauert es, bis ich mich aus dem Bett kämpfe. Ich betrachte Bens Pullover, der auf einem Stapel Klamotten liegt. Wieder steigen mir Tränen in die Augen, die ich versuche weg zu blinzeln. 

Als ich Schritte auf der Treppe höre, wirble ich erschrocken zur Tür herum. Diese Schritte sind definitiv lauter als Melindas und ich ahne, wer sich gerade auf dem Weg zu meiner Tür befindet. 

Ohne anzuklopfen reißt Ben meine Tür auf und schaut mich vorwurfsvoll an. Sein Kiefer bebt, als er mich mit einem kühlen, wütenden Ausdruck fixiert. 

"Es tut mir Leid", flüstere ich und meine Stimme zittert. 

"Es tut dir Leid? Wie oft sollen wir noch darüber reden?", knurrt er und kommt einen Schritt auf mich zu. "Das war keine Bitte von mir, Maria. Wenn du das Haus verlässt, sagst du mir Bescheid" 

Diese kalte Art und sein wilder Blick lassen mir das Blut in den Adern gefrieren. 

"Ich habe es dir so oft gesagt. Machst du das mit Absicht?", schimpft er weiter. 

Als meine Beine anfangen zu zittern, setze ich mich auf den Bettrand und lasse seine Schimpftiraden über mich ergehen. Er läuft vor mir auf und ab, rauft sich die Haare und ist so wütend auf mich, wie noch nie zuvor. 

"Ich habe mir so verdammte Sorgen um dich gemacht und du gehst nicht an dein verficktes Telefon"

Ich sage nichts. 

Er läuft auf mich zu, greift an mein Kinn und drückt meinen Kopf nach oben, sodass ich ihn ansehen muss. 

"Das ist das letzte Mal, dass ich dir das sage. Hast du das verstanden?" 

Ich versuche den Blick abzuwenden, doch er lässt es nicht zu. 

"Maria..."

Ich nicke. 

"Ich will es von dir hören" 

"Ich habe es verstanden", antworte ich traurig. 

Dann mustert er mich mit einem fragenden Blick und seine Mimik wird weicher. 

Er nimmt seine Hand von meinem Kinn, entfernt sich ein Stück von mir und atmet tief durch. 

"Ich lasse dich jetzt ausreden", sagt er und legt den Kopf in den Nacken. 

Ich brauche einen Moment, um mich zu sammeln, dann erkläre ich ihm, dass ich bei Kendra war, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte und nachsehen wollte, wie es ihr geht. Ich wiederhole, was Jason mir erzählt hat. Während ich darüber spreche, ist es mir unmöglich, Blickkontakt zu Ben aufzubauen. So groß ist meine Angst vor dem, was ich in seinen Augen sehen könnte... 

"Stimmt das, Ben?", frage ich ihn nach ein paar Minuten, in denen keiner etwas gesagt hat. 

Er setzt sich auf den Boden, lehnt sich mit dem Rücken gegen meine Tür. "Nicht ganz, aber ja. Ich habe ihn zusammengeschlagen, weil er mich verpfiffen hat"

 Meine Brust zieht sich zusammen, heiße Tränen laufen mir über die Wangen und ich wische sie mechanisch weg.  

"Ich wollte das nicht machen, weil mir die ganze Sache komisch vorkam. Es war zu einfach, als ob uns jemand diesen Transporter auf dem Präsentierteller serviert. Tyler wollte sich einfach nur einschleimen, weil er schon ewig versucht hat, bei uns Anschluss zu finden. Ich habe ihm gezeigt, was es heißt, einen Freund zu verraten" 

Der verbitterte Klang seiner Stimme hallt in meinen Ohren nach. Niemals hätte ich gedacht, dass Ben Tyler als Freund bezeichnen könnte. Und niemals hätte ich gedacht, dass mein eigener Freund zu so etwas fähig sein könnte... 

"Ich hatte recht, es war eine Falle. Lio hat sich bei mir entschuldigt und alles war gut. Tyler ist geflogen"

"Deswegen warst du von Anfang an so aggressiv, wenn es um ihn ging", stelle ich seufzend fest.

 "Und er steht auf dich, das ist offensichtlich", knurrt er. 

Ich verdrehe die Augen, zu kraftlos um darauf weiter einzugehen. 

Ben schaut traurig an die Decke, während ich traurig den Boden anstarre. Es vergehen Minuten, in denen wir für uns, in unseren eigenen Gedanken sind. 

"Ich weiß nicht, wie ich damit klarkommen soll, dass du sowas getan hast", flüstere ich. 

Ein verbittertes Schnauben entfährt ihm. 

"Ich verstecke nicht vor dir, was ich bin, Maria", antwortet er kühl. "Ich kann dir nur sagen, dass das eine schwierigere Zeit war und ich war wesentlich impulsiver, als ich es heute bin"

Wieder rollt mir eine Träne übers Gesicht.

"Ich würde dir niemals etwas tun, falls du das denkst", sagt er sanft und zum ersten Mal nach einer Ewigkeit begegnen sich unsere Blicke. "Das schwöre ich"

Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen, als er auf mich zukommt und den Arm um mich legt. 

"Wenn du nicht mehr willst, dass wir..." ich lasse ihn den Satz nicht beenden. Energisch schüttle ich den Kopf. "Nein, sag das nicht", flehe ich und lehne mich gegen seine Brust. 

"Es gibt viel, an dem wir arbeiten müssen, aber ich will das mit uns", gestehe ich. 

Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und dann liebevoll über meinen Kopf. 

"Warum?", fragt er dann. "Jetzt weißt du, wozu ich fähig bin"

Ich ziehe meine Lippen ein, presse sie dicht aufeinander während ich nachdenklich nach vorne blicke. 

"Weil ich nicht ohne dich kann, Ben", gestehe ich. Seine Armen legen sich um mich und ich lasse mich gegen seinen Oberkörper fallen. 

"Ich kann auch nicht ohne dich, Maria", flüstert er. 

Wir küssen uns, seine Hand nimmt die meine und eine Weile sitzen wir da und schauen uns und die Augen. 

"Ich verspreche dir, dass ich mich ab sofort immer bei dir melde", sage ich und er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen nickt er. 

"Cleo lässt ausrichten, dass du morgen Abend bei uns zum Essen eingeladen bist. Du würdest den Rest der Bande kennenlernen, sofern du das möchtest"

"Ich möchte", antworte ich und kuschle mich näher an ihn heran. 

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt