Kapitel 1: Rettung in letzter Sekunde

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„Du hast die Augen deiner Mutter, Harry", sagte Snape und schwand mit diesen Worten langsam aus dem Leben, krampfte innerlich zusammen.
Hermine reagierte blitzschnell, heilte seine Wunde am Hals und zauberte sich eine Phiole herbei, flößte ihm die klare Flüssigkeit ein.
„Was machst du Hermine?", fragte Ron fassungslos.
„Ich rette unseren Professor!", schrie sie schon fast zurück.
Snapes Blick klärte sich langsam wieder auf, der brennende Schmerz des tödlichen Gifts wurde von einer weichen Decke umschlossen und gelöscht, als würden sich dicke Wolken auf ein Feuer legen, was in ihm schwelte.
„Ist das das Gegengift gewesen?", fragte Harry, sein Blick wechselte zwischen ihr, Snape und Ron hin und her.
Er war immer noch perplex von den Worten, die sein verhasster Professor eben an ihn gerichtet hatte, er hatte wirklich eine Art von Liebe in seinen Augen gesehen.
„Harry du musst los! Geh! Ich bleibe hier", sie kämpfte mit den Tränen und schob die beiden Jungs aus der Tür.
„Pass auf dich auf Mine", sagte Harry leise, dann rannte er mit Ron den Weg nach Hogwarts hoch.

Als die beiden das Bootshaus verlassen hatten wandte sich Hermine wieder Snape zu, sie legte den Kopf schief und sah leidend auf ihren Professor, nur langsam kam er wieder zu sich. Sie nahm seine Hand und streichelte über die kalte Haut, er war dem Tod nur knapp entwichen und das merkte man ganz deutlich an seinem Körper, sie seufzte, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und berührte leicht seine Wange.
Seine Augenlider öffneten sich flatternd, ein dunkles erschöpftes Knurren entrang sich seiner Kehle. Er atmete tief ein und aus, drückte leicht die Hand in seiner.
„Sir?", fragte Hermine leise und beugte sich zu ihm.
Ein weiteres Knurren signalisierte ihr, dass er sie hörte.
„Wir müssen weg von hier...", sie löste ihre Hand von ihm, stand langsam zitternd auf, nahm seinen Zauberstab mit und ließ ihn hinter sich schweben, sie funktionierte einfach nur. Vorsichtshalber machte sie sie beide unsichtbar und verließ mit ihm im Schlepptau das Bootshaus.
„Ich bringe Sie in Hagrids Hütte", sagte sie leise zu ihm gewandt, sie vergewisserte sich auf dem Weg, dass er noch bei Bewusstsein war.
Kurz bevor sie an die kleine Hütte kamen sah Hermine einen Todesser, er stand nah vor ihrem Ziel, den Rücken zu ihr gedreht. Sie legte eine Hand an die Robe über Snapes Brust und hielt ihn fest, zauberte dann einen heftigen Stupor und der Todesser flog krachend gegen die Steinmauer der Hütte. Etwas knackte entsetzlich, Hermine vermutete, dass es sein Genick war, oder zumindest einige Knochen in diesem Bereich, aber das war ihr in dem Moment komplett egal.

„Man greift niemanden von hinten an.... Das sollten Sie wissen.", kam es dunkel und leise von hinten. Hermine sah über ihre Schulter zu Snape, ein leichtes Schmunzeln hatte sich auf seine Züge geschlichen.
„Man versucht nicht einen meiner Professoren zu töten... Das sollten Sie wissen.", meinte sie kämpferisch, dann lief sie schnell weiter, öffnete die Tür zu Hagrids Hütte, zog den schwebenden Snape in die Hütte und verschloss sie magisch, legte einige Schutzzauber darüber. Dann ließ sie ihn vorsichtig auf ein herbei gezaubertes Kissen sinken, nahe an der Feuerstelle.
Sie hockte sich neben ihn und öffnete die Robe, er legte eine Hand an ihre Finger und sah sie an.

„Lassen Sie mich nach den Verletzungen sehen", bat sie ihn leise, er ließ ihre Hand los und Hermine öffnete weiter den dunklen schweren Stoff, der sich um seinen Körper schmiegte.
Der Schnitt an seinem Hals war durch ihre schnelle Reaktion geheilt, eine Narbe verlief waagerecht über ihn. Hier und da sah man kleine Narbenpunkte, die Bissstellen von Nagini.
Hermine schob seine Robe von seinem Oberkörper, viele kleine Narbenpunkte verteilten sich auf ihm, Nagini hatte ihn mehrfach angegriffen und ihre spitzen Zähne mit dem todbringenden Gift in sein Fleisch versenkt. Sie seufzte auf, strich vorsichtig über die Verletzungen, sie waren rot umrandet, die Haut an der Stelle war ziemlich heiß, als wäre sie entzündet.
Snape musterte sie, beobachtete ihre Handgriffe und den Ausdruck auf ihrem Gesicht, sie wirkte besorgt und traurig, fürsorglich, fast schon leidend, als hätte sie Schmerzen. Er legte wieder vorsichtig seine Hände auf ihre und strich über ihre Knöchel, Hermine sah auf, schluckte, als sie seinen Blick sah.
„Danke", seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, es schoss durch Hermines Körper und verwandelte jeden Zentimeter ihres Körpers in eine Gänsehaut. Sie seufzte erneut, dann lehnte sie sich nach unten um umarmte ihn leicht, sie war froh, dass er es geschafft hatte.

Das Jahr nachdem Snape Dumbledore getötet hatte war für Hermine, Harry und Ron schwer gewesen, sie waren die ganze Zeit auf der Suche nach den Horkruxen, schlitterten von einer Gefahr in die andere, sie musste oft an Snape denken in der Zeit. Sie wusste wie nah sich Snape und Dumbledore standen, er hätte seinen Freund und Mentor nie einfach so getötet, die anderen beiden, vom Hass geblendet, hatten kein Interesse über Snape nachzudenken oder zu reden. Für sie war er der Mörder von Albus Dumbledore, für Hermine war er ein zugebener Maßen dunkles Geheimnis, was gelöst werden wollte.

Die Erinnerungen, die er vor kurzer Zeit an Harry gegeben hatte, von denen sie zu dieser Zeit noch nicht wusste, was sie zeigen würden, die Worte, die er an ihn gerichtet hatte, verdeutlichten ihr aber, dass sie Recht hatte und Severus Snape nicht annähernd so böse und durchtrieben war, wie er jeden glauben lassen wollte.
Er war ein Doppelspion, aber für die gute Seite, trotz oder gerade wegen des Mordes an seinem einzigen wirklichen Freund. Aber das würde sich vielleicht bald aufklären.
Während sie an all das dachte, spürte sie eine Hand an ihrem Nacken, er erwiderte die Umarmung soweit seine Kraft es ihm erlaubte und merkwürdigerweise löste diese kleine Berührung in Hermine eine weitere Gänsehautwelle aus. Sie atmete ein, nahm den nur zu bekannten Kräuterduft wahr und lächelte selig.

Als sie sich löste sah er sie an, lächelte leicht, Hermine errötete und räusperte sich.
„Woher haben Sie das Gegengift?", fragte Snape und schmunzelte leicht über die aufsteigende Hitze, die sich in ihrem Gesicht manifestierte.
„Bellatrix hat einige interessante Sachen in ihrem Verlies...", meinte Hermine und lachte leicht.
„Falls Bellatrix das hier überleben sollte und sie herausfindet, dass ich durch Ihre Hilfe noch lebe, wird sie sich an Ihnen rächen wollen...", sagte er nachdenklich.
Hermine schnaubte auf, zog ihren Ärmel des linken Arms hoch und zeigte ihm das Überbleibsel von Bellatrix' Folter.
„Ich habe schon mit ihr Bekanntschaft gemacht.", sagte sie matt.
Snape sah traurig über ihren Arm, er strich mit dem Daumen über die sanfte Haut, die immer noch das Wort „Schlammblut" trug.

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