Kapitel 39: Der Fund

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Remus und Severus suchten die komplette Umgebung mehrfach ab, aber von Hermine fehlte jede Spur.
Sie war wie vom Erdboden verschluckt, die beiden suchten sogar in Malfoy Manner nach ihr, Severus wusste, was dieser Gehstock zu bedeuten hatte, aber sie fanden nichts, nicht mal einen Geruch.
Das Haus, das einstige schöne Herrenhaus gammelte heruntergekommen vor sich hin, die Büsche, die das Haus umzäunten wucherten wild und ungezügelt, das Unkraut schoss in den Himmel. Die Fenster waren schon lange eingeworfen, aus Wut über Lucius Verrat an der Zaubererwelt, wurden auch von keinem repariert.
Als Severus Remus den Brief gezeigt hatte stand fest, dass Hermine von vermutlich Lucius in eine Falle gelockt wurde.

„Severus, ich hab den Brief nicht geschrieben... das ist nicht mal meine Handschrift", protestierte Remus.
Severus wurde zusehend nervöser, er hatte wirklich Angst denn Hermine war immer noch nicht aufgetaucht.
Drei Tage und es gab kein Lebenszeichen von, keine Spur von Lucius, nichts. Sie hatten schon McGonagall und Kingsley darüber informiert, direkt am ersten Tag von Hermines Verschwinden, alle Beteiligten suchten Rund um die Uhr nach ihr.
Harry und Ginny, Ron, Molly und Arthur, George, Kingsley und die Auroren des Ministeriums, aber niemand fand auch nur den Hauch einer Spur.
Er wollte nicht das Schlimmste denken, er konnte es nicht, das durfte einfach nicht sein. Er tigerte in seinem Raum hin und her, ein lautes Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken, er rannte zur Tür und öffnete sie, Remus stand vor ihm.

„Ich kann sie einfach nicht finden, keine Spur, kein Geruch, nichts...", meinte der Werwolf besorgt.
„Lass uns nochmal durch den Wald laufen...", schlug Severus angespannt vor.
„Was soll sie denn im Wald?"
„BEI SALAZAR REMUS ICH WEIß ES NICHT, ABER WIR MÜSSEN IRGENDETWAS MACHEN!", schrie Severus plötzlich so laut, dass es im ganzen Kerker wiederhallte.
Remus schluckte und nickte, die beiden Männer rannten nach oben, liefen die altbekannten Wege ab, tauchten immer weiter in den Wald.
Langsam ging die Sonne unter, tauchte alles in einen merkwürdigen Schein des Zwielichts, die Dämmerung zog die Schatten der Bäume noch weiter, eine unangenehme Stimmung verbreitete sich in dem sonst so ruhigen Wald.

Remus stoppte, er sah auf einen bestimmten Punkt, seine Nasenflügel blähten sich auf er fing an zu zittern.
„Remus, was ist?", fragte Severus beunruhigt. Er konnte nichts sagen, schüttelte den Kopf, seine Augen fingen an zu tränen.
Mit zitternden Knien lief er langsam weiter, Severus folgte ihm, er konnte bisher noch nichts ausmachen, seine Augen waren zwar gut, aber nichts im Vergleich zu den Augen eines Werwolfs.
Er musste einige Meter weiter laufen, bis er etwas erkennen konnte.
Ein Körper, leblos, nicht weiß, wie man es erwarten würde, er schimmerte eher lila-rot. Remus konnte immer noch nichts sagen, er weinte immer stärker, was Severus nicht verstand, bis er schließlich nah genug an dem Körper war, um zu erkennen, wer da tot vor ihnen lag.
Er schluckte, das konnte nicht sein, das war nicht möglich. Sein Blick glitt zu Remus, der nicht mehr auf seinen Füßen stand, sondern auf seine Knie gesunken war und herzzerreißend weinte.
Severus atmete durch, schlich vorsichtig weiter zu dem Körper. Als er unmittelbar davor stand, sank er ebenfalls auf die Knie, sah in das verunstaltete Gesicht von Hermine.

Ihre Augen standen offen, ein Glanz des Grauens lag in ihnen, der Blick gebrochen und die Augen blutunterlaufen. Die sonst so makellose Haut war durch Schnitte und Hämatome entstellt, die Lippen aufgeplatzt, der Kiefer hing nutzlos herab, aus ihrem Mund hing die silberne Kette, die Severus ihr geschenkt hatte.
Seine Augen füllten sich mit Tränen, stumm, heiß und unaufhaltsam rannen sie an seinen Wangen entlang. Sein Blick glitt weiter, um ihren Nacken zogen sich dunkelblaue Striemen, als wäre sie mit einem dicken Seil gewürgt worden, die gebrochenen Schlüsselbeine ragten aus der zarten Haut. Überall auf ihr verteilten sich Hämatome, Striemen oder Verbrennungen, die Finger waren gebrochen, die Nägel ausgerissen oder stark abgebrochen, an einem Finger fehlte sogar ein Stück, als hätte sie sich gegen ihren Peiniger wehren wollen.
Er konnte nicht weiter nach unten sehen, er wollte nicht wissen, was sie noch alles hatte durchstehen müssen. Er strich an ihrer Wange entlang, schob seine Arme unter sie und drückte sie an sich, vergrub sein Gesicht in ihren schmutzigen, von Blut bedeckten Locken.
Er schrie markerschütternd auf, dann weinte er, tränkte ihre Haare mit seinen Tränen.
„Severus", kam es verzerrt von Remus, der versuchte sich zu beherrschen und klar zu denken, „wir müssen die Auroren verständigen", die Tränen brachen immer wieder durch, er konnte Hermine nicht ansehen, sie sah so unvorstellbar schlimm aus, er konnte ihren Anblick nicht ertragen. Severus reagierte nicht, zu stark war seine Trauer, er wollte niemanden verständigen, alles was er wollte war im dunkler werdenden Wald zu sitzen und seine Trauer auszuleben.
„Severus!", Remus rüttelte an seiner Schulter, er zitterte immer weiter.
„VERSCHWINDE!", schrie Severus ihm entgegen und schleuderte ihn von sich, Remus rappelte sich zitternd auf, seine Finger knackten, ebenso wie sein Nacken, er schrie schmerzerfüllt auf.

Severus sah zum Himmel, der Vollmond schob sich ins Bild, das konnte Severus jetzt noch weniger gebrauchen, aber wenn sein zum Werwolf-gewordener Kollegen-Freund ihn jetzt umbringen würde, hätte er weiß Merlin nichts dagegen gehabt.
Remus verwandelte sich schnell und knurrte, als er sich Severus langsam näherte, er bleckte die Zähne, der Speichel rann aus seinem Maul, die Augen sattgrün und stechend leuchtend.
Er kam immer weiter auf Severus zu, Severus sah ihn an, zückte seinen Zauberstab und hielt ihn ihm entgegen, Remus knurrte, wollte sich gerade auf ihn stürzen, Severus hatte schon einen Stupor auf den Lippen, als der Werwolf Hermine hinter Severus wahrnahm.
Das Knurren stoppte, er ging ein Stück seitlich um besser auf den toten Körper sehen zu können, irgendetwas veränderte sich an Remus.
Sein Blick wirkte weniger aggressiv, als traurig. Er schnupperte leicht, sah zu Severus und heulte dann in einem Ton auf, den Severus noch nie von Remus gehört hatte, immer und immer wieder heulte der Werwolf auf, schickte seine Trauer durch die Bäume, die sein Geheul noch hallen ließen.

Nach kurzer Zeit sah Severus einige Lichter, er konnte McGonagall hören, ebenso wie Hagrid und Flitwick, offenbar wurden sie von dem Wolfsgeheul aufmerksam und geweckt, suchten gemeinsam nach der Quelle. Als die drei nah genug waren, stoppte Remus, er sah zu den Angekommenen, dann ein letztes Mal zu Severus und rannte in den Wald.
Minerva rannte zu Severus, Hagrid sicherte die Umgebung und Flitwick informierte weitere Professoren in Hogwarts.
„Severus, was ist passiert?", fragte Minerva besorgt, sie konnte das Ausmaß der Situation noch nicht vollständig erkennen, lief weiter mit einem erhellten Zauberstab zu ihrem Professor und musterte ihn.
Er saß kraftlos vor Hermine, hatte ihre Hand in seiner und drückte sie.
Minerva keuchte auf, als sie die gefolterte Hermine sah, kniete sich zu Severus und begutachtete, ob er unverletzt wäre.

Offenbarung || Echos Where stories live. Discover now