Kapitel 14: Eva, die Schlange und der Garten Eden

1.9K 113 11
                                    


„Ich wusste ja nicht, dass alte Häuser so eine Wirkung auf dich haben", meinte er atemlos lachend, als sie sich von ihm herunterrollte und neben ihn ins Bett fiel.
„Nur dein Haus", verbesserte sie ihn ebenso atemlos und schloss die Augen.
„Warte ab, bis du den Garten siehst....", stachelte Severus Hermine an, diese sah ihn begeistert an.
„Er ist wild und verwuchert...", raunte er dunkel und schmunzelte Hermine an, „überall Blumen und Sträucher und Kräuter... giftige Beeren, fleischfressende Pflanzen..."
„Klingt toll!", meinte sie erfreut.
Er schüttelte lachend den Kopf und setzte sich auf, schlug die Decke zur Seite, nahm seine Boxershorts und zog sie sich über. Hermine zog eine Schnute.

„Ich gehe doch nicht nackt in den Garten... und du auch nicht! Rechts und links leben ungefähr 90-jährige Muggel...", sagte er mahnend, schwang seinen Zauberstab und zauberte Hermine damit ein luftiges Kleid an, welches ihren Körper trotzdem schön umschmiegte und die Fantasie anregte, er seufzte.
„Egal was du trägst... du siehst immer verboten aus."
„Verboten?", sie sah an sich herunter.
„Wie die verbotene Frucht... weshalb die Menschen aus dem Paradies vertrieben wurden...", meinte er und stand auf, strich an ihren Armen auf und ab.
„Ich kann mich erinnern, dass eine Schlange Eva dazu verführt hat...", sagte Hermine und legte ihre Arme auf seine Schultern.
„Die Schlange hat Eva nur daran erinnert, was sie wirklich will...", sagte Severus unschuldig.
„Wenn ich die verbotene Frucht bin, dann bist du Eva... und wer ist dann die Schlange?", fragte sie interessiert, als er sie gegen einen Schrank drückte.
„Vielleicht sind Eva und die Schlange ja eine Person", hauchte er an ihren Nacken, wurde aber, ebenso wie sie, aufgeschreckt als etwas gegen die Scheibe prallte.

Hermine stieß einen erschrockenen Schrei aus, Severus sah nach, Hermine stand hinter ihm, wollte aber auch sehen, was das Geräusch ausgelöst hatte.
„Scheint, als wäre ein Vogel gegen das Fenster geflogen...", meinte er, als er aus dem Fenster sah, „das ist in all den Jahren noch nie passiert. Wirklich... noch nie."
Hermine sah ihn, schüttelte die Gedanken aber ab, nahm seine Hand und zog ihn mit sich, „Komm, zeig mir deinen Garten."
Severus folgte ihr, er konnte die Gedanken nicht so einfach von sich schieben, lief die Treppen mit ihr herunter, öffnete die Tür zum Garten und flog mit dem Blick über die Umgebung, konnte aber nichts ausmachen.
Er spürte eine Bewegung an sich und sah an sich herunter, Hermine hatte ihm ein weißes weites Hemd angezaubert und eine dunkle weite Hose, es fühlte sich an wie Leinen, war angenehm luftig.
„Verboten gut", flüsterte sie von hinten an sein Ohr und kniff ihm leicht in den Po, dann lief sie nach draußen und sah sich um. Er hatte nicht zu viel versprochen.

Der Garten war ein einziges wildes Chaos, hatte seine ganz eigenen Strukturen. Farben um Farben schoben sich übereinander, ein Grün verlief in das nächste, wilde, ungezügelte Büsche und Sträucher wucherten rund um das hohe, saftige Gras.
Die Blumen im Garten verströmten einen ganz wunderbaren Duft und mischten sich mit den Kräutern zu ihrer Rechten.
Fast vor Kopf an der anderen Seite des Gartens stand ein großer Baum, seine Zweige und Äste wuchsen weit über die Gärten der anderen, aber niemanden schien es zu stören, Hermine vermutete, dass er verhext war und die Muggel den Baum als gar nicht so groß empfanden.
„Was ist das für ein Baum?", fragte sie und besah ihn sich, er war gut und gerne 15 Meter hoch.
„Eine Stein-Eiche... meine Mutter hat sie angepflanzt, sie hat sie so verhext, dass sie im Einklang mit mir wächst...", er schmunzelte bei dem Gedanken.
„Warum ist sie dann jetzt so riesig?", wollte sie interessiert wissen, besah sich eine tiefe Kerbe im festen Stamm.
„Mein Vater wollte ihn fällen... unangenehmer Zeitgenosse...", meinte er und zog die Augen zu Schlitzen, Hermine wartete darauf, dass er ihre Frage beantworten würde, er wollte nicht so recht mit der Sprache rausrücken.
„Warum ist der Baum so groß?", wiederholte sie neugierig. Er seufzte und sah sie an.

Je größer dein Herz wird, desto größer wird der Baum... sie wollte mich damit ermuntern freundlich und liebevoll zu sein...", meinte er leise und besah sich nun selbst den Baum.
Es war ihm irgendwie unangenehm, was Hermine wiederrum überhaupt nicht verstand. Es war eine wunderschöne Idee gewesen. Sie nahm seine Hand und drückte sie, lächelte ihn freundlich an, umarmte ihn und drückte ihn an sich.
Er strich ihr sanft über den Rücken und küsste ihren Nacken. Ein leichtes Rascheln in der Baumkrone ließ Hermine aufblicken, der Baum wuchs wieder ein Stück und sie freute sich umso mehr.
„Du Held", flüsterte sie ganz leise, er hörte es aber trotzdem und schmunzelte leicht. 

Severus zauberte eine Decke auf die Erde und setzte sich hin, lehnte sich an den Baum, Hermine setzte sich zwischen seine Beine und lehnte sich an ihn.
Die Sonne schien durch die Baumwipfel und streichelte ihre Wange, tänzelte über ihre Haare, erhellte Severus schwarze Augen.
„Es ist wunderschön hier", sagte sie und bestaunte das Leben in dem Garten, Vögel zwitscherten in der Eiche, hier und da sahen sie ein neugieriges Eichhörnchen, Schmetterlinge saßen auf den großen Blumen und Bienen und Hummeln flogen über die Wiese.
„Entschuldigst du mich kurz?", er stand auf, lief schnell ins Haus, Hermine lehnte sich an den Baum und schloss die Augen, ein lautes Knacken und Rascheln links von ihr ließ sie aufblicken, sie versuchte in dem Gebüsch etwas zu erkennen, konnte aber nichts ausmachen, eine plötzliche Kälte zog auf, sie fühlte sich unangenehm, als würde etwas oder jemand sie beobachten, sie nahm ihren Zauberstab, stand langsam auf und näherte sich mit gezücktem Zauberstab vorsichtig dem Busch.

„Hermine?", kam es plötzlich vom Haus, Hermine richtete erschrocken den Zauberstab auf Severus, der sie abwartend ansah, dann sprang ein kleines Eichhörnchen aus dem Busch und lief vor ihren Füßen zum Baum.
„Was ist los?", fragte er, als er zu ihr kam.
„Ich... schon gut...", sie sah nochmal zum Busch, schüttelte dann den Kopf und wandte sich Severus zu, „Was hast du da?"
„Ein Geschenk für dich", meinte er glücklich und reichte ihr die Schachtel.
Sie öffnete sie und zog eine silberne Kette heraus, an ihr hing eine kleine silberne Schlange. Sie sah sie fasziniert an, strich mit ihren Fingern über den Anhänger.
„Wenn du sie nicht tragen willst...", Severus war verunsichert, als sie nichts sagte.
„Doch! Sie ist wunderschön...", sie gab ihm die Kette, drehte sich um, er öffnete den Verschluss, legte ihr die Kette um den Hals, Hermine hielt ihre Haare nach oben, damit er die Kette wieder schließen konnte.
Er strich über ihre Schultern, gab ihr einen sanften Kuss auf die zarte Haut ihres Nackens.
„Danke Severus", ihr Blick schlug ihn fast um, so liebevoll war er. Sie streichelte seine Wange, zog ihn zu sich und legte ihre Lippen auf seine.
Sie setzte sich auf die Wiese, zog ihn mit sich, er sah sie etwas verwundert an, was sie auflachen ließ. Hermine ließ sich ins Gras sinken, sah in den Himmel und strich über ihre Kette.
Severus legte sich nach einer Weile zu ihr, sah aber nicht in den Himmel, sondern über ihr Gesicht; verlor sich in ihren rehbraunen Augen, den Sommersprossen, der perfekten Nase und den vollen Lippen.
In ihren Augen spiegelten sich die Weiten des Himmels, er sah die Wolken über ihre Augen gleiten.
Sie war wahrscheinlich das schönste, was seine Augen je erblickt haben und erblicken würden, so voller Leben, Liebe und Anmut. Er wurde von seinen eigenen Gefühlen so übermannt, dass ihm eine dicke Träne über die Wange glitt und sachte ins Gras fiel.

Hermine sah zu ihm, seine Augen waren nass, aber er lächelte. Sie robbte sich zu ihm und legte ihren Kopf auf seinen Arm, das Gesicht nah an seinem Hals. Er schloss die Augen und genoss ihre Nähe, legte eine Hand auf ihre Hüfte.

Offenbarung || Echos Where stories live. Discover now