Kapitel 26: Werwolfgespür

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Hermine drehte sich zu Severus, er tigerte aufgebracht in seinem Raum auf und ab, die ganze Körperhaltung sehr angespannt.
„Geht's dir gut?", fragte Hermine vorsichtig.
„Ich sollte ihn zurück in die Heulende Hütte hexen... da wo er hingehört...", knurrte er, lief schnell zur Tür, Hermine stellte sich ihm in den Weg.
„Hör auf", sie hielt seine Unterarme fest, an der Stelle, an der Remus gerade gedrückt hatte, Severus verzog schmerzerfüllt das Gesicht und sah auf seine Handgelenke, er zog den Stoff, der seine Arme verdeckte soweit es ging zurück, Hermine folgte seinem Blick, strich sich dann seufzend durch die Haare.
Seine Handgelenke waren blau, Remus hatte eine enorme Kraft.
Hermine lehnte sich an ihn, schlang ihre Arme um seinen Rücken und schloss die Augen.
„Was ist nur los mit ihm?", fragte sie leise und kraftlos.
„Das kann ich dir nicht beantworten... aber es gefällt mir ganz und gar nicht.", sagte er dunkel, sie spürte die Vibration in seinem Brustkorb.
„Hast du seine Augen gesehen? Das Grün hat sich durch das Braun gezogen, es hat die Kontrolle übernommen...", ihre Stimme war besorgt, „Ist sowas normal bei Werwölfen?"
„Nein... irgendetwas verändert sich an ihm... du solltest ihm aus dem Weg gehen bis wir wissen was es ist und was wir dagegen machen können...", Severus sah nachdenklich auf ihre Locken.
„Sei nicht albern...", sie wollte seine Bedenken abschütteln.
„Ich mache mir wirklich Sorgen um dich und deine Sicherheit... das ist nicht mehr Remus, er ist das komplette Gegenteil von dem, was wir kennen...", er löste sich und suchte ihren Blick.
Hermine dachte über seine Worte nach.
„Versprich mir bitte, dass du dich nicht in die Gefahr bringst..."
„Als hätte ich mich jemals in Gefahr gebracht", sie lachte, streichelte über seine Wange, „ich verspreche dir, mir wird nichts passieren.", sie nahm vorsichtig seine Hand und zog ihn mit sich mit.
„Was machst du?", wollte er skeptisch wissen.
„Ich muss mir deine Verletzungen ansehen, das geht am besten wenn du dich ausziehst.", sagte sie fürsorglich und lachte.
„Das ist eine wirklich gute Idee", er nickte, folgte ihr dann ins Schlafzimmer.

Nachdem Hermine seine Verletzungen begutachtet hatte und ihm die Schmerzen erleichterte, schlief sie schnell ein, Severus hingegen lag noch wach, er konnte einfach nicht aufhören an Remus zu denken, an diese unzähmbare Wut, die von ihm ausstrahlte.
Er hatte kein Buch über Werwölfe, aber er wusste, wo er welche finden würde. Er stand auf, sah nochmal auf Hermine, sie schlief friedlich, ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen, welches sich nun auf seine schlich. Er zauberte sich seine Roben an, legte einige Schutzzauber über seine Räume, nur zur Sicherheit, dachte er und machte sich mitten in der Nacht auf zur Bücherei.

Die Flure waren leer, ein Glück, er hatte keine Lust irgendwelche Schüler auf den Gängen zu erwischen und sich mit ihnen rumärgern zu müssen. Er ging direkt in die Verbotene Abteilung und suchte nach einem Buch über Werwölfe, fand recht schnell eins und fing an zu lesen.
Die Natur eines Werwolfs passt sich stets den äußeren Begebenheiten an, er unterscheidet nicht zwischen Feind und Freund wenn er verwandelt ist, in der menschlichen Gestalt allerdings, erspürt das Werwolfwesen in ihm Gefahren und passt die Stärke der Verwandlung an.", Severus blickte auf, dachte nach, „Der/die betroffene Zauberer oder Hexe leidet unter starken Verwandlungsschüben schon Tagen vor Vollmond, seine Sinne sind gespitzter, er ist insgesamt aggressiver und angespannter und greift selbst in menschlicher Gestalt Freunde und Verbündete an, wenn er das Gefühl hat, sie stellen eine Gefahr für ihn dar."
Remus ist nicht einfach nur böse, er spürt etwas... der Werwolf in ihm reagiert darauf, kombinierte er innerlich.

Ein plötzliches dumpfes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken, er sah auf, es war dunkel in der Bücherei, aber Severus hatte gute Augen. Er hörte leise Schritte, Stoff über den Boden rauschen. Er kopierte schnell die Seite aus dem Buch, steckte sich die Seite ein und verstaute das Buch wieder im Regal. Auf leisen Sohlen schlich er durch die Buchreihen, den Zauberstab gezückt und bereit ihn einzusetzen. Er spürte eine Kälte hinter sich aufziehen und hielt inne, dann drückte sich Holz in seinen Hals, er schluckte.
„Für einen ehemaligen Todesser sind Sie sehr unaufmerksam, Professor", hörte er eine weibliche Stimme hinter ihm. Er drehte sich langsam um, konnte seinen Augen nicht trauen.
„Was machen Sie hier?", fragte er aufgebracht.
Remus blonde Freundin stand vor ihm, diejenige, die vor einigen Stunden aus dem Schloss gerauscht war.
„Die Frage ist, was machen Sie hier?", sie starrte in seine Augen, Severus fühlte die Kälte wieder in seine Glieder strahlen, irgendetwas hatte diese Frau an sich, was ihm ganz und gar nicht gefiel.
„Ich arbeite hier, was man von Ihnen nicht behaupten kann.", er zog eine Augenbraue nach oben, musterte sie von oben bis unten.
„Machen Sie Überstunden, Professor?", fragte sie mit einem lasziven Lächeln.
„Sie sollten das Schloss verlassen. Die Schulleitung hält nichts von unangemeldeten Gästen.", schnarrte Severus, ging nicht auf ihre Flirtversuche ein.
Catrice lächelte, entfernte sich dann von Severus, ging aus der Bücherei und war verschwunden.
Schnell lief Severus wieder in den Kerker, die Begegnung mit der Frau lösten in ihm verschiedene Gefühle aus.

„Wo warst du?", wollte Hermine aufgebracht wissen, „Es ist Mitten in der Nacht."
„Ich musste etwas nachschauen...", Severus zog die kopierte Seite aus der Tasche und gab sie Hermine, sie las sie schnell durch und dachte nach.
„Was für eine Gefahr denn?", wollte Hermine wissen. Severus nahm ihre Hand, zog sie mit zur Couch und setzte sie beide hin.
„Die graue Augen, die blonde Haare", er stoppte, als er das aussprach, „ich habe in der Bücherei gerade eine merkwürdige Begegnung mit Catrice gehabt..."
„Was macht die denn noch hier?", wollte Hermine sauer wissen.
„Das würde ich auch zu gern wissen. Sie wusste, dass ich ein Todesser war... sie hat blonde lange Haare, graue Augen..."
„Du meinst ich habe Catrice gesehen? Das war doch Wochen bevor Remus sie angeschleppt hat...", Hermine schüttelte den Kopf.
„Irgendetwas stimmt mit ihr nicht.", sagte Severus.
„Das ist offensichtlich... ich würde gerne wissen wo Remus sie getroffen hat.", Hermine musterte Severus, kniete sich dann auf die Couch und krabbelte zu ihm, lehnte sich auf seine Brust und küsste ihn.
„Was wird das?", er lachte leicht in den Kuss.
„Wenn wir schon wach sind... außerdem muss ich dir diese Frau aus dem Kopf holen, ansonsten gehst du vielleicht noch öfter in die Bücherei nachts...", meinte sie mit einem Grinsen im Gesicht.
„Das wird nicht passieren, das kannst du mir glauben", knurrte er, küsste sie und zog sie aus.

Nachdem die beiden am nächsten Morgen zum Unterricht gingen und die Stunden hinter sich brachten ging Hermine zu Remus Räumen, sie wollte mit ihm reden, sie empfand sein Verhalten als inakzeptabel, sowohl Severus als auch ihr gegenüber.

Wenn es wirklich an seinen Werwolfgenen liegt, dann kann er überhaupt nichts dafür, vielleicht merkt er es nicht mal..., warf ihre Stimme ein.
Sie klopfte nachdenklich an seiner Tür, welche recht schnell geöffnet wurde.
„Hermine", stellte er matt fest, „was gibt's?"
„Darf ich reinkommen?", fragte sie mit einem leichten Lächeln.
Remus gab den Weg frei, ließ Hermine eintreten und schloss die Tür.
„Weißt du, dass Catrice gestern Nacht noch im Schloss war?", wollte sie wissen und sah vorsichtig zu Remus.
„Sie ist nachhause gegangen nachdem ihr beide diese dummen Sprüche abgelassen habt", gab er sauer zurück.
„Nein... sie war in der Bücherei, Severus hat sie gesehen."
„Was macht Severus nachts in der Bücherei?", fragte er mit zusammengezogenen Augen.
„Lesen? Keine Ahnung. Aber er hat sie gesehen."
„Natürlich. Es ist überhaupt nicht merkwürdig, dass er Catrice nachts in der Bücherei sieht, nachdem wir uns am Abend vorher gestritten haben.", höhnte Remus, er war wieder so angespannt.
„Was willst du damit sagen?", fragte Hermine.
„Du bist doch sonst so schlau, oder hat er dir das Hirn rausgevögelt?", er machte einen großen Schritt auf sie zu, sah sie böse an. Hermine holte aus und gab ihm eine Ohrfeige, sie starrte ihn aufgebracht an.

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