Kapitel 37: „Erinnerst du dich?"

1K 86 11
                                    


Sie lief schnell nach oben durch die Eingangshalle, raus über die Ländereien zu dem See.
Noch konnte sie niemanden sehen, aber sie war noch recht früh, also ging sie ein Stück näher zum Ufer und starrte auf die ruhige Wasseroberfläche.
Es war so friedlich, ein kalter Wind umschloss Hermine, sie fing an zu frösteln und zog den Umhang näher um sich. Ein kleines Blubbern vor ihr unter der Wasseroberfläche zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, sie legte den Kopf schief und versuchte irgendetwas auszumachen, aber sie sah nichts.
Noch ein Blubbern, sie zog die Augenbrauen zusammen, beugte sich nach unten, langsam wurden die Wellen, die durch das Wasser liefen wieder zu einer glatten Oberfläche, sie konnte ihr Spiegelbild erkennen, die braunen Locken hingen ihr tief ins Gesicht, sie besah sich ihr Gesicht, die Kälte hatte ihr ein wenig Farbe in die Haut gezaubert.
Hermine wollte sich gerade wieder hinstellen, als sich ein Gesicht in das Bild schob, hinter ihrem Kopf erschien ein blonder Haarschopf, graue kalte Augen und ein hämisches Grinsen, noch bevor sie sich umdrehen konnte spürte sie einen dumpfen Schlag auf dem Hinterkopf und verlor Sekunden danach die klare Sicht, glitt schnell in tiefe Dunkelheit.
*
Severus hatte sich wieder angezogen und ging mehr oder weniger schlecht gelaunt in Richtung Große Halle, es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Hermine mit Remus alleine am See sprechen wollte. Es wäre niemand da, der schnell eingreifen könnte, kein Schüler vor denen Remus sich zusammenreißen müsste.
Er knurrte über seine eigene Gedanken, bog scharf um eine Ecke und prallte in einen anderen Körper.
„Passen Sie gefälligst- Remus?", er erkannte in wen er gerannt war und staunte nicht schlecht.
„Stell dir vor Severus, ich bin es wirklich", gab der Werwolf genervt zurück, er hatte keine Lust mit Severus zu reden, geschweige denn zu diskutieren.
„Was machst du hier? Und wo ist Hermine?", ging gar nicht auf den bissigen Kommentar von Remus ein.
„Ich gehe essen... wo soll Hermine sein? Müsstest du das nicht besser wissen als ich? Ich hab sie seit Wochen nicht gesehen.", gab er wieder böse zurück.
„Du wolltest dich doch mit dir treffen.", Severus musterte ihn.
„Ich? Nein... garantiert nicht.", Remus schnaubte.
„Doch... vor dem Abendessen an der Stelle, wo du sie zur ersten Lehrerbesprechung abgeholt hast...", er bestand darauf.
„Ich sage es gerne nochmal: ich wollte mich nicht mit Hermine treffen, ich gehe ihr aus dem Weg.", sagte er überdeutlich, wollte sich dann umdrehen, als Severus ihn am Arm festhielt.
„Remus ich warne dich, wenn du hier Spielchen spielst, dann ziehst du den Kürzeren.", zischte Severus und kam bedrohlich nah.
Der Werwolf zog die Augen zu Schlitzen, löste seine Hand von seinem Arm, „ich spiele keine Spielchen.", riss sich von ihm los und stürmte durch die Eingangshalle.
„Wo willst du hin Lupin?", rief Severus ihm nach und folgte dann mit wehendem Umhang.
„Gucken, ob sie am See ist!", antwortete Remus, Severus holte ihn schnell ein, zusammen liefen die beiden Männer zu der im Brief beschriebenen Stelle, Severus hielt Ausschau nach ihr, Remus versuchte einen Geruch auszumachen.

„Da, das ist die Stelle", er zeigte auf einen Baum nahe am Ufer des Sees.
„Hier ist niemand.", Severus sah sich um, „HERMINE?", seine dunkle Stimme hallte laut über den See bis in den Verbotenen Wald.
Er drehte sich um sich selbst, versuchte etwas in der aufziehenden Dämmerung ausmachen zu können, sah aber nichts.
„HERMINE??", wiederholte er seinen Ruf, ging einen Schritt rückwärts und stolperte über etwas am Boden liegendes.
Er hob es auf, es war länglich, mit einem silbernen Schlangenkopf als Griff, er schluckte, drehte sich zu Remus und zeigte ihm den zufälligen Fund.
„Remus...", Severus Stimme zitterte, „ist Kingsley sich sicher, dass er in Askaban sitzt?"
„Das kann nicht sein Severus", Remus schüttelte den Kopf, als würde er sich nicht eingestehen wollen, was seine Augen da sahen, „das kann einfach nicht sein"
„ES IST SEIN STOCK", donnerte der Schwarzhaarige, dann rannte er zurück zum Schloss, in die Kerker, Remus folgte.
*
Hermine wurde nur langsam wieder wach, ihr Kopf dröhnte, ihr Körper fühlte sich schwer wie Blei an, als würde an jedem Glied Gewichte hängen.
Sie versuchte ihren Kopf oben zu halten, glitt aber immer wieder in eine andere Welt, ein dumpfes Geräusch drang langsam in ihre Ohren, als würde etwas auf den Boden aufschlagen, immer und immer wieder.
Sie sah sich müde um, als sie ihre Augen offen halten konnte, ihre Haare klebten in ihrem Gesicht, in ihrem Mund hatte sie einen unangenehmen Geschmack von Eisen, vermutlich blutete sie.
Es war ein schmutziger, staubiger großer Raum. Kalter Wind pfiff durch die zerstörten Fenster, trugen die trockenen braunen Blätter hinein und warfen sie unsanft auf den Teppich unter ihr.
Die Wände und Böden waren mit Dreck beschmiert, ansonsten hätten sie vermutlich weiß gestrahlt. Sie kannte diesen Raum, irgendwoher kannte sie ihn, sie war schon einmal hier gewesen.
„Na? Erinnerst du dich?", schreckte eine schneidend kalte Stimme sie auf, sie sah sich panisch um, konnte aber niemanden ausmachen.
Er lachte, Hermine wusste mit dem ersten Wort wer es war, eine tiefe Angst machte sich in ihr breit.
„Damals hatte Bellatrix das Vergnügen... heute werde ich dich quälen.", sie hörte das Grinsen in seiner Stimme und schluckte.
„Aber du wirst nicht mit einer einfachen Narbe davon kommen, das verspreche ich dir", flüsterte er plötzlich in ihr Ohr, sein heißer Atem flog über ihren Hals, sie hätte sich am liebsten übergeben.
„Lass mich frei Lucius", stotterte sie, „Severus wird die Auroren informieren und dann werden sie nach mir suchen... du hast die Chance noch umzukehren... du musst das nicht machen..."
„Du hast recht", er schritt in ihr Blickfeld, hockte sich nah vor sie auf den Boden und hielt ihr Kinn fest, „ich muss das nicht machen. Aber ich will es", ein irres Lächeln erreichte seine Lippen, „die Auroren sind so blind... seit der Dunkle Lord vernichtet ist sind sie blind für das Böse... ich bin schon vor Monaten aus Askaban geflohen... weißt du noch, wann du deinen ersten schlechten Traum hattest?", er grinste, biss sich vor Freude auf die Lippe, der Wahnsinn stand in seinen Augen geschrieben.
„Du warst das... die ganze Zeit über", hauchte sie fassungslos, die grauen kalten Augen, das grässliche Grinsen, die blonde Haare.
„Nicht mal Remus hat etwas gemerkt, als ich ihn als Catrice dazu gebracht habe mich noch näher an dich ranzulassen... er wurde nur aggressiver... was er, zu meiner Freude, gegen dich eingesetzt hat", er tätschelte leicht ihre Wange, schlug ihr dann hart ins Gesicht.
Sie keuchte, die geschlagene Wange färbte sich sofort blutrot, Tränen sammelten sich in ihren Augen.
„D-d-du warst Catrice?!", sie sah ihn angewidert an, „was hast du Remus angetan?!", schrie sie aufgebracht.

Offenbarung || Echos Where stories live. Discover now