Kapitel 32: Zusammen

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„Hermine?", er legte den Kopf schief und ging mit schnellen Schritten zu ihr, drehte sie zu ihm und nahm sie sofort in die Arme, sie fing heftig an zu schluchzen und suchte Halt an seinem Rücken.
„Ich kann das nicht mehr... ich kann das einfach nicht", nuschelte sie an seinem Ohr, krallte sich in den Stoff, „es gibt da etwas, was ich dir sagen muss, wirklich..."
„Hermine, es gibt nichts auf der Welt, was meine Meinung über dich verändern wird. Egal, was es ist. Du bist mir so wichtig... warum machst du dich selbst so verrückt?"

Sie dachte nach, was würde es bringen, wenn du ihm das jetzt sagst? Denk doch mal nach Hermine, er ist total vernarrt in dich, würde es etwas an eurer Beziehung verändern? Vermutlich nicht und wenn ja dann höchstens zum Schlechteren. Lass es einfach ruhen.
„Rede bitte mit Remus, ich sag das nicht gern, aber je länger diese Sache sich fortsetzt umso angespannter wird es. Komm, ich bring dich zu ihm.", er strich ihr durch die Haare, suchte ihren Blick, sie schüttelte den Kopf, „ich kann nicht... ich will nicht...", sie löste sich aus seinem Griff und ging rückwärts, schüttelte weiter den Kopf, stolperte plötzlich und fiel gegen das Geländer, Severus packte schnell ihre Hand und zog sie wieder zu sich.
„Ist ja gut, du musst dich nicht gleich vom Turm stürzen wollen... du musst nicht zu Remus. Du musst ihn nie wieder sehen wenn du nicht willst", Severus versuchte gespielt locker zu sein, aber ihm saß der Schock in den Knochen.
Er ging mit ihr im Arm schnell vom Turm, die Treppe nach unten, als die Gänge des Schlosses sie umgaben fühlte er sich ein wenig beruhigter.
Zusammen gingen die beiden nach unten in den Kerker, er hätte sie gerne weiter im Licht gelassen, aber er vermutete, dass sie ungern in ihr Zimmer wollte.

Unten angekommen schob er sie ins Wohnzimmer, setzte sie auf die Couch und tigerte dann in seinen Räumen hin und her, er würde noch wahnsinnig werden.
Je länger sie sich wieder in Hogwarts aufhielt, desto schlechter ging es ihr. Sie war ein einziges Nervenbündel, was an den Träumen, dieser drohenden Gefahr und vor allem Remus lag.
Er ging schnell zu ihr, hockte sich vor sie, nahm ihre Hände und musterte ihr Gesicht. Ihre Augen waren leicht geschwollen und glasig, die Nasenspitze war ebenfalls leicht rot, das Gesicht ansonsten blass. Traurige, matte Züge hatten sich auf ihr schönes Gesicht gelegt, sie wirkte abgeschlagen und kraftlos, wie eine Blume, die zu wenig Wasser bekam.

„Hermine, vielleicht war es ein Fehler wieder hier her zu kommen... Es geht dir jeden Tag schlechter wenn du hier bist. Du hast Alpträume, du hast Angst, du isst nicht richtig.
Du blühst außerhalb dieser Mauern auf, das ist nicht richtig. Ich bin so froh, dass du zu mir zurück gekommen bist, aber ich kann es nicht ertragen zu sehen, dass du daran zu Grunde gehst. Das hast du nicht verdient...", fing er an, sie konnte den Schmerz in seiner Stimme spüren, was ihr wieder die Tränen in die Augen trieb.
„Was soll das heißen? Willst du mich wegschicken?", ihre Stimme zitterte, sie krallte sich an seine Robe, sah ihn panisch an.
„Ich würde dich nie wegschicken... ich möchte dir die Chance geben zu gehen.", sagte er leise.
„Und wann sehen wir uns dann?", ihre Augen musterten sein Gesicht, er sagte nichts, „wann sehen wir uns?"
Er schüttelte leicht den Kopf, „wir würden uns nicht mehr sehen, du würdest immer weiter an Remus erinnert werden wenn du mich siehst... damit wäre dir nicht geholfen."
„Du willst dich von mir trennen?", hauchte sie, eine dicke Träne rann über ihre Wange.
„Nein, das will ich nicht... aber vielleicht muss ich es.", seine Stimme hörte sich an, als hätte er einen Kloß im Hals.
Hermine sah ihn fassungslos an, sie weinte heftig, die Tränen strömten aus ihren Augen, verschleierte ihr die Sicht, sie schüttelte wild den Kopf, stand auf rannte an ihm vorbei durch das Schlafzimmer ins Bad.

Severus seufzte, er wusste, dass die Möglichkeit bestand, dass sie so reagieren würde, er konnte es ihr nicht verübeln.
Er hörte die Dusche, stand auf und folgte ihr ins Badezimmer, die Tür stand offen. Er lugte um die Ecke, sie stand mit Anziehsachen unter dem Strahl. Er ging zu ihr, wollte sie aus der Dusche ziehen, als er feststellte, dass das Wasser eiskalt war, sie zitterte am ganzen Körper, die Augen tränten immer noch.
„Hermine komm raus", er stellte das Wasser aus, wollte sie rausziehen, aber sie wehrte sich mit ihrer ganzen Kraft. Er atmete tief ein und aus, massierte sich kurz die Nasenwurzel, wenn sie nicht zu ihm kommen würde, müsste er zu ihr kommen. Er befreite sich schnell von seiner Kleidung, stieg zu ihr, drehte sie zu sich und umarmte sie wieder. Das Wasser, was an ihr haftete legte sich auf seine Haut, er fröstelte kurz.
„Was machst du für Sachen?", flüsterte er in ihr Ohr, legte die Hände an ihre nassen Klamotten und zog sie ebenfalls aus, was sie zuließ, dann stellte er das warme Wasser an und wärmte sie auf.

„Schick mich nicht weg... bitte, wenn ich nicht bei dir bin... das halte ich noch weniger aus.", stammelte sie.
„Beruhige dich, ich schick dich nicht weg, wenn du nicht gehen willst. Du bleibst bei mir, ich bleib bei dir.", versprach er ihr, fuhr an ihrem Rücken auf und ab.
Hermine löste sich aus der Umarmung, „versprich es mir"
„Ich schwöre es. Wir bleiben zusammen.", seine dunkle Stimme hallte von den Wänden wider.
Sie schloss beruhigt und entspannt die Augen, eine allerletzte Träne stahl sich aus dem Rehbraun, dann sah sie ihn an und fing an ihn zu küssen, erst vorsichtig und sanft, als er den Kuss erwiderte wurden beide immer stürmischer und wilder.
Die ganzen angestauten Emotionen entluden sich in einer unheimlich intensiven Knutscherei, die nach mehr verlangte.
„Hier oder im Bett?", fragte er atemlos und küsste ihren Hals.
„Hier und im Bett", gab sie zurück, vergrub ihre Finger in seinen Haaren und zog ihn zu sich hoch, vereinte ihre Lippen wieder mit seinen.

Als sie an diesem Abend miteinander schliefen, mehrmals, fühlte es sich für beide irgendwie anders an, es war zerbrechlich, als hinge etwas am seidenen Faden, als würden beide vor der Klippe kurz vor dem Sturz stehen. Es fühlte sich intensiv und intim an, verbunden.
Wenn sie von der Klippe stürzen würde, dann zusammen, wenn sie zerbrechen würden, dann zusammen, wenn sie in der Dunkelheit versinken würden, dann zusammen und das war für Hermine der größte Trost, die größte Loyalität.
Sie hatte an diesem Abend das Gefühl sie könnten alles durchstehen, überstehen, verstehen- zusammen.
Völlig erschöpft schliefen sie aneinander gekuschelt ein, die Arme des jeweils anderen gaben ihnen beiden Halt, sowohl auf Severus' als auch auf Hermines Gesicht hatte sich ein kleines Lächeln gelegt.

Die Tage zogen schnell an ihnen vorbei, Remus und Hermine gingen sich gegenseitig aus dem Weg, nach einigen Tagen konnte Hermine wieder einen Fuß in ihre Räume setzen, sie hatte den Schock überwunden und mittlerweile überwiegte die Wut auf Remus.
Severus kam viele Male zu ihr, er wollte ihr ebenfalls schöne Erinnerungen in diesen Räumen bescheren, die sie dann mit ihm verknüpfen würde.
„Du und deine positiven Verstärker... das ist klassisches Konditionieren was du hier mit mir machst... das macht man bei Hunden, oder kleinen Kindern", sie lachte, als er wieder anfing sie auf ihrem Sofa zu massieren.
„Mit dem kleinen Unterschied, dass ich Hunde oder kleine Kinder nicht so massieren würde", er küsste mit einem kleinen Schmunzeln ihren Nacken, leckte leicht über die zarte Haut.
„Das will ich dir auch raten...", hauchte sie, als sie die Augen schloss und sich auf seine Berührungen konzentrierte.
Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung und küsste ihn, drehte sich auf dem Sofa zu ihm um und legte sich mit ihrem Gewicht auf ihn, er ließ sich lachend nach hinten sinken, damit sie komplett auf ihm lag.

Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Gedanken, Hermine sah auf.
„Lass es klopfen, wir haben besseres zu tun", nuschelte er an ihrem Hals.
„Was ist, wenn es McGonagall ist?", fragte sie lachend, drückte ihn zurück auf das Sofa.
„Dann klopft sie später nochmal", er drückte sich wieder hoch, presste ihr seine Lippen auf den Mund.
Es klopfte tatsächlich nochmal, Hermine drückte ihn wieder auf das Sofa, sah ihn intensiv und eindringlich an, küsste ihn noch intensiver und brachte ihm zum Schweigen. Dann stand sie auf, richtete ihre Kleidung und öffnete die Tür.

Es war nicht McGonagall, die sie gestört hatte, sondern Remus. Er stand nervös mit einem Strauß Blumen vor der Tür und hielt ihn ihr hin.
„Maiglöckchen?", fragte skeptisch, besah sich den Strauß.
„Die Frau im Blumenladen sagte, dass Maiglöckchen am besten wären um sich zu entschuldigen... Sie wären das Symbol für etwas Neues...", er lächelte verlegen.
Hermine nahm ihn an, ein dunkles Räuspern zog Remus Aufmerksamkeit auf sich, Severus stand auf, gab Hermine einen kleinen Kuss auf den Kopf, „ich lass euch allein, ja?"
Hermine nickte, dann nickte er Remus zu und verließ die Räume. Sie atmete tief ein und aus, „dann komm rein Remus", sie machte den Weg frei und ließ ihn eintreten.

Der Werwolf ging zügig in ihr Wohnzimmer, sah sich um, alles war wieder wie früher. Nichts erinnerte mehr an die Verwüstung durch ihn.
„Ich weiß nicht was ich sagen soll... das alles, meine ganze Art, meine ekelhafte Art dir gegenüber... es war alles wie verschleiert, da war nur noch Angst und Wut und das hab ich alles an dir ausgelassen.", entschuldigte er sich.
„Und an Severus", fügte Hermine hinzu.
„Severus", er knurrte leicht.
„Ich frag mich wirklich, was du gegen ihn hast", sie schüttelte aufgebracht den Kopf.
Er atmete tief, fing leicht an zu zittern, „lass uns bitte nicht über ihn reden.", sagte er gepresst.

Offenbarung || Echos Where stories live. Discover now