Kapitel 33: Die Offenbarung

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„Remus, du machst es mir im Moment nicht leicht dich zu mögen, ganz ehrlich.", sie legte den Kopf schief und musterte ihn.
„Nein? Vielleicht weil ich nicht so bin wie Severus?!", er ballte die Hände zu Fäusten.
„Du musst nicht sein wie Severus, sondern wie Remus, wie der Remus, den ich vor fast 10 Jahren kennengelernt habe... ist das zu viel verlangt?", sie war wieder einmal traurig, seinetwegen.
„Ja, das ist zu viel verlangt. Wir sind alle nicht mehr so wie vor 10 Jahren... vor 10 Jahren hättest du nicht mit Severus geschlafen.", spie er ihr entgegen.
„Geh.. geh einfach. Es hat keinen Sinn mit dir zu reden, wir drehen uns im Kreis.", sie hatte kein Lust mehr mit ihm zu reden.
„Weiß er es?", wollte er angespannt wissen, machte einen großen Schritt auf sie zu und packte sie am Arm.

„Weiß er es Hermine?", fragte Remus aufgebracht, sie spürte deutlich, dass seine Verwandlung nicht mehr viele Nächte entfernt war.
„Weiß er was??", fragte sie ebenso aufgebracht und riss sich von ihm los.
„Das mit uns! Weiß er, dass wir miteinander geschlafen haben?", fragte er laut, danach war es mucksmäuschenstill im Raum, Hermine schluckte, Remus atmete heftig.
„Nein, ich hab es ihm nicht gesagt.", sagte Hermine ruhig und sah ihn verwirrt an.
„Warum nicht?", er wurde wieder laut.
„Remus es war ein einziges Mal, vor mehr als drei Jahren...", ihre Stimme war schwach, sie schüttelte fassungslos den Kopf, ließ die Schultern matt hängen.
„Und das bedeutet nichts? Hat das nichts zu bedeuten?", er zitterte vor Wut.
„Es hat nichts bedeutet, es war ein Fehler.", sie versuchte ihn zu beruhigen, „Es war ein schöner Abend und wir haben Wein getrunken... aber... es war eine einmalige Sache, ich dachte wir hätten das geklärt... ich mag dich als Freund, du bist mir wichtig, Teddy ist mir wichtig... ist es das, was dich so wütend macht? Das sollte nicht zwischen uns stehen.", sie sah ihn traurig an, ging zu ihm.

Remus wich ihr aus, ging an ihr vorbei und stellte sich an das Fenster, er musste sich selbst beruhigen, er wusste, dass wenn er sich nicht ein wenig entspannte das Ganze böse enden könnte und das wollte er auf keinen Fall, nicht wieder.
Er lehnte seine Stirn an das kalte Glas und schloss die Augen, atmete tief ein und aus.

„Wenn du willst, dann sag ich es ihm... noch heute. Wenn es für dich so wichtig ist, dann mache ich reinen Tisch.", sagte sie leise, sie hatte sich ihm vorsichtig genähert.
„Alles was ich wollte war... dass es für dich genauso bedeutend war, wie für mich... aber das war es nicht und das wird es auch nicht.", er drehte sich langsam um, sah sie traurig lächelnd an.
„Es tut mir leid", sagte sie leise und senkte den Blick.
Er ging zu ihr, drückte ihre Schulter und gab ihr einen kleinen Kuss auf den Kopf, dann ließ er sie stehen und verließ ihre Räume, Hermine sah ihm traurig hinterher.

Das alles, Remus Veränderung war ihre Schuld, er war wirklich in sie verliebt und das nicht erst seit gestern, vermutlich schon seit der Nacht, in der sie miteinander geschlafen hatten.
Hermine griff unachtsam um sich und warf den Gegenstand, den sie als erstes in die Finger bekam, hart gegen die Wand. Es war wieder einmal das Buch, was Severus ihr geschenkt hatte, was die Wut aushalten musste.
Warum hab ich das nicht gemerkt? Warum ist es mir nicht aufgefallen, fragte sie sich.
Die Schuld drohte sie aufzufressen, sie war kurz davor zu zerbrechen, in den Abgrund zu stürzen.
Remus Offenbarung riss ein tiefes Loch in sie, sie hatte den Schmerz und die Enttäuschung gespürt, die Liebe, die zerbrochen vor seinen Füßen und nun vor ihr im Raum lag.
Sie hatte das Gefühl die Wände ihrer Räume würden auf sie zu kommen, würden sie zerdrücken wollen, sie bekam kaum noch Luft, als würde sich ihre Kehle zuschnüren. Sie musste raus, raus aus dem Wohnzimmer, raus aus der Offenbarung, die immer noch im Raum lag. Severus, sie musste zu ihm, musste ihm die Wahrheit sagen und sich von der Schuld befreien.
Hermine fühlte sich wie im Rausch, die Welt um sie herum drehte sich, der kalte Schweiß legte sich auf sie, ein Außenstehender hätte wahrscheinlich vermutet, dass sie betrunken wäre.
Schneller als gedacht war sie in den Kerkern angekommen, wollte gerade an seine Tür klopfen, als sie eine Figur hinter einer Ecke verschwinden sah, sie konnte noch blonde lange Haare ausmachen, dann wurde es schwarz.

„Hermine, Hermine aufwachen!", eine dunkle Stimme dröhnte in ihrem Kopf, holte sie zurück in das Hier und Jetzt.
Sie spürte eine flache Hand an ihrer Wange, die sie leicht wachschlug. Sie zuckte und setzte sich auf, hielt sich den Kopf und sah sich um.
Sie lag auf Severus Bett, er saß neben ihr und sah sie besorgt an.
„Ist alles in Ordnung?", fragte er, strich über ihre Wange.
„Ich... ich hab mit Remus geschlafen", stammelte sie, das war das erste, was ihr wieder einfiel. Sie wollte Severus die Wahrheit sagen.
„Jetzt gerade vor meiner Tür?", er zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und lachte leicht.
„Was? Nein... vor 3 Jahren, es war nur einmal, das musst du mir glauben. Wir haben getrunken und wir haben uns beide einsam gefühlt, es tut mir so leid...", sie weinte wieder, die Schuld war immer noch da, genau wie das schlechte Gewissen.
„Severus bitte, es tut mir leid. Das war ein Fehler, ein einmaliger Ausrutscher-"
„Ist schon gut", er unterbrach ihre energische Rede und schloss sie in die Arme, „ich hab dir gesagt, dass nichts meine Meinung über dich ändern wird.", er strich ihr behutsam über den Kopf.
Hermine konnte nicht glauben, was er sagte, wie konnte er ihr so ohne weiteres verzeihen? Ohne Wut oder Groll, einfach so.
„Hast du verstanden, was ich dir gerade gesagt hab Severus?", fragte sie, suchte seinen Blick.
„Das habe ich sehr gut verstanden", er lachte leicht, „du hast mit Remus geschlafen vor 3 Jahren."
„Bist du nicht sauer? Du solltest mich hassen oder wenigstens sauer sein...", sagte sie beschämt.
„Ich bin nicht sauer, das ist Vergangenheit. Du hast dich für mich entschieden, was will ich mehr? Wir haben alle unsere Erfahrungen und Erlebnisse gemacht... das Vergangene sollte nicht das Kommende bestimmen. Es tut mir leid für Remus, dass er so darunter leidet. Ich hab dir gesagt, dass er in dich verliebt ist... aber ich werde mein Glück, was ich in dir gefunden habe für nichts auf der Welt aufgeben.", er streichelte ihren Nacken, gab ihr das Gefühl von Wärme, Geborgenheit, Akzeptanz, „Ich würde dir alles vergeben was es zu vergeben gibt. Du brauchst keine Angst haben, keine Scham, kein schlechtes Gewissen."

Sie hob den Blick und suchte nach der Wahrheit in seinen Augen, er meinte das alles vollkommen ernst ohne den geringsten Hauch eines Zweifels. Sie hatte sich so viele Gedanken gemacht, wie er es wohl aufnehmen würde, ob er sauer wäre, dass ihre Beziehung vermutlich vorbei wäre wenn er die Wahrheit wüsste, aber nein.
Er war einfach für sie da, wieder einmal war er einfach nur für sie da, wollte, dass es ihr gut ging.
„Ich weiß nicht wer wen gerettet hat in der Nacht der Schlacht... ich dich oder du mich...", sie streichelte seine Wange, strich ihm eine Haarsträhne nach hinten und blickte in die funkelnde Dunkelheit, die aus seinen Augen strahlte, „Triff mich dort, wo das Ende beginnt; in Echos. Wo deine Welt ‚Ich' bin; und meine Welt ‚Du' bist", flüsterte sie, lehnte sich an ihn.

„Am Ende sind wir die Welt des Anderen?", fragte er leise und dunkel, dachte über Ihre Worte nach.
„In den Echos sind wir eins, dem Nachklang der Welt, die einmal war... ein Widerhall der Wirklichkeit nur sehr viel leiser, ruhiger, friedlicher.", sie sah auf.
„Das klingt mir zu sehr nach Abschied", er legte den Kopf schief, küsste ihre Stirn.
„Es wird nie einen Abschied zwischen uns geben", sie lächelte ihn an, streichelte über die Narbe an seinem Hals, „es ist nur ein kleines Gedicht... ein Stück Poesie, Perry Poetry um genau zu sein."
„Poesie handelt immer von Abschied... es ist auf Papier gebrachter Schmerz", gab er dunkel zurück, er las gerne Poesie, aber sie war meist wirklich traurig und schwer, brachte ihn dazu nachzudenken, was vermutlich der eigentlich Sinn dieser Worte war.
„Manchmal handelt Poesie auch von unsterblicher Liebe", ihre Finger glitten über seine Knöchel, seinen Unterarm; das Dunkle Mal war tatsächlich komplett verschwunden, nichts deutete mehr darauf hin, dass Severus einst den falschen Weg gewählt hatte.
„Spätestens seit dem dunklen Lord wissen wir, dass nichts unsterblich ist.", er schnaubte leicht, „Hab ich mich eigentlich je richtig dafür bedankt, dass du mir das Leben gerettet hast?", er fing an ihrem Hals zu küssen.
„Mh du hast ein kleines Danke gemurmelt... aber ich wäre bereit für ein... körperliches Danke.", sie knöpfte seine Robe auf, schob den schweren Stoff von seinen Schultern, liebkoste seine Haut mit ihren Lippen, sog den alles umhüllenden Kräuterduft ein, machte sich dann daran seine Hose zu öffnen, er befreite sie von ihrer Kleidung und schon bald saßen sie sich nackt gegenüber.

Wie damals in Hagrids Hütte in einer Mai Nacht 1998, in der sie schon ihr Ende sahen, in der Nacht, in der die Echos über sie eingebrochen sind, in der er ihre Welt war und sie seine.
Obwohl mittlerweile sechs Jahre vergangen waren, seit dieser Nacht, schienen sich beide kein Stück verändert zu haben, wobei beide wussten, dass das nur eine Illusion war.

Offenbarung || Echos Where stories live. Discover now